Aktienrückkäufe beflügeln die Börsen. Vor allem in Amerika wachsen die Ankäufe der eigenen Aktien weiterhin. Allerdings wird dieser Zustand früher oder später sehr gefährlich werden. Denn während Aktienrückkäufe die Börsen stabilisieren oder sogar befeuern, steigen die Schulden weiter an.
Um zu verstehen, warum Aktienrückkäufe so überaus beliebt sind, reicht schon ein Blick auf die Gründe hinter den Aufkäufen eigener Aktien.
Mögliche Gründe für einen Aktienrückkauf
In einem anderen Artikel wurden die Gründe für Rückkäufe von Aktien folgend beschrieben:
Die Gründe für einen Aktienrückkauf können vielfältig sein. Einer der klar ersichtlichen Gründe könnte die Pflege des Aktienkurses sein. Immerhin kauft das Unternehmen Aktien am Markt und stützt so den eigenen Aktienkurs.
Weitere Gründe können sein:
- Abwehr feindlicher Übernahmen durch Verknappung der verfügbaren Aktien
- Erhöhung des Gewinns je Aktie und verbesserte Kapitalrendite
- Belegschaftsaktien aus dem Erwerb eigener Anteile
- Akquisitionswährung in Form eigener Aktien
In den letzten Jahren dürfte zu den Hautgründen der Aktienrückkäufe vor allem die Pflege der Aktienkurse und die Erhöhung des Gewinns je Aktie sein. Denn Ankäufe von eigenen Aktien wirken eben nicht nur direkt auf den Aktienkurs durch die zusätzliche Nachfrage. Mittelfristig wirken diese Ankäufe auch auf die Bewertung eines Unternehmens. Ein Beispiel dazu:
Beispiel für die Erhöhung des Gewinns je Aktie
Stellen Sie sich vor, dass ein Unternehmen 100.000 Euro Gewinn macht. Außerdem ist dieses Unternehmen an der Börse notiert. Es existieren 100.000 Aktien. Damit verteilt sich der Unternehmensgewinn von 100.000 Euro auf 100.000 Aktien und ergibt einen Gewinn je Aktie von 1 Euro. Bei einem KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 10 steht die Aktie bei 10 Euro an der Börse. Sollte das Unternehmen nun 10 % der Aktien zurückkaufen und einziehen, verteilt sich der Unternehmensgewinn nun auf „nur noch“ 90.000 Aktien. Der Gewinn je Aktie steigt so auf 1,111 Euro. Bei gleichbleibenden KGV würde der Aktienkurs für die verbliebenen Aktionäre nun auf 11,11 Euro ansteigen.
Damit ist der wirkliche Wert des Unternehmens in diesem Beispiel nicht angestiegen. Immerhin liegt der Unternehmenswert auf beiden Seiten bei 1 Millionen Euro. Nur der individuelle Wert eines Aktionärs, der seine Aktien gehalten hat, ist um 11,11 % gestiegen.
Warum sind Aktienrückkäufe gefährlich?
Damit wurden die positiven Seiten eines Aktienrückkaufs bereits deutlich. Doch natürlich gibt es diese für Aktionäre positiven Folgen nicht zum Nulltarif. Immerhin werden viele Rückkäufe eigener Anteile direkt oder indirekt über Schulden finanziert. Diese Verschuldung zeigt sich allerdings nicht bei der simplen Beurteilung nach Kennziffern wie dem KGV oder Ähnlichem. Die Verschuldung zeigt sich erst mittel- bis langfristig, je nachdem wie hoch das Zinsniveau steht und damit die Gewinn- und Verlustrechnung durch die Zinsen belastet wird. Das folgende Schaubild zeigt Ihnen die Gefahr von Aktienrückkäufen auf.
Niedrige Zinsen verlocken zu Rückkäufen
Im Fazit bleibt also festzuhalten, dass das aktuelle Zinsniveau Rückkäufe von Aktien zusätzlich anfacht und die Folgen bisher kaum zu spüren sind. Ein Zinsanstieg würde allerdings dramatische Folgen mit sich bringen. Amerika befindet sich zwar bereits auf diesem Weg, allerdings wurde Jerome Powell auf der letzten Sitzung des FED bereits etwas zurückhaltender im Wording. Dennoch könnten selbst die bisher erfolgten Anhebungen des Zinses auf die Bilanzen wirken. Durch die verschiedenen Laufzeiten eines Portfolios aus Krediten, dürfte der Effekt selbst aber mit zeitlicher Verzögerung von wenigen Jahren eintreten. In jedem Falle sollten sich Aktionäre dieses Umstandes bewusst sein.
Danke für die Lektüre zum Nachdenken.
Immer wieder gerne und auch nach Monaten noch aktuell!
Gruß Bernie