Dollarschwäche erschüttert Weltmärkte

Der US-Dollar verzeichnet deutliche Verluste, während Handelsstreitigkeiten globale Märkte erschüttern. Experten warnen vor weiteren wirtschaftlichen Folgen.

Dollarschwäche erschüttert Weltmärkte
Kurz & knapp:
  • US-Dollar steuert auf vierte Verlustwoche zu
  • Handelskonflikte belasten Exportnationen wie Japan
  • Zentralbanken reagieren mit strategischen Anpassungen
  • Schweizer Franken als sicherer Hafen gefragt

Der US-Dollar befindet sich in einer bemerkenswerten Schwächephase und steuert auf die vierte Verlust-Woche in Folge zu. Seit Anfang April verlor die amerikanische Währung gegenüber dem Schweizer Franken fast 8% an Wert, während Euro und Yen rund 5% zulegen konnten. Hauptverantwortlich für diese dramatische Entwicklung ist die Unsicherheit rund um die US-Handelspolitik, die weltweit für erhebliche wirtschaftliche Verwerfungen sorgt.

Trumps Zollpolitik als Hauptursache

Die von Präsident Trump angedrohten und teilweise bereits umgesetzten Zölle haben das Vertrauen der Investoren in US-Vermögenswerte nachhaltig erschüttert. Während einige dieser Maßnahmen zeitweise ausgesetzt wurden, bleibt die grundsätzliche Ausrichtung der US-Handelspolitik unverändert. Die Bank of Japan (BOJ) unter Gouverneur Kazuo Ueda reagiert besorgt: "Die Unsicherheit bezüglich der US-Zollpolitik hat sich in letzter Zeit drastisch erhöht", erklärte Ueda vor dem japanischen Parlament.

Diese Entwicklung zwingt Zentralbanken weltweit zu strategischen Anpassungen. Die Bank of Korea beließ ihren Leitzins bei 2,75%, entgegen den Erwartungen vieler Analysten, die angesichts der schwächelnden Wirtschaft mit einer Senkung gerechnet hatten. Experten gehen jedoch davon aus, dass der Leitzins bis zum Ende des dritten Quartals 2025 auf 2,25% fallen könnte, sofern die Handelsspannungen anhalten.

Weltweite wirtschaftliche Auswirkungen

Die Folgen dieser Handelskonflikte werden bereits in den Exportzahlen verschiedener asiatischer Länder sichtbar. Während Singapurs Nicht-Öl-Exporte im März um 5,4% stiegen – deutlich unter der Prognose von 14,1% – verzeichnete Japan ein Exportwachstum von 3,9% im selben Monat, ebenfalls unter den erwarteten 4,5%.

Japans Wirtschaft ist durch die Zollpolitik besonders gefährdet. Die Automobilindustrie, das Herzstück der japanischen Exporte, steht unter enormem Druck. Von den 21 Billionen Yen an Waren, die Japan jährlich in die USA exportiert, entfallen etwa 28% auf Automobile. Als Reaktion auf den 25%igen US-Zoll plant Nissan bereits, die japanische Produktion seines meistverkauften US-Modells, des Rogue SUV, zwischen Mai und Juli zu reduzieren.

Die Bank of Japan wird voraussichtlich ihre Wachstumsprognose für das laufende Fiskaljahr bei ihrer Sitzung Ende April senken. Derzeit erwartet die Zentralbank noch ein Wirtschaftswachstum von 1,1% für das Fiskaljahr 2025, diese Prognose scheint jedoch zunehmend unrealistisch.

Währungsmärkte reagieren heftig

Bemerkenswert ist die Flucht in sichere Währungshäfen wie den Schweizer Franken, der mit 0,8151 pro Dollar an einer Dekadenhoch-Widerstandsmarke von 0,81 testet. Der Dollar-Index notiert bei 99,5 und steht ebenfalls vor der vierten Verlustwoche in Folge.

"Wir glauben nicht, dass es sich um eine echte De-Dollarisierung handelt und sehen kein reales Risiko für den Reservewährungsstatus des US-Dollar", erklären Analysten der Citibank unter der Leitung von G10-Rates-Chef Daniel Tobon. "Allerdings ist die Welt übergewichtet in US-Vermögenswerten", fügen sie hinzu. "Letztendlich könnte dieser ‚Sell America‘-Trend den Dollar in diesem Jahr erheblich belasten."

Der Euro hat trotz der bevorstehenden Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um 25 Basispunkte leicht nachgegeben und wird bei 1,1373 Dollar gehandelt. Zum Yen erreichte der Dollar ein Sieben-Monats-Tief von 141,62, erholte sich jedoch über die 142er-Marke, nachdem Japans Wirtschaftsminister Ryosei Akazawa erklärte, dass Währungsfragen bei den Handelsgesprächen in Washington nicht diskutiert wurden.

Zentralbanken im Spannungsfeld

Die Zentralbanken befinden sich in einem schwierigen Spannungsfeld zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumssicherung. Fed-Präsident Jerome Powell warnte, dass die US-Zollpolitik sowohl höhere Inflation als auch steigende Arbeitslosigkeit riskiert – eine Kombination, die die Notenbank potenziell zwingen könnte, zwischen der Bekämpfung von Preisstabilität und Vollbeschäftigung zu wählen.

Kansas-City-Fed-Präsident Jeff Schmid betont die Notwendigkeit von Geduld: "Wir müssen abwarten, wie sich einige dieser Entwicklungen entfalten." Er merkte an, dass die Fed "in positiver Weise auf jegliche Störungen reagieren wird, die das duale Mandat beeinflussen könnten" – eine Referenz auf die Zielsetzungen der Fed für Preisstabilität und Vollbeschäftigung.

In Japan deutet BOJ-Gouverneur Ueda an, dass die moderaten Zinserhöhungen fortgesetzt werden könnten, wenn sich Wirtschaft und Preise wie erwartet entwickeln. Gleichzeitig betont er: "Wir müssen wachsam bleiben angesichts der steigenden Unsicherheit bezüglich der Handelspolitik der einzelnen Länder."

Globale diplomatische Verstrickungen

Die handelspolitischen Spannungen haben auch geopolitische Dimensionen. Kambodscha, das mit einem 49-prozentigen "reziproken" Zoll belegt wurde (der allerdings bis Juli ausgesetzt ist), sucht verstärkt Unterstützung bei China. Während des Besuchs des chinesischen Präsidenten Xi Jinping hofft das Land auf finanzielle Hilfe für Infrastrukturprojekte, darunter der ambitionierte 180 Kilometer lange Funan Techo-Kanal mit geschätzten Kosten von 1,7 Milliarden Dollar.

Meas Soksensan, Sprecher des kambodschanischen Finanzministeriums, erklärte gegenüber Reuters: "Wir erwarten mehr Zusammenarbeit, auch bei der Infrastrukturentwicklung." Die chinesisch-kambodschanischen Beziehungen werden von beiden Seiten als "unerschütterlich" beschrieben, trotz jüngster Spannungen wegen Betrugszentren in Kambodscha, die oft von chinesischen Banden betrieben werden.

Ausblick

Die derzeitige Dollar-Schwäche könnte laut Citi-Analysten den Euro in den nächsten sechs bis zwölf Monaten auf Höchststände um 1,20 Dollar treiben, bevor der Greenback eine Erholung starten könnte. Während die Handelsgespräche zwischen Japan und den USA "große Fortschritte" zeigen, wie Trump mitteilte, bleibt die Grundausrichtung der US-Handelspolitik unverändert.

Für die kommenden Monate ist mit erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten zu rechnen, während Regierungen und Unternehmen weltweit versuchen, sich an die neue handelspolitische Realität anzupassen. Jeff Schmid von der Kansas City Fed bringt die aktuelle Situation auf den Punkt: "Alle Brandmauern, von denen wir dachten, wir hätten sie, haben sich in Fliegengitter verwandelt." Eine bildhafte Beschreibung für die fragilen Strukturen der globalen Wirtschaft in Zeiten zunehmender handelspolitischer Spannungen.

Über Felix Baarz 70 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.