Knapp 7 Prozent Kursgewinn zeigte der DAX im Kalendermonat Mai auf und hat damit an die Erholung vom April anknüpfen können. An der Börse dominiert damit das Thema Erholung nach der Corona-Zeit, dabei ist diese noch nicht beendet. Wie kann man dies charttechnisch einordnen?
Starke Gesamtwoche zum Mai-Ausklang
Wie bereits in der Vorwoche startete der DAX sehr stark in die letzte Mai-Handelswoche. Er bewegte sich direkt weiter im großen GAP vom März-Start und ließ dieses sinngemäß in der Frühlingssonne dahinschmelzen (Rückblick Montag):
Am Dienstag war es dann soweit: das GAP wurde geschlossen. Mit einer Toleranz von 3 Punkten standen wir im Kursbereich aus Anfang März. Ein Grund für eine Konsolidierung? Fehlanzeige! Hier gab es vor allem für mittelfristige Anleger weitere Kaufsignale und Meldungen, die für eine Fortsetzung dieser Trendbewegung sprachen.
Entsprechend fielen die Trades eher auf der Long-Seite leicht, welche sich entsprechend an Trendlinien orientieren konnten:
Angetrieben von der Phantasie zum Lufthansa-Rettungspaket und einem spezifischen Hilfspaket für die Automobilindustrie in Frankreich profitierten diese beiden Sektoren überproportional. Ebenso setzten die Bankenwerte ihre Erholung fort, nachdem die US-Notenbank FED immer wieder von weiteren notwendigen und machbaren Finanzhilfen sprach. Im gleichen Ton legte die EU nach und verabschiedete gleich ein 750 Milliarden Euro Hilfspaket.
Somit fand die Rallye bis zum Donnerstag ihre Fortsetzung, wie folgender Rückblick zeigt:
Das Wochenhoch bei 11.813 Punkten bildete am Donnerstag das bisherige Hoch der Bewegung. Zum Freitag gaben die Kurse etwas nach, wie die Übersicht der einzelnen Handelstage zeigt:
Per Saldo war dies jedoch eine sehr starke Woche. Blickt man auf den Gesamtmonat zurück, so beeindruckt die DAX-Performance je Monat (Grafik von wallstreet-online) und reiht sich in die Erholung des April nahtlos ein:
Mit Blick auf die Wall Street (bei der die Erholung noch stärker verlief) darf man nun gespannt sein, wie weit sich diese Bewegung fortsetzt. Das Technologiebarometer Nasdaq ist beispielsweise nur noch rund 3 Prozent von seinem Allzeithoch aus dem Februar entfernt:
Schauen wir daher direkt auf den DAX.
Implikationen für den Juni-Start
Dass dieser Trend sehr hohes Momentum aufweist, war klar zu sehen. Einer solchen Dynamik sollte man sich nicht „ungebremst“ in den Weg stellen. Gemeint ist der Versuch, hier ein mögliches Top zu treffen und sich Short zu positionieren. Das Abwarten eines Signals ist hierbei für das Konto am Ende gesünder, auch wenn sich natürlich intraday immer wieder Gelegenheiten ergaben. Für eine nachhaltige Bewegung reichten diese jedoch nicht.
Beim Blick auf die Entwicklung der Gesamtwoche könnte jedoch mit dem Freitag zumindest eine Konsolidierung eintreten:
Kurzfristig sind wir hierbei an der 11.580 mehrfach unterstützt – bricht dieser Bereich jedoch, ist mit weiteren Abgaben unter die GAP-Kante zu Anfang März bei 11.540 Punkten zu rechnen und das GAP vom Dienstag ins Auge zu fassen:
Der erste Trigger ist daher die 11.580 für mein Trading und die Zone um 11.380 bis 11.440 ein spannendes Ziel. Bis dahin wäre ein Rücklauf jedoch nur eine Konsolidierung des Trends der Vorwoche. Nervös dürften Anleger erst bei Kursen bis zur 11.250 als Ausbruchsniveau der letzten vier Handelswochen werden und wenn dieses Level brechen sollte.
Ebenfalls zu sehen war in diesem Chartbild das GAP auf der Oberseite zu vergangenem Donnerstag. Mit Kursen über 11.720 könnte dieser Weg für die Bullen einen weiteren Versuch darstellen, den größeren Trend beizubehalten und, wenn auch nicht mehr so steil wie an den ersten vier Handelstagen der letzten Wochen, so doch von der Tendenz her weiter nach oben zu laufen.
Ein „Sell in may…“ hat statistisch nicht stattgefunden und zum Monatsstart Juni könnte sich diese Situation noch einmal auf der Oberseite „entladen“.
Signalgeber dafür könnte die Wall Street sein, an der am Pfingsmontag im Vergleich zur Deutschen Börse ganz normal gehandelt wird. Auf den Nasdaq-Chart und seinen geringen Abstand zum Allzeithoch hatte ich bereits hingewiesen.
Für den DAX würde dies ein weiteres „Eintauchen“ in die Handelszone aus Ende Februar / Anfang März bedeuten. Im großen Chartbild ist diese breit aufgefächert sichtbar und vollzieht sich bis rund 12.230 Punkte:
In dieser größeren Zeiteinstellung wäre der Trend auch nach einigen Tagen Konsolidierung noch intakt. Erst ein Rückfall unter 11.250 wäre für die Bullen ein erstes Warnsignal auf End-of-Day-Basis.
Kurzfristige Handels-Ideen publiziere ich wie gewohnt jeden Morgen und versende diese ausführlich per Mail. Wenn Du darüber informiert werden möchtest, melde Dich hier kostenfrei an.
Was trübt die Stimmung etwas? Unruhen und Proteste in den USA in Bezug auf Rassismus, der harte Kurs von US-Präsident Donald Trump gegen die WHO und die ersten Reaktionen gegen China in der Pressekonferenz am Freitag. Zudem stehen mit dem US-Arbeitsmarkt und der EZB-Sitzung zwei gewichtige Termine an, welche dem Markt entscheidende Impulse geben sollten. Darauf schauen wir nun zum Abschluss dieser Wochenanalyse.
Wirtschaftstermine für die 23. Kalenderwoche 2020
Die neue Woche und der neue Monat startet mit dem Tankan-Report aus Japan. In Deutschland ist am Montag Börsenfeiertag, dennoch darf 9.55 Uhr auf den Einkaufsmanager geblickt und bei diversen Brokern die DAX-Indikationen gehandelt werden. Am Nachmittag erwarten wir dann 15.45 Uhr den Markit PMI Herstellungsindex und 16.00 Uhr den ISM-Index der Auftragseingänge sowie den Beschäftigungsindex für das verarbeitende Gewerbe.
Mittwoch erhalten wir 9.55 Uhr mit den Arbeitsmarktdaten aus Deutschland, 10.00 Uhr aus Italien und 11.00 Uhr aus der EU einen Einblick in die Verfassung unseres Arbeitsmarktes. 14.15 Uhr folgen diesbezüglich Daten aus den USA mit der ADP-Beschäftigungsänderung. Um 15.45 Uhr stehen der Markit-PMI-Index für Dienstleistungen aus den USA und 16.00 Uhr dann der ISM-Index für die nicht-verarbeitenden Gewerbe im Fokus.
Der Donnerstag steht im Zeichen der Europäischen Zentralbank – mit der EZB-Zinssatzentscheidung um 13.45 Uhr und der nachfolgenden Pressekonferenz 14.30 Uhr erhalten wir einen Einblick in die zukünftige Politik unserer Notenbänker. 14.30 Uhr werden parallel die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung aus den USA zusammen mit der US-Handelsbilanz und den US-Lohnstückkosten veröffentlicht.
Für den Freitag sollte man sich 8.00 Uhr die Werkaufträge aus Deutschland und dann 14.30 Uhr die Arbeitsmarktdaten aus den USA vormerken. Wie wirken sich die Erstanträge der einzelnen Wochen auf die Gesamtbilanz aus? Laut Prognosen könnte die Arbeitslosigkeit bei 20 Prozent liegen. Diese ökonomische Zahl dürfte zum Wochenausklang noch einmal für Volatilität sorgen.
Alle umschriebenen Termine finden Sie hier noch einmal als graphische Übersicht mit Prognosen vor:
Starten Sie gut in den Sommermonat Juni und bleiben Sie vor allem gesund.
Viel Erfolg wünscht Ihr Andreas Bernstein (Bernecker1977)
Schauen Sie gerne für weitere Meinungen in den Trading-Chat
*Platzierte Produkte/Tools sind entsprechend markiert und Werbung.
Der Handel mit Finanzprodukten ist risikoreich. Sie können Ihr eingesetztes Kapital verlieren. Diese Analyse ist keine Handelsempfehlung und enthält lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Kommentar hinterlassen