Kennen Sie das? Sie beobachten eine Aktie schon lange und dann endlich nach so vielen Wochen des Wartens fällt sie endlich. Spätestens jetzt kommt das große Rätselraten. Sollen Sie die Aktie jetzt kaufen, oder doch noch warten? Ist es ein guter Grund zu kaufen, wenn Aktien fallen? Nun, es kommt darauf an.
Wenn Aktien fallen wittern Anleger Chancen
Viele Kleinanleger sind auf der Suche nach einem Schnäppchen an der Börse. Dabei werden regelmäßig Aktien gekauft, die besonders stark fallen. Die Gründe eines Rücksetzers können sehr verschieden sein. Ob nun schlechte Unternehmenszahlen oder einfach große Anleger, die ihre Papiere verkaufen wollen, die Aktie rutscht und Kleinanleger greifen zu.
Oftmals kennen Aktien, die in einem solchen Rücksetzer gekauft wurden, nur noch eine Richtung – abwärts. Natürlich gibt es auch andere Fälle. In ausgewählten Fällen steigt die Aktie schon nach ein paar Tagen auf das alte Niveau. Im mittelfristigen Chart ist von Schwäche dann nichts mehr zu erkennen. Da stellt sich doch die Frage, ob es ein Medium gibt, welches die Wahrscheinlichkeit der Fehlgriffe senken kann.
Natürlich sind fallende Aktien oftmals ein guter Grund zu kaufen. Allerdings nur dann, wenn die fundamentale Lage der Aktie unverändert gut ist. Um diesen Umstand zu beurteilen, lohnt es sich, die Augen auf die Profis zu richten und den Blick nicht von den hektischen Emotionen der Aktienmärkte vernebeln zu lassen. Doch wie genau kann man in dieser Situation den wirklich großen Marktteilnehmern über die Schulter schauen?
Anleihen als Risikomesser
Eines darf man bereits an dieser Stelle konstatieren. Kleinanleger sind nur sehr vereinzelt in Industrieanleihen unterwegs und selbst wenn sie es sind, macht ihr gehandeltes Volumen nur ein Bruchteil der professionellen Portfolioverwalter aus. Und genau dieser Umstand lässt sich nutzen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel:
Sie beobachten seit langem die Siemens-Aktie. Nun endlich fällt der Wert an nur einem Tag um 7 %. Spätestens jetzt beginnt der Prozess in Ihrem Kopf. Selbst wenn Sie schon lange warten, fangen Sie nun an abzuwägen, ob die Aktie weiter fallen könnte, oder ihren Boden kurzfristig finden wird. Und zu allem Übel kommt noch hinzu, dass die Aktie evtl. sogar in einen dauerhaften Bärenmarkt übergehen könnte, während andere Aktien weiter steigen. Und genau jetzt kommen die Anleihen ins Spiel.
Fallende Anleihen als Warnsignal für die Aktie
Das Medium der Anleihen-Kurse nutze ich für meine Aktien-Recherchen schon seit langer Zeit. Vor allem auf der Suche nach aussichtsreichen Turnaround-Spekulationen nutze ich den Zusammenhang regelmäßig. Doch auch Rücksetzer in Standardwerten (Bluechips) können so besser bewertet werden. Sollte sich die Lage in einem Unternehmen deutlich verschlechtern, fallen oftmals auch die Kurse der Anleihen.
Doch Achtung! Diese ändern sich auch wenn das Zinsniveau am Markt schwankt. Daher bedienen wir uns einfach eines Tricks und setzen die Anleihen in Relation.
Beispielchart Siemens- vs. Bundesanleihe
Quelle Screenshot comdirect.de
In dem Chart können Sie eine Siemens-Anleihe (blau) in Relation zu einer Bundesanleihe mit annähernd gleicher Laufzeit sehen. Wie Sie erkennen können, hat sich die Industrieanleihe nicht wesentlich verschlechtert – im Gegenteil. Wäre die Siemens-Aktie zuletzt aufgrund von Nachrichten oder ohne Grund deutlich unter Druck gewesen, während der Gesamtmarkt steigt, wäre diese Relation ein klares Indiz dafür, dass die Aktie wohl ohne spezifischen und dauerhaften Grund fällt.
Abschlussgedanken zum Kauf fallender Aktien
Natürlich ist an der Börse immer alles möglich. Jedes Hilfsmittel ist kein heiliger Gral im Trading. Aber darum geht es auch nicht. Wenn Sie das Trading ernsthaft betreiben wollen, nutzen Sie die Hilfsmittel, die Sie finden können, um sich einen statistischen Vorteil zu verschaffen. Am Ende liegt der Erfolg nie in einem einzelnen Trade. Entscheidend ist die Summe aus allen Trades. Mit einem vernünftigen Risikomanagement an Ihrer Seite haben Sie so am Ende gute Karten in diesem großen Spiel namens Börse. Wenn Sie dann noch die richtigen Aktien kaufen, kann schon fast nichts mehr schiefgehen mit der Trading-Karriere.
„Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ hat nichts mit Kaufen bei einem allgemeinen Kursrückgang zu tun. Diese Situation nennt man eher: „Greife nicht in ein fallendes Messer“.
Kaufen, wenn die Kanonen donnern meint : Kaufe, kurz bevor oder wenn gerade ein Krieg ausbricht, der von der Börse ernstgenommen wird und deshalb zu einem kurzfristigen Kursrückgang führt. Nach aller Erfahrung dauert eine solche politische Börse nicht allzu lange („politische Börsen haben kurze Beine“), und schon kurz nach Ausbruch des militärischen Konflikts steigen die Kurse wieder.