Es wird bereits an der Wall Street offen darüber gesprochen. Die amerikanische Finanzdienstleistungsbranche konzentriert sich weiter und bringt damit das deutsche Unternehmen Wirecard unter Druck. Es geht konkret um eine 22 Milliarden Dollar schwere Übernahme durch den US-Zahlungsverkehrabwickler Fiserv. Wen will er genau übernehmen und wie könnte sich dies auf die Aktienkurse auswirken?
Erste Informationen zur Rekordübernahme im Fintech-Sektor
Die Rekordübernahme zielt auf das Unternehmen First Data ab. Es soll über eine auf Aktien basierende Transaktion vollzogen werden. Damit steigt Fiserv mit einem Schritt zu den bedeutendsten Zahlungsverkehrs-Abwicklern der Welt auf. Nebenbei wäre es eine Rekordübernahme im Sektor Fintech, den Dienstleistungen der Finanztechnologie.
Laut Reuters (hier auf finanzen.net publiziert) bietet das Unternehmen Fiserv pro First Data-Aktie 0,303 seiner eigenen Aktien im Tausch an. Geht dieser Deal bei den Aktionären durch, würden Fiserv-Aktionäre an dem zukünftigen Unternehmen genau 57,5 Prozent halten und ehemalige Aktionäre von First Data genau 42,5 Prozent. An der Spitze soll weiterhin der Chef von Fiserv Chef Jeffery Yabuki stehen.
Als die Meldung am Mittwoch an der Wall Street publiziert wurde, legte die First Data Aktie um 21 Prozent zu. Es wäre für das Unternehmen und damit für die Aktionäre auf den ersten Blick also ein positiver Effekt. Im Gegenzug fielen die Aktien von Fiserv an der Nasdaq um 3 Prozent, da für die Übernahme ein recht stattlicher Preis einkalkuliert werden muss.
Wie haben sich die Werte langfristig entwickelt und welche Aktie ist hierbei konstanter?
Entwicklung der Aktienkurse
Im ersten Effekt belastet eine Übernahme meistens, ist sie doch mit finanziellen Aufwendungen und organisatorischen Kosten verbunden. Mittelfristig kann sich dies jedoch lohnen, wenn entsprechende Synergieeffekte zum Tragen kommen. Hier hat das deutsche Unternehmen Wirecard einen zukünftigen Konkurrenten auf dem Markt, welcher an Stärke zulegt.
Der potenzielle internationale Gewinner dürfte, legt man die Marktanteile nach der Übernahme zugrunde, entsprechend Fiserv sein. Dessen Aktienkurs zeigt in den letzten 5 Jahren einen soliden Aufwärtstrend, wie hier im Chartbild von finanzen.net zu sehen ist:
Mit wenigen und nur kurzen Rückschlägen legte der Aktienkurs um mehr als 200 Prozent zu.
Die Wirecard-Aktie legte im gleichen Zeitraum stärker zu, doch konzentrierte sich dieser Aufschwung vor allem auf die letzten beiden Jahre:
Dies ist für Rückschläge natürlich anfälliger, wie wir in diesem Jahr deutlich sehen mussten. In den vergangen 6 Monaten verlor die Aktie rund 7 Prozent – vom Top zwischenzeitlich rund 30 Prozent sogar. Keine Aktie für schwache Nerven, könnte man meinen. Doch als „Sondereffekt“ muss hier die Aufnahme und die damit vorab erfolgte Spekulation dazu für die DAX-Ordnung genannt werden.
Mögliche Auswirkungen auf Wirecard
Bekannt ist die Wirecard AG als einer der führenden internationalen Anbieter elektronischer Zahlungs- und Risikomanagementlösungen mit mehr als 250.000 Kunden. Da die Wirecard AG auch Konten- und Kreditkarten-Dienstleistungen außerhalb Deutschlands anbietet, ist diese Rekordübernahme in den USA mit Skepsis zu betrachten. Immerhin ist Wirecard ein sogenannter „Principal Member“ von VISA, MasterCard, Alipay, ApplePay und JCB. Diese Unternehmen könnten hierbei im Rahmen der Verschiebung von Marktanteilen durchaus dem Motto „America first“ folgen und sich näher an Fiserv binden. Damit dürfte die Aktie von Wirecard zumindest weiter volatil bleiben und von Einzelmeldungen getrieben gerade für Trader ein interessante Basis sein.
Man muss hier wohl die Abwicklung und genaue Ausrichtung des neu entstehenden Fintech-Giganten abwarten, um die Wettbewerbssituation noch einmal im Detail analysieren zu können. Im zweiten Quartal 2019 sollten wir darüber mehr wissen und hier berichten können.
Ihr Andreas Mueller
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