Fed-Boss Powell: Trumps heißes Eisen

Die Spannungen zwischen US-Präsident Trump und Fed-Chef Powell sowie die Auswirkungen der Handelspolitik dominieren die Märkte. Wie reagieren Anleger?

Fed-Boss Powell: Trumps heißes Eisen
Kurz & knapp:
  • Dow Jones erholt sich nach Ausverkauf
  • Inflationsrisiken durch Trumps Zollpolitik
  • Gold erreicht neues Allzeithoch
  • Kapitalmarktzinsen belasten Kreditkartenanbieter

Der Machtkampf zwischen US-Präsident Donald Trump und Fed-Chef Jerome Powell erhitzt die Finanzmärkte. Während Trump öffentlich mit der Absetzung Powells droht, kämpfen Anleger mit den Auswirkungen der angekündigten Zollpolitik und deren Inflationsrisiken. "Ich würde mir wünschen, dass er bei seiner Idee zur Zinssenkung etwas aktiver wäre", erklärte Trump am Dienstag im Oval Office, nachdem er zuvor in sozialen Medien gefordert hatte, Powells Entlassung "könne nicht schnell genug kommen".

Die Auseinandersetzung zwischen dem Weißen Haus und der Notenbank belastete die Finanzmärkte zunächst erheblich. Nach dem Ausverkauf am Montag erholten sich die US-Börsen jedoch am Dienstag deutlich, wobei der Dow Jones um beeindruckende 2,66% auf 39.186,98 Punkte zulegte. Der S&P 500 stieg um 2,51% auf 5.287,76 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite gewann sogar 2,71% und erreichte 16.300,42 Punkte.

Inflationsrisiken und Geldpolitik im Fokus

Fed-Gouverneurin Adriana Kugler betonte in einer Rede an der Universität von Minnesota die Notwendigkeit einer stabilen Geldpolitik angesichts der aktuellen Inflationsrisiken. "Ich werde die Beibehaltung des aktuellen Leitzinses unterstützen, solange diese Aufwärtsrisiken für die Inflation bestehen, während die Wirtschaftsaktivität und die Beschäftigung stabil bleiben", erklärte Kugler. Die US-Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr um 2,5%, und aktuelle Frühindikatoren deuten auf robuste Zahlen hin.

Die Inflation liegt mit einer geschätzten 12-Monats-Änderung des persönlichen Konsumausgabenpreisindex (PCE) von 2,3% im letzten Monat und 2,6% für die Kernkategorien weiterhin über dem Zielwert von 2%. Besonders die Inflation bei marktbasierten Dienstleistungen ohne Wohnkosten blieb bis März mit geschätzten 3,4% hoch.

Kugler beobachtet vier Bereiche genau: Handel, Einwanderung, Fiskalpolitik und Regulierung. Die "erheblich höher als erwarteten" Zölle der Trump-Regierung bereiten ihr besondere Sorgen wegen ihres potenziellen Aufwärtsdrucks auf die Preise. Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte am Dienstag seine Wachstumsprognosen für die USA, China und die meisten Länder, unter Verweis auf die Auswirkungen der US-Zölle, die mittlerweile ein 100-Jahres-Hoch erreicht haben.

Trumps unerwartete Deeskalation

Nach Tagen scharfer Kritik überraschte Trump mit einer teilweisen Deeskalation: "Ich habe nicht die Absicht, ihn zu entlassen", sagte er über Powell. Diese Aussage könnte die Spannungen um die Zukunft des Notenbankchefs entschärfen, die Investoren verunsichert hatten. Die Märkte betrachten die Unabhängigkeit der Fed als Grundpfeiler ihrer globalen Glaubwürdigkeit.

Dennoch bleibt Trumps Kritik an der Zinspolitik unverändert: "Wir sind der Meinung, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt ist, den Zinssatz zu senken, und wir würden gerne sehen, dass unser Vorsitzender früh oder pünktlich ist, anstatt zu spät." Das nächste Treffen der Fed zur Entscheidung über die Geldpolitik findet in zwei Wochen statt, wobei die Entscheidungsträger bereits signalisiert haben, den Leitzins bei 4,25%-4,50% zu belassen.

US-Finanzminister Scott Bessent äußerte sich in einer nicht-öffentlichen Sitzung optimistisch bezüglich einer Entspannung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und China. Er beschrieb künftige Verhandlungen mit Peking allerdings als "mühsam" und gab zu, dass diese noch nicht begonnen hätten. Diese Aussagen könnten zu der positiven Marktreaktion am Dienstag beigetragen haben.

Weltwirtschaftliche Auswirkungen

Die deutschen Steuereinnahmen von Bund und Ländern stiegen im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,1% auf 86,16 Milliarden Euro, wie das Finanzministerium mitteilte. Von Januar bis März erhöhten sich die Steuereinnahmen um 9,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf insgesamt 222,26 Milliarden Euro. Für das Jahr 2025 prognostizieren Steuerexperten einen Anstieg der Steuereinnahmen auf 893,8 Milliarden Euro, was einem Plus von 3,8% entspricht.

Doch die europäische Wirtschaftsmacht steht unter Druck, nachdem sie im Jahr 2024 zum zweiten Mal in Folge geschrumpft ist. Die Bundesregierung hat ihre Wirtschaftsprognose für dieses Jahr gesenkt und erwartet nun Stagnation statt des zuvor prognostizierten Wachstums von 0,3%. Frühindikatoren deuten zwar auf eine leichte wirtschaftliche Erholung in den kommenden Monaten hin, diese dürfte jedoch durch die Entwicklungen in der Handelspolitik gedämpft werden.

Deutschland wird von US-Zöllen aufgrund seiner exportorientierten Wirtschaft voraussichtlich besonders betroffen sein. Im Jahr 2024 waren die USA Deutschlands größter Handelspartner mit einem beidseitigen Warenhandel im Wert von 253 Milliarden Euro.

Banken und Rohstoffmärkte reagieren

Die gestiegene Unsicherheit spiegelt sich auch in den Rohstoffmärkten wider. Gold erreichte mit 3.500,05 Dollar pro Unze ein neues Allzeithoch, während die Ölpreise um mehr als 1 Dollar je Barrel anstiegen. Der Brent-Future legte um 1,18 Dollar oder 1,8% zu und schloss bei 67,44 Dollar, während der US-WTI-Kontrakt für Mai um 1,23 Dollar oder 2% stieg und bei 64,32 Dollar schloss.

Die American Petroleum Institute (API) veröffentlichte seinen wöchentlichen Bericht zu den US-Rohölbeständen und verzeichnete einen signifikanten Rückgang um 4,565 Millionen Barrel, was die Erwartungen deutlich übertraf. Dieser substanzielle Rückgang deutet auf eine stärkere Nachfrage nach Rohöl hin als zuvor angenommen und könnte sich positiv auf die Ölpreise auswirken.

Im Bankensektor profitieren Kreditkartenanbieter wie Capital One von den hohen Zinsen. Das Unternehmen meldete einen Anstieg des Quartalsgewinns, da es von höheren Einnahmen aus Zinszahlungen auf Kreditkartenschulden profitierte. Der Nettozinsertrag – die Differenz zwischen dem, was das Unternehmen mit Krediten verdient und für Einlagen zahlt – stieg im Quartal um 7% auf 8,01 Milliarden Dollar. Die US-Bankenaufsichtsbehörden genehmigten vergangene Woche Capital Ones 35,3-Milliarden-Dollar-Übernahme von Discover Financial Services, wodurch das Unternehmen zum größten US-Kreditkartenemittenten nach Guthaben werden wird.

Auch der Versicherungsriese MetLife passt sich dem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld an. Das Unternehmen kündigte eine Erhöhung seiner vierteljährlichen Stammdividende um 4,1% auf 0,5675 Dollar pro Aktie für das zweite Quartal 2025 an, was das Engagement für stabile Erträge in wirtschaftlich unsicheren Zeiten unterstreicht.

Marktausblick

Das Vertrauen der Anleger wurde durch Trumps Handelskonflikte an mehreren Fronten erschüttert. Befürchtungen, diese könnten zu erheblichen Störungen im Welthandel führen und der Wirtschaft schaden, bleiben bestehen. Minneapolis-Fed-Präsident Neel Kashkari betonte, dass die Unabhängigkeit der Geldpolitik der Fed grundlegend sei und der Schlüssel zu besseren wirtschaftlichen Ergebnissen.

Die Stimmung an den Märkten bleibt fragil, während Investoren auf Trumps nächste Äußerung in seiner einseitigen Auseinandersetzung mit Powell über Zinssenkungen warten – eine Situation, die Bedenken hinsichtlich der Autonomie der Zentralbank schürt. Gleichzeitig blicken Märkte gespannt auf die bevorstehende Berichtssaison, die weitere Einblicke in die wirtschaftliche Gesundheit der USA geben wird.

Die Unsicherheit über die künftigen Handelsbeziehungen zwischen den USA und China sowie die möglichen Auswirkungen höherer Zölle auf die globale Wirtschaft werden die Märkte weiterhin beschäftigen. Die kommenden Wochen dürften entscheidend dafür sein, ob es zu einer weiteren Eskalation oder zu einer diplomatischen Lösung kommt, welche die Weltwirtschaft stabilisieren könnte.

Über Felix Baarz 88 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.