Die globalen Finanzmärkte stehen vor einem perfekten Sturm: Während die US-Handelspolitik unter Trump die Exportnationen Asiens bedrängt, bereitet sich Japan überraschend auf eine Zinswende vor. Die Folgen dieser Doppelbelastung könnten die Wachstumsprognosen der Region nachhaltig verändern.
Malaysia und Vietnam im Zollfokus
Malaysia zeigt sich gesprächsbereit, nachdem Washington für Juli Zölle von 24% auf malaysische Waren angekündigt hat. Handelsminister Tengku Zafrul Aziz betonte nach Gesprächen in Washington: "Wir werden innerhalb der 90-tägigen Pause dringend an Lösungen arbeiten." Die Zentralbank des Landes erwägt bereits eine Absenkung der Wachstumsprognose von bisher 4,5-5,5%.
Noch härter trifft es Vietnam mit drohenden Zöllen von 46%. Das exportabhängige Land, dessen Ausführen 87% des BIP ausmachen, reagiert mit einer beispiellosen Schuldenoffensive: Die Anleiheemissionen stiegen um 27% auf 5 Milliarden Dollar, um die Wirtschaft durch Infrastrukturprojekte zu stimulieren. "Sollte das Wachstum einbrechen, hat die Regierung noch Spielraum für weitere Konjunkturmaßnahmen", analysiert Adam Samdin von Oxford Economics.
Japans Zinsdilemma
Tokio überrascht mit einer Inflation von 3,4% im April – deutlich über der Prognose. ING sieht die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung der Bank of Japan (BOJ) bereits im Juni steigen: "Die nachhaltige Inflation, die die BOJ sich wünschte, scheint endlich da", kommentieren die Analysten. BOJ-Chef Kazuo Ueda bekräftigte zwar die Bereitschaft zu Zinsanhebungen, muss aber die US-Zollpolitik in seine Entscheidung einbeziehen.
Die unklare Handelspolitik der USA belastet auch die Währungsmärkte. Der Dollar schwankte diese Woche wild, nachdem Trump widersprüchliche Signale zu Fed-Chef Powell und China-Zöllen sendete. Mizuho-Analysten warnen: "Wenn schon mit Verbündeten wie Japan die Zollgespräche schwierig werden, wie soll es dann mit China weitergehen?"
Globale Warnungen werden lauter
Auf dem G20-Treffen in Washington warnte Chinas Finanzminister Lan Foan vor den Folgen der Handelskonflikte: "Die wirtschaftliche Fragmentierung schwächt das globale Wachstum." Auch IWF-Chefin Kristalina Georgieva drängte auf eine schnelle Lösung der Zollstreitigkeiten, die "Lähmung in Investitionen und Konsum" verursachen.
Fed-Präsident Neel Kashkari äußerte unterdessen konkrete Sorgen: "Die extreme Unsicherheit in der Handelspolitik macht mich nervös – Unternehmen bereiten sich bereits auf mögliche Entlassungen vor." Seine dringlichste Hoffnung für 2025? "Eine Lösung der Handelsstreits mit unseren wichtigsten Partnern."
Während die USA mit asiatischen Partnern verhandeln, bleibt China hart: Peking bestreitet jegliche Gespräche mit Washington und fordert die Aufhebung der Zölle. Mit den neuen Sätzen von bis zu 145% auf chinesische Waren steht die Weltwirtschaft vor einer Zerreißprobe – und Asien an vorderster Front.