Die globalen Märkte stehen am 21. April 2025 unter massivem Druck, während Gold auf ein Rekordhoch klettert. Auslöser sind Donald Trumps scharfe Kritik an Fed-Chef Powell und die eskalierenden Handelsspannungen zwischen den USA und China. Die asiatischen Börsen und US-Futures rutschten deutlich ab, nachdem bekannt wurde, dass Trump die Möglichkeit prüft, Powell zu entlassen – ein beispielloser Angriff auf die Unabhängigkeit der Notenbank. "Märkte sind bereits wegen geopolitischer Spannungen nervös, und nun steigt die Sorge, dass Trumps potenzielle Einmischung bei der Fed eine weitere Unsicherheitsebene hinzufügt", erklärte Charu Chanana, Chefstrategin bei Saxo in Singapur.
Goldpreis auf Rekordhoch – Dollar unter Druck
Der Goldpreis schoss auf ein neues Allzeithoch von 3.393 Dollar pro Unze und verzeichnet damit im laufenden Jahr bereits einen Anstieg von 26%. Anleger flüchten in den sicheren Hafen, während der US-Dollar auf ein Dreijahrestief zum Euro fiel. Der Schweizer Franken erreichte seinen höchsten Stand gegenüber dem Dollar seit über einem Jahrzehnt. Diese dramatischen Marktbewegungen spiegeln den schwindenden Glauben an US-Vermögenswerte als sichere Häfen wider – ein Paradigmenwechsel, der durch Trumps Zollpolitik und seine Attacken auf die Notenbank ausgelöst wurde.
Die massenhafte Flucht aus dem Dollar hat auch Auswirkungen auf die Anleiherenditen. Chicago-Fed-Präsident Austan Goolsbee äußerte am Sonntag die Hoffnung, dass die USA nicht in ein Umfeld abgleiten, in dem die Fähigkeit der Zentralbank, die Geldpolitik unabhängig von politischem Druck zu gestalten, in Frage gestellt wird.
Eskalation im US-chinesischen Handelskrieg
Parallel zur Fed-Kontroverse verschärfen sich die Handelsspannungen zwischen Washington und Peking. China hat Sanktionen gegen US-Kongressmitglieder, Regierungsbeamte und Leiter von Nichtregierungsorganisationen wegen ihres "ungeheuerlichen Verhaltens in Hongkong-bezogenen Fragen" verhängt. Diese Maßnahmen sind eine direkte Reaktion auf US-Sanktionen gegen sechs chinesische und Hongkonger Beamte im vergangenen Monat.
"Jede falsche Aktion der US-Seite in der Hongkong-Frage wird von China mit entschlossenen und reziproken Gegenmaßnahmen beantwortet werden", warnte der chinesische Außenministeriumssprecher Guo Jiakun. Trump hat mittlerweile die meisten Länder von seinen Zöllen vorübergehend befreit – mit Ausnahme Chinas, das mit eigenen Vergeltungszöllen reagiert hat. Die Zölle auf chinesische Importe sind nach einer Reihe von US-Maßnahmen auf 145% gestiegen, während Peking mit Vergeltungszöllen von 125% auf amerikanische Waren geantwortet hat.
Chinas Handelsministerium warnte zudem andere Länder eindringlich davor, Handelsabkommen mit den USA zu schließen, die chinesische Interessen beeinträchtigen könnten. Dies folgt auf Berichte, wonach die Trump-Regierung Zollerleichterungen im Austausch für Handelsbeschränkungen mit Peking anbietet. "China lehnt entschieden ab, dass irgendeine Partei ein Abkommen auf Kosten chinesischer Interessen schließt", erklärte das Ministerium und kündigte "entschlossene" reziproke Gegenmaßnahmen an.
Internationale Finanztreffen im Zeichen der Zollkrise
Die halbjährlichen Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington werden diese Woche von einem dominierenden Thema überschattet: Wie können Länder den Schmerz durch Trumps beispiellose Importsteuern minimieren? Finanzminister aus aller Welt werden versuchen, bilaterale Gespräche mit US-Finanzminister Scott Bessent zu führen, Trumps Chefunterhändler für Zollabkommen.
"Handelskriege werden die Woche dominieren, ebenso wie die bilateralen Verhandlungen, die fast jedes Land in irgendeiner Weise zu führen versucht", sagte Josh Lipsky, Direktor des GeoEconomics Center des Atlantic Council. "Dies wird zu Frühjahrstagungen führen, wie es sie noch nie gegeben hat, dominiert von einem einzigen Thema."
Japan und Südkorea, beide unter Druck durch US-Autozölle von 25%, werden besonders aktiv Gespräche mit Bessent suchen. Der japanische Finanzminister Katsunobu Kato wurde eingeladen, die Verhandlungen am Rande des IWF- und Weltbanktreffens fortzusetzen. Auch der südkoreanische Finanzminister Choi Sang-mok hat eine Einladung von Bessent zu einem Treffen in dieser Woche angenommen, um Handelsfragen zu erörtern.
Asiatische Anleihen als sicherer Hafen
Inmitten der globalen Unsicherheit verzeichneten asiatische Anleihen im März den größten monatlichen Zufluss ausländischer Investitionen seit sieben Monaten. Investoren kauften Schuldtitel im Wert von netto 7,16 Milliarden Dollar, getrieben von Hoffnungen auf Zinssenkungen regionaler Zentralbanken und ihrer Attraktivität als Zufluchtsort, während globale Vermögenswerte unter US-Zollsorgen und Rezessionsängsten litten.
Südkoreanische Anleihen zogen zum zweiten Mal in Folge starke Zuflüsse an, insgesamt 3,99 Milliarden Dollar – der höchste Wert seit Oktober 2024. Indische Anleihen verzeichneten mit 1,11 Milliarden Dollar den größten monatlichen Zugewinn seit sieben Monaten. Die Anleihemärkte Indonesiens, Malaysias und Thailands verbuchten grenzüberschreitende Zuflüsse von 900 Millionen, 732 Millionen bzw. 421 Millionen Dollar.
Die Philippinen und Indien haben bereits ihre Zinsen gesenkt, was die Attraktivität ihrer Anleihen weiter steigert. "Die 90-tägige Zollpause bietet etwas Atempause, aber es gibt keine Garantie, ob asiatische Volkswirtschaften (außer China) eine Vorzugsbehandlung aushandeln können", sagte Khoon Goh, Leiter der Asienforschung bei ANZ. "Die anhaltende Unsicherheit wird bleiben, was bedeutet, dass Portfolioströme in der Region volatil bleiben werden."
Ausblick für Unternehmen und Wirtschaft
US-Unternehmen stehen vor dem Hintergrund der Handelskonflikte und geldpolitischer Unsicherheit unter besonderer Beobachtung. Diese Woche werden zahlreiche Großkonzerne ihre Quartalsergebnisse vorlegen, darunter Alphabet, Intel und Tesla. Netflix-Co-CEO Greg Peters erklärte nach den besser als erwarteten Quartalsergebnissen vom Donnerstag, dass der Streaming-Dienst bisher keine signifikante Verhaltensänderung bei den Verbrauchern feststellen konnte, trotz der wirtschaftlichen Auswirkungen von Trumps Zöllen.
Doch nicht alle Unternehmensnachrichten sind positiv: Tesla steht laut Reuters vor einer Verzögerung beim Produktionsstart eines günstigeren Modells seines Model Y. Die Produktion des abgespeckten SUV, der inflationsgeplagte Verbraucher ansprechen soll, könnte mehrere Monate später als ursprünglich geplant beginnen – möglicherweise erst im dritten Quartal oder sogar Anfang nächsten Jahres.
Die IWF-Chefin Kristalina Georgieva warnte bereits vergangene Woche, dass die Wachstumsprognosen im World Economic Outlook "bemerkenswerte Herabstufungen, aber keine Rezession" enthalten werden, hauptsächlich aufgrund der "außerordentlichen" Unsicherheit und Marktvolatilität durch die Zollturbulenzen. Obwohl die reale Weltwirtschaft weiterhin funktioniere, könnten zunehmend negative Wahrnehmungen des Handelschaos und Rezessionssorgen die Wirtschaftstätigkeit verlangsamen.
Die Kombination aus eskalierenden Handelskonflikten, Währungsturbulenzen und politischer Einmischung in die Geldpolitik hat ein beispielloses Maß an Nervosität an den globalen Märkten erzeugt. Gold als traditioneller sicherer Hafen erlebt einen beispiellosen Höhenflug, während der Dollar und US-Staatsanleihen ihre Stellung als Krisenwährung zusehends einbüßen. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die bilateralen Handelsgespräche die Spannungen mildern können oder ob die globale Wirtschaft auf eine tiefere Krise zusteuert.