Binäre Optionen Broker: Boombranche mit Fragezeichen

Binäre Optionen Broker schießen seit Jahren wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden. Die Branche tut wenig gegen den impliziten Vorwurf, eher vom Wetten als vom Brokerage zu leben. Wie sollten kritische Trader die Broker und ihre Geschäftsmodelle beurteilen? Dieser und anderen Fragen zu einer gleichsam boomenden wie nebulösen Branche soll dieser Beitrag nachgehen.

 

Der Branchenstandard: Whitelabel mit Sitz in Zypern

 

Eine einschlägige Suche im Internet nach Binären Optionen Brokern fördert eine größere Zahl von Anbietern zutage – und zumindest dem ersten Eindruck nach ebenso viele Vergleichsportale zum Thema. Die Markenvielfalt täuscht jedoch etwas: Nur sehr wenige ausschließlich auf Binäre Optionen spezialisierte Broker decken die wesentlichen Bestandteile der „Produktionskette“ hausintern ab. Stattdessen wird der Großteil der Leistungen von einigen wenigen Anbietern ohne Direktkontakt zum Endkunden eingekauft.

Zu den wichtigsten Akteuren hinter den Kulissen zählt die LSE-gelistete TechFinancials Inc, die Niederlassungen unter anderem in Zypern, Japan, Hong-Kong und Israel unterhält. Das Unternehmen steht über Kooperationen wie z. B. White Label hinter diversen Marken der Branche, darunter 24option, OptionFair, OptionBit und 365BinaryOption.

Die Einstiegshürden für neue Broker sind niedrig. TechFinancials wirbt damit, in drei Schritten zum Status eines EU-regulierten Brokers zu verhelfen. Am Ende des Prozesses steht ein regulierter Schirm für den Handel mit Binäroptionen inklusive Lizenzierung, Zahlungsabwicklung, Compliance, Liquidität, Back Office und Risikomanagement.

Binäre Optionen Broker in drei Schritten
TechFinancials: In drei Schritten zum EU-regulierten Broker

 

Das Geschäftsmodell der Binären Optionen Broker

 

Das Geschäftsmodell von White Label Brokern besteht damit im Wesentlichen aus Vertrieb und Front Office:
Die Anbieter werden für über ihre Marken vermittelte Transaktionen im Rahmen einer vertraglich vereinbarten Staffel vergütet. Die dem Endkunden als Broker präsentierten Anbieter sind nach strenger Definition somit eigentlich gar keine Broker, sondern lediglich Vermittler für die durch größere Plattformen im Hintergrund angebotenen Finanzprodukte.

Die Binäre Optionen Broker wiederum verdienen ihr Geld (und die Provisionen für Vertrieb und Front Office) dagegen durch die Gewinnspannen, die sich im Handel ergeben.

Maßgeblich für die Gewinnbasis ist ungeachtet aller Kosten für Technik, Entwicklung und Hedging die Differenz zwischen den vereinnahmten Prämien und den ausgezahlten Gewinnen.

Wie hoch diese Spanne ausfallen könnte, lässt sich am Beispiel der weit verbreiteten und einfach nachvollziehbaren „Über/Unter“-Optionen nachvollziehen. Diese werden am Geld eröffnet und verfallen im Fall eines Calls wertlos, wenn der Basiswert am Ende der zumeist kurzen Laufzeit unter dem Kurs bei Beginn des Kontraktes notiert. Notiert der Kurs höher, wird der Einsatz samt einer Rendite zurückgezahlt.

Typischerweise erhalten Käufer einer solchen Option eine Rendite von etwa 70 %, wenn die Marktentwicklung korrekt vorhergesagt wurde. Eröffnen jeweils zehn Kunden eine Call- und eine Put-Option mit einem Einsatz von jeweils 100 €, vereinnahmt der Broker somit kumulierte Prämien in Höhe von 2.000 €. Zehn der Kontrakte verfallen notwendigerweise wertlos, zehn werden zu jeweils 170 € zurückgezahlt. Daraus ergäbe sich ein Rohgewinn in Höhe von 300 € bzw. 15 % der vereinnahmten Prämien.

Das erscheint im Vergleich zwischen Binären Optionen Broker mit klassischen Brokern viel. Ein STP FX Broker ermöglicht seinen Kunden bei 2.000 € Einsatz durch 50-fachen Hebel den Handel mit einem Standard-Lot und verlangt dafür Kommissionen von ca. 8-15 € (Round Turn). Selbst unter Berücksichtigung weiterer Gewinnspannen z. B. im Zusammenhang mit der Hebelwirkung fallen die Roherträge bei diesem Geschäft um Größenordnungen geringer aus. Market Maker könnten dagegen deutlich höhere Erträge erzielen.

 

Die werbliche Darstellung durch Binären Optionen Broker: Einfach, lukrativ, cool

 

In der von den Marken vor den großen Abwicklungsplattformen dominierten werblichen Darstellung werden drei Botschaften fokussiert: Binäre Optionen sind einfach, lukrativ und cool, sind die „neue Art zum Geldverdienen für jedermann“. Eine allzu kritische Audienz erwarten die Betreiber offenkundig nicht: So wirbt ein auf Zypern ansässiger Anbieter seit Jahren mit einem stark an die Schweiz erinnernden Markennamen.

Die Marketingbudgets scheinen gut ausgestattet zu sein. Neben zahlreichen TV-Spots und unzähligen Anzeigen im Internet investieren die Anbieter auch in Werbung mit Prominenten und in Sponsoring – zwei auch bei FX- und CFD Brokern verbreitete Maßnahmen.

24option wirbt mit der Prominenz von Boris Becker und Juventus Turin, IQ Option sponsert Aston Martin Racing.

 

Das Kleingedruckte wirkt mitunter unprofessionell

 

Insbesondere Vergleichsportale und Branchendienste werben damit, „ausschließlich EU-regulierte Anbieter“ zu führen.

Der Auftritt mancher White Label Marken wirkt dagegen wie im Schnellverfahren realisiert und mitunter geradezu unprofessionell. Letzteres gilt insbesondere für mäßig gelungene Übersetzungen der Internetauftritte ins Deutsche, die bereits bei einer oberflächlichen Betrachtung der Angebote auffallen sollten. Die Regulierung in Zypern wird anders als im FX- und CFD Handel als Verkaufsargument angebracht.

Was sie über binäre Optionen wissen sollten

Auch im Hinblick auf die technische Ausstattung der Handelsplattformen zeigen sich die meisten Broker wenig anspruchsvoll. Die Tools ermöglichen mitunter nicht einmal die Darstellung von Charts als Candlesticks. Von Zeichenwerkzeugen, Indikatoren, langfristigen historischen Daten etc. sollten Interessenten erst recht nicht ausgehen. Auch die bei vielen Anbietern rubrizierten „Ausbildungsprogramme“ halten selten einer anspruchsvollen Beurteilung stand.

 

Schnittstellen zwischen Binären Optionen und Brokerage

 

Mit Brokerage im klassischen Sinne haben Binäre Optionen nur wenig gemein. Es gibt allerdings einige etablierte Broker aus dem Wertpapier- und CFD/FX-Handel, die ebenfalls in diesem Geschäft aktiv sind. Darunter finden sich mit IG Markets, Oanda und ETX Capital durchaus prominente Marken. Broker dieses Typs rechnen ihre Optionskontrakte jedoch in aller Regel hausintern ab und treten nicht als Vermittler für Dritte auf.

 

Wie transparent sind Binäre Optionen Broker?

 

Dazu werde ich einen weiteren Artikel hier auf Trading-Treff veröffentlichen, schauen Sie daher immer wieder vorbei.

Ihr Michael Hinterleitner

 

Über Michael Hinterleitner 27 Artikel
Michael Hinterleitner lebt mittlerweile seit fast 21 Jahren von Trading. Er ist Autor zahlreicher Tradingartikel, Co-Autor eines Buchs über die besten Trading-Strategien, und Gründer von Candletrading.de, Candletalk.de sowie BrokerDeal.de. Seine neue Seite michaelhinterleitner.de dreht sich um authentischen, nachweislich mit Echtgeld durchgeführten Börsenhandel. Neben seinem eigenen authentischen, bequemen Handel mit Aktien im Tageschart nimmt er auch aktive und passive Anlagemöglichkeiten unter die Lupe.
Kontakt: Webseite

4 Kommentare zu Binäre Optionen Broker: Boombranche mit Fragezeichen

  1. Ich denke was die Eu da vor hat mit dem Verbot für Binäre Optionen das diese so langsam ein Auslaufmodell werden.Sieht ganz danach aus das es kommt was ich für richtig halte.Da verlieren einfach zu Viele ihr Geld.

  2. Nicht das gerade Gute im Handel,nur sehr wenige können mit binären Optionen umgehen.Anfänger sind die Verlierer,auf die diese Broker ja warten.
    MfG

  3. Da boomt nicht mehr so viel, wenn die Regulierungsbehörden mit der Arbeit fertig sind. Doch bis dahin ist hier sicherlich noch der Kunde nicht unbedingt „sicher“ mit seinem Kapital. Ich halte davon Abstand.

    Florian

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.