Trump-Zölle erschüttern Welthandel

Die USA mildern geplante Hafengebühren für chinesische Schiffe nach Widerstand der Industrie ab. Globale Handelsspannungen und wirtschaftliche Auswirkungen bleiben hoch.

Trump-Zölle erschüttern Welthandel
Kurz & knapp:
  • Gebühren basieren nun auf Nettotonnage statt pauschaler Einzelgebühr
  • Westliche Reedereien erhalten deutliche Entlastung
  • EZB senkt Zinsen aufgrund von Handelsunsicherheiten
  • Bauwirtschaft spürt bereits Kostensteigerungen durch Zölle

Die Handelspolitik der Trump-Administration schlägt weiter hohe Wellen im globalen Wirtschaftsgeschehen. Mit der Einführung neuer Abgaben auf im Ausland gebaute Schiffe setzt die US-Regierung ihre protektionistische Agenda fort – allerdings in abgemilderter Form. Nach massivem Widerstand der maritimen Industrie kündigt die US-Handelsbeauftragte am Donnerstag eine überarbeitete Version der ursprünglich geplanten Hafengebühren an, die auf in China gebaute Schiffe abzielen.

Abgeschwächte Schiffsgebühren nach Industrieprotesten

Der ursprüngliche Vorschlag vom Februar 2025 hätte Gebühren von bis zu 1,5 Millionen Dollar pro Hafenanlauf für in China gebaute Schiffe vorgesehen – ein Plan, der einen Schock in der globalen Schifffahrtsindustrie auslöste. Reedereien befürchteten, dass praktisch jeder Carrier mit gestaffelten Gebühren belastet würde, was US-Exportpreise unattraktiv gemacht und amerikanischen Verbrauchern jährliche Importkosten von 30 Milliarden Dollar aufgebürdet hätte.

Die nun vorgestellte abgeschwächte Version sieht vor, dass US-Exporteure und Schiffseigentümer, die die Großen Seen, die Karibik und US-Territorien bedienen, von den Hafengebühren ausgenommen werden. "Schiffe und Schifffahrt sind lebenswichtig für die wirtschaftliche Sicherheit Amerikas und den freien Warenverkehr", erklärte US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer in einer Stellungnahme.

Statt einer pauschalen Einzelgebühr für große Schiffe entschied sich die US-Handelsbeauftragte für Gebühren, die auf der Nettotonnage oder der Anzahl der entladenen Container basieren. Ab dem 14. Oktober 2025 werden chinesisch gebaute und in chinesischem Besitz befindliche Schiffe mit 50 Dollar pro Nettotonne belastet – ein Satz, der in den nächsten drei Jahren jährlich um 30 Dollar steigen wird.

Die Gebühren werden nur einmal pro Reise erhoben, maximal sechsmal pro Jahr. Für westliche Reedereien wie MSC und Maersk, die mehrere Häfen in den USA anlaufen, bedeutet dies eine deutliche Entlastung gegenüber dem ursprünglichen Plan.

Globale Spannungen durch protektionistische Maßnahmen

Die Gebühren für chinesisch gebaute Schiffe sind ein weiterer Reizpunkt in den rasch zunehmenden Handelsspannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, während Präsident Trump China zu Gesprächen über seine neuen Zölle von 145% auf viele chinesische Waren bewegen will.

Die Maßnahmen von Trump spiegeln einen seltenen parteiübergreifenden Konsens über die Notwendigkeit wider, den US-Schiffbau wiederzubeleben und die maritime Verteidigungsbereitschaft zu stärken. Der Ankündigung liegt eine einjährige Untersuchung der US-Handelsbeauftragten zu Chinas maritimen Aktivitäten zugrunde, die im Januar 2025 zu dem Schluss kam, dass China unfaire Praktiken einsetzt, um die globale Schifffahrt zu dominieren.

Japans Finanzminister Katsunobu Kato äußerte sich am Donnerstag "zutiefst besorgt" über die globalen wirtschaftlichen Folgen der US-Handelszölle. In einem Interview mit Reuters in Tokio warnte er auch vor den jüngsten volatilen Marktbewegungen, die durch Trumps Zollankündigungen ausgelöst wurden und die wirtschaftliche Erholung Japans beeinträchtigen könnten.

"Die jüngsten US-Zollmaßnahmen betreffen verschiedene Branchen und erhöhen die Unsicherheit. Wir sind zutiefst besorgt, dass sie Japans Wirtschaft sowie die Weltwirtschaft über verschiedene Wege wie Handel und Finanzmärkte beeinflussen könnten", sagte Kato, der nächste Woche zu Treffen des Internationalen Währungsfonds und der G20-Staaten nach Washington reisen wird.

Arbeitsmarkt und Bauwirtschaft unter Druck

Während die Trump-Administration an ihrer Zollagenda festhält, zeigen aktuelle Wirtschaftsdaten, dass der US-Arbeitsmarkt zwar stabil bleibt, die Unsicherheit rund um die Zölle Unternehmen jedoch zögerlich macht, Neueinstellungen vorzunehmen. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fiel in der vergangenen Woche auf ein Zweimonatstief von 215.000, was auf stabile Arbeitsmarktbedingungen im April hindeutet.

Allerdings macht sich der Druck bereits in anderen Wirtschaftssektoren bemerkbar. Die Bautätigkeit im Einfamilienhaussektor sank im März auf den niedrigsten Stand seit acht Monaten – ein Zeichen dafür, dass Trumps Importzölle den Wohnungsmarkt belasten. Eine separate Umfrage der National Association of Home Builders zeigte, dass Bauunternehmer bereits Kostensteigerungen bei Baumaterialien aufgrund der Zölle verzeichnen.

"Die Auswirkungen der Importzölle sind bereits zu spüren, wobei die Mehrheit der Bauunternehmer über Kostensteigerungen bei Baumaterialien aufgrund von Zöllen berichtet", teilte die NAHB mit. Lieferanten hätten ihre Preise durchschnittlich um 6,3% erhöht, was bedeutet, dass Bauunternehmer die typischen Kostenauswirkungen der jüngsten Zollmaßnahmen auf 10.900 Dollar pro Haus schätzen.

Notenbanken passen geldpolitischen Kurs an

Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte am Donnerstag die Zinsen um 25 Basispunkte auf 2,25%, um die bereits angeschlagene Eurozone-Wirtschaft zu stützen, die durch die US-Zölle stark belastet wird. Die EZB betonte die sich verschlechternde Wachstumsaussicht aufgrund der Handelsspannungen, die "außergewöhnliche Unsicherheit" ausgelöst haben.

Händler sehen nun eine rund 75-prozentige Chance für eine weitere Zinssenkung im Juni, verglichen mit etwa 60% vor der EZB-Entscheidung. Bis zum Jahresende rechnen sie mit Zinssenkungen von insgesamt 65 Basispunkten, was bedeutet, dass nun drei statt zwei Zinssenkungen bis dahin als wahrscheinlicher gelten.

Auch für Japan wird die Situation komplizierter. Die Kerninflation beschleunigte sich im März aufgrund anhaltender Anstiege bei den Lebensmittelkosten, wie Daten am Freitag zeigten. Dies erschwert es der Bank of Japan, zwischen steigendem Preisdruck und Risiken für die Wirtschaft durch höhere US-Zölle abzuwägen.

Die hartnäckig hohen Lebensmittelpreise und steigenden Löhne haben die Verbraucherinflation seit fast drei Jahren über dem 2%-Ziel der BoJ gehalten, was die Markterwartungen stützt, dass die Zentralbank die Zinsen weiter anheben wird. Die Entscheidung der US-Regierung, trotz eines 90-tägigen Aufschubs für umfassende Zollpläne 25-prozentige Zölle auf Aluminium, Stahl und Automobile sowie eine pauschale Abgabe von 10% auf importierte Waren beizubehalten, hat jedoch den Zinspfad der BoJ kompliziert.

Internationale Reaktionen und Anpassungsstrategien

Indonesien hat vorgeschlagen, seine Importe aus den USA um bis zu 19 Milliarden Dollar zu erhöhen, darunter rund 10 Milliarden Dollar an Energieimporten, um den von Trump angedrohten Zoll von 32% auf seine Exporte zu vermeiden. Wirtschaftsminister Airlangga Hartarto erklärte jedoch, dass erhöhte Importe von US-Lebensmitteln und Rohstoffen bedeuten würden, dass weniger Bestellungen aus Ländern erfolgen würden, von denen Indonesien die Produkte derzeit bezieht.

Gleichzeitig hat Trump per Executive Order die Lockerung der Regulierung der US-Fischereiindustrie angeordnet, indem das Handelsministerium angewiesen wurde, Vorschriften zu lockern und Meeresschutzgebiete für die kommerzielle Fischerei zu öffnen. Dies ist Trumps jüngster Versuch, Vorschriften abzubauen, die seine Regierung als Belastung für amerikanische Unternehmen betrachtet.

Die USA, obwohl sie mehr als vier Millionen Quadratmeilen erstklassiger Fischgründe kontrollieren, importieren laut Weißem Haus fast 90% ihrer Meeresfrüchte, was zu einem Handelsdefizit von über 20 Milliarden Dollar führt. In einer separaten Proklamation öffnete Trump die 400.000 Hektar des Pacific Remote Islands Marine National Monument, das südlich und westlich von Hawaii liegt, für die kommerzielle Fischerei.

Die protektionistischen Maßnahmen der Trump-Administration und die daraus resultierenden globalen Spannungen werfen einen langen Schatten auf die Weltwirtschaft. Während Notenbanken weltweit ihre Geldpolitik anpassen, um auf die Unsicherheiten zu reagieren, bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Handelsbarrieren langfristig auf das globale Wachstum und den internationalen Handel auswirken werden.

Über Felix Baarz 70 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.