Die Inflationsrate ist seit langem das Sorgenkind der Europäischen Zentralbank. Auch in den vergangenen Monaten lag der Wert dauerhaft unter 2 % und damit unter der Zielmarke der EZB. Doch der schwache Euro sowie der starke Ölpreis sollten in den nächsten Monaten ihren Einfluss zeigen.
Weiterhin sind die Inflationsdaten innerhalb des Euroraums in einem wenig bedrohlichen Bereich. Werte von 2,0 % scheinen wie eine magische Mauer, die einfach nicht überwunden werden will.
Dabei wäre eine Inflationslesung über der Zielmarke der EZB für die Schuldentragfähigkeiten einzelner Staaten mittlerweile dringend. Immerhin wurden die Zeiten des Null- und Negativzinses nicht zum Schuldenabbau, sondern zu einer deutlichen Ausweitung der Staatsschulden genutzt.
Staatsschulden legen weiter zu
In Italien etwa stieg die Verschuldung von circa 100 % auf mittlerweile 130 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Rahmendaten für eine weitere Verschuldung verschlechtern sich dabei zusehends. Immerhin hängt die EZB mittlerweile viele Monate hinter der Zinsentwicklung des Dollarraums zurück.
Während einer der besten Schuldner der Welt – die USA – für 10 jährige Papiere bereits über 3 % an die Gläubiger zahlen muss, befindet sich die Rendite für italienische Staatspapiere noch deutlich unter dieser Marke (aktuell 2,4 %). Damit scheint das Bonitätsrisiko weiterhin, dank der milliardenschweren Ankäufe durch die EZB, nicht vernünftig bezahlt zu werden.
Auch den Italienern ist diese Situation bewusst. So fordert Italien von der EZB einen Schuldenerlass in Höhe von 250 Milliarden Euro (das Handelsblatt berichtete). Dieser Wert wäre ein Vielfaches des Eigenkapitals der Notenbank.
Doch eine Pleite droht der EZB trotzdem nicht, denn Zentralbanken unterliegen anderen Gesetzen als Geschäftsbanken. Sie können nicht illiquide werden, da sie jederzeit ihr eigenes Geld drucken können. Dennoch dürfte das Thema Schuldenerlass aktuell keine guten Erfolgsaussichten haben. Von diesen Schritten sollten wir noch eine weitere Krise entfernt sein.
EZB hat kaum Möglichkeiten trotz Preisanstieg
Das oben dargestellte Szenario zeigt bereits das Dilemma der Europäischen Zentralbank in der konventionellen Werkzeugkiste.
Auch Mario Draghi weiß, dass die Renditen im Falle eines Stopps der riesigen Ankaufsmaßnahme (QE) wohl deutlich steigen würden. Vor allem der Ölpreis und der zuletzt schwächelnde Euro werden an dieser Stelle Einfluss nehmen. Immerhin verbessert sich die Inflationserwartung nun erwartungsgemäß deutlich. Was kann die EZB also tun, um der beginnenden Inflation entgegenzuwirken?
In jedem Fall sieht es aus heutiger Sicht nicht nach einer deutlichen Anhebung des Leitzinses in der Eurozone aus. Der Grund für diese Erwartung ist die Verschuldungsstruktur der Länder Italien und Spanien. Diese sind vor allem im kürzeren Laufzeitbereich verschuldet. Damit sind den Währungshütern in der Eurozone in Sachen Leitzins wohl die Hände gebunden.
Und selbst wenn diese Länder einen möglichen Ansteig des Zinsniveaus aushalten können, wären die Folgen für die Wirtschaft weiterhin schwer abzuschätzen.
Die Inflation kehrt 2018 zurück. Welche Auswirkungen sind denkbar?
Zielmarke der EZB dürfte erreicht werden
Dennoch kann man davon ausgehen, dass die Zentralbank die Ankäufe demnächst reduzieren wird. Die Zielprojektion der EZB zur Geldwertstabilität bleibt Bestandteil der Argumentation für die Ankäufe. Sollte sich die Inflationsrate über den Wert von 2 % bewegen können, dürften die Währungshüter das riesige Geldexperiment herunterfahren.
Demnach könnten wir schon bald eine relativ normale Zinsstrukturkurve in Europa sehen, wenn auch auf einem, in absoluten Zahlen, niedrigem Niveau. Auch in Deutschland sollten die 10 jährigen Renditen dann wieder eine 2 vor dem Komma haben – mindestens.
In den nächsten Monaten und Jahren werden die Europäer noch zeigen müssen, dass sie tatsächlich mit Krisen umgehen können. Denn das große Grundproblem in der Konstruktion des Euroraums wurde weiterhin nicht gelöst. Es wurde nur verschoben und erschwert so den Weg zur Normalität. Selbst eine ernste Stagflation könnte uns im schlimmsten Falle drohen. Die möglichen Auswirkungen für Sparer wären in diesem Szenario fatal.
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