Run Off bei Generali – Vorbote eines neuen Trends?

Seit geraumer Zeit geistern immer wieder Berichte durch die Medien, dass die Versicherungsgruppe Generali ihr deutsches Lebensversicherungsgeschäft schließen möchte. Insgesamt sind, wenn es denn soweit kommt, Policen im Wert von ca. 40 Mrd. € betroffen. Der Versicherungskonzern präferiert eine Lösung mit einem externen Dienstleister und würde nach dem Deal nur noch einen Minderheitsanteil halten. Ziel ist es, laut dem Vorstandschef Giovanni Liverani, bei diesem Modell, den weiteren Werdegang der Policen mitgestalten zu können.

 

Zuvor hatte es schon die Ergo Gruppe mit einem externen Run Off versucht, doch scheiterte dieser an der öffentlichen Empörung. Die Ergo Gruppe versucht in Kooperation mit IBM nun eine interne Abwicklungsplattform zu erschaffen und diese als Dienstleister für weitere Run Offs anderer Versicherungskonzerne zu nutzen.

 

Run Off bei Generali als Vorbote?

 

Interessant ist es, dass die verschiedensten Versicherungsgruppen länderübergreifend dabei sind, Wege zu finden ihr Lebensversicherungsgeschäft und andere vergleichbare Sparten in sogenannte Run Off Gesellschaften zu überführen.

Als einer der Gründe wird die erhöhte Eigenkapitalanforderung von Solvency II angeführt, die sehr viel Kapital bindet, dass sonst besser verwendet werden könnte.

Es scheint so, als wäre ein Rennen darüber ausgebrochen, wer als erstes seine Altlasten entsorgen kann. Ein Phänomen, dass schon in anderen Branchen aufgetreten ist. Vor der Great Financial Crisis stießen manche, gut informierte Banken ihre strukturierten Kreditportfolios ab, während andere der Meinung waren, dass es sich dabei noch um ein gutes Geschäft handelt. Das Ende von Bear Stearns, Lehman, IKB, etc. ist bekannt.

Misstrauisch machen auch die verschiedenen Dienstleister, die in letzter Zeit vermehrt in Erscheinung treten. Dazu kann man auf Versicherungswirtschaft-Heute lesen:

Externe Plattformen, die inzwischen wie Pilze aus der Erde schießen, sich schönreden und auf das große Geschäft spekulieren, stehen bereit, um das Geschäft abzuwickeln. Es fällt auf, dass in den letzten Wochen immer mehr Experten das neue Geschäftsmodell als höchst profitabel preisen und dessen Vorzüge auch oder gerade für die Kunden hervorheben.

Irgendetwas ist beim Produkt nicht in Ordnung, wenn sich die Anbieter davon möglichst distanzieren wollen.

Im Januar schrieb ich zu dem Thema, dass bei den Lebensversicherungen alles in Ordnung sei folgendes:

Der Grundtenor des Versicherungsverbandes und der Politik ist, dass alles in Ordnung ist und die Aufsicht ihren Job macht. Die Aufsicht ihren Job macht? Etwa so wie vor der Finanzkrise? Hoffen wir mal das hier die richtigen Lektionen gelernt wurden.

Der Chef der BaFin wurde am gestrigen Abend auch zitiert mit der Aussage, dass es in der Branche „Pappenheimer“ gibt, um die man sich in „Manndeckung“ kümmere.

Die FAZ hat den Braten gerochen. Sie schloss aus dem gestrigen Diskussionsverlauf, dass die Nerven auf Seiten der Politik und der Lebensversicherer blank liegen und die Lage wesentlich beklemmender ist, als sie dargestellt wird.

 

Run Off Gesellschaften, Treffpunkt alter Bekannter

 

Ende Januar hatte ich schon einmal über die sogenannten Run Off Gesellschaften berichtet. Sie sind ein Treffpunkt der üblichen Verdächtigen, denen kein Geschäft zu riskant ist, wenn es nur ein bisserl mehr Fixed Income verspricht. Zu ihnen gehören neben Investoren, Pensionskassen aber auch Versicherungsunternehmungen, die über den Umweg der Cayman Inseln in diese investieren.

Abstoßen und erneut investieren? Klingt irgendwie danach, dass Risiken aus den Bilanzen verschwinden sollen oder?

Leider lassen sich diese Nebenstrecken der Finanzmärkte nur sehr schwer überprüfen, so dass es bisher bei einer Vermutung bleibt, dass es der selbe Trick ist, wie ihn einst die Banken mit ihren Special Purpose Vehicle angewendet haben.

Der Trend hin zu den Run Offs ist gestartet und wird in den folgenden Jahren noch so einige Überraschungen bieten, vielleicht sogar ein Erfolg sein. Doch aktuell überwiegen die Zweifel.

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