Bayer, Strategy & Siemens Energy: Wenn Durchbrüche plötzlich nicht mehr zählen

Bayer meldet Durchbruch bei Asundexian, doch Rüstungsaktien stürzen trotz Wachstumsplänen ab. Märkte reagieren stärker auf Narrative als auf Fundamentaldaten.

Bayer, Strategy & Siemens Energy: Wenn Durchbrüche plötzlich nicht mehr zählen
Kurz & knapp:
  • Bayer erreicht Phase-III-Studie mit Gerinnungshemmer
  • BioNTech-Übernahme von CureVac steht vor Entscheidung
  • Rüstungswerte verlieren trotz ambitionierter Pläne
  • Siemens Energy verliert trotz positiver Prognosen

Liebe Leserinnen und Leser,

1,25 Milliarden Dollar – so viel ist BioNTech bereit, für CureVac auf den Tisch zu legen. Am Dienstag entscheiden die Aktionäre über die Übernahme. Doch während in der Biotech-Branche Konsolidierung läuft, macht ein deutscher Pharmakonzern mit einer ganz anderen Nachricht auf sich aufmerksam: Bayer meldet einen medizinischen Durchbruch bei Asundexian, jenem Gerinnungshemmer, der vor zwei Jahren spektakulär gescheitert war. Gleichzeitig stürzen Rüstungsaktien ab, obwohl Rheinmetall und Siemens Energy gerade erst ambitionierte Wachstumspläne präsentierten. Drei Geschichten, die zeigen: An den Märkten zählt derzeit nicht, was Unternehmen leisten – sondern was Investoren gerade glauben wollen.

Bayers zweite Chance: Asundexian holt auf, was verloren schien

Der Sonntagnachmittag hätte dramatischer kaum sein können für Bayer-Aktionäre. Das Unternehmen verkündete, dass Asundexian in der Phase-III-Studie OCEANIC-STROKE alle primären Wirksamkeits- und Sicherheitsziele erreicht hat. Der Gerinnungshemmer senkte bei Patienten nach einem ischämischen Schlaganfall das Risiko eines erneuten Schlaganfalls signifikant – ohne die gefürchteten schweren Blutungen zu erhöhen. „Ein wichtiger Meilenstein“, jubelte Forschungsleiter Christian Rommel.

Die Erleichterung ist verständlich. Ende 2023 war Asundexian in einer anderen Indikation – Vorhofflimmern – durchgefallen. Die Aktie stürzte damals ab, Analysten strichen ihre Umsatzprognosen zusammen. Ursprünglich hatte Bayer auf Spitzenumsätze von über fünf Milliarden Euro pro Jahr gehofft. Nun könnte der FXIa-Hemmer als Mittel zur Schlaganfall-Sekundärprävention doch noch zum Blockbuster werden. Weltweit erleiden jährlich rund zwölf Millionen Menschen einen Schlaganfall, 20 bis 30 Prozent davon sind Wiederholungsfälle. Das Marktpotenzial ist riesig.

Bayer will nun zügig mit Zulassungsbehörden weltweit sprechen und Anträge vorbereiten. Die detaillierten Studienergebnisse sollen auf einem wissenschaftlichen Kongress präsentiert werden. Für einen Konzern, der seit Jahren mit Rechtsstreitigkeiten, Portfoliobereinigungen und enttäuschenden Pipeline-Nachrichten kämpft, wäre ein zugelassenes Asundexian ein dringend benötigter Hoffnungsschimmer.

BioNTech und CureVac: Dienstag wird entscheidend

Während Bayer auf eigene Forschungserfolge setzt, geht BioNTech den Weg der Übernahme. Am Dienstag stimmen die CureVac-Aktionäre über Beschlüsse ab, die für die geplante Transaktion notwendig sind. Das öffentliche Umtauschangebot läuft bis zum 3. Dezember, doch ohne grünes Licht der Hauptversammlung bleibt alles Makulatur.

BioNTech bietet für jede CureVac-Aktie American Depositary Shares im Wert von etwa 5,46 US-Dollar – das entspricht einer Gesamtbewertung von rund 1,25 Milliarden Dollar. Die Mainzer wollen damit vor allem CureVacs mRNA-Plattform für Krebsimmuntherapien übernehmen. Die Idee: Beide Unternehmen bringen komplementäre Technologien mit, die zusammen schneller zu marktfähigen Produkten führen sollen.

Doch die Aktionäre müssen zustimmen – und das ist keine Formsache. Mindestens 80 Prozent der Anteile müssen angedient werden, wobei BioNTech die Schwelle auf 75 Prozent senken kann. Zudem werden neue Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder ernannt. Ob die CureVac-Aktie, die am Freitag bei 5,03 US-Dollar schloss, nach der Abstimmung einen Schub bekommt oder BioNTech nachbörslich reagiert, wird sich zeigen. Für BioNTech wäre es ein strategischer Meilenstein, für CureVac das Ende als eigenständiges Unternehmen.

Siemens Energy: Barclays warnt vor Überhitzung trotz starker Zahlen

Beim Kapitalmarkttag von Siemens Energy herrschte Aufbruchstimmung. Das Management bestätigte erhöhte Mittelfristziele, verwies auf volle Auftragsbücher, Kapazitätserweiterungen und eine aktionärsfreundliche Kapitalverteilung. RBC hob das Kursziel von 130 auf 136 Euro an, JPMorgan lobte den „guten Job“ des Managements. Doch dann kam Barclays – und dämpfte die Euphorie.

Die britische Investmentbank erhöhte zwar ihr Kursziel von 77 auf 85 Euro, beließ die Einstufung aber auf „Equal Weight“. Analyst Vladimir Sergievskiy warnte, die Geschäftsdynamik zeige „gewisse Anzeichen für einen zyklischen Höhepunkt“. Anders gesagt: Der Aktienkurs preise bereits einen „endlos positiven Geschäftsverlauf“ ein – eine Annahme, die Sergievskiy für gewagt hält.

Die Reaktion am Freitag war brutal. Die Aktie verlor im XETRA-Handel 10,08 Prozent und schloss bei 100,80 Euro. Nachbörslich erholte sie sich leicht auf 103,50 Euro. Analysten im Konsens bleiben mit einem durchschnittlichen Kursziel von 105,57 Euro und einem „Moderate Buy“-Rating konstruktiv. Doch die Warnung von Barclays zeigt: Selbst bei fundamentaler Stärke können Bewertungssorgen schnell zur Belastung werden.

Rüstungsaktien im freien Fall: Friedenshoffnung schlägt Wachstumsfantasie

Noch härter traf es die deutschen Rüstungswerte. Rheinmetall, HENSOLDT und RENK verloren am Freitag zwischen 6,5 und 8,4 Prozent – und das, obwohl beide Konzerne gerade erst auf Kapitalmarkttagen ambitionierte Pläne bis 2030 präsentierten hatten. Der Grund: Spekulationen über einen möglichen Waffenstillstand in der Ukraine nach einem 28-Punkte-Plan von US-Präsident Donald Trump.

Der Plan, der von mehreren Medien veröffentlicht wurde, sieht unter anderem vor, dass die Ukraine auf einen NATO-Beitritt verzichtet, ihre Truppenstärke auf 600.000 Mann begrenzt und besetzte Gebiete faktisch anerkennt. Russland würde im Gegenzug auf eingefrorenes Staatsvermögen verzichten und sich verpflichten, Europa nicht anzugreifen. Am Sonntag begannen in Genf Gespräche zwischen Vertretern Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, der EU, der Ukraine und der USA über mögliche Änderungen am Plan.

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Die Märkte reagierten sofort. Rheinmetall fiel auf 1.519,50 Euro, nachbörslich weiter auf 1.503 Euro. HENSOLDT schloss bei 72,50 Euro, RENK bei 50,86 Euro – nachbörslich ging es jeweils weiter abwärts. Dabei hatten Analysten wie David Perry von JPMorgan bereits nach ersten Spekulationen betont, dass ein Friedensplan nach russischen Vorstellungen die europäischen Rüstungsausgaben eher dynamisieren würde. Charles Armitage von Citigroup warnte, ein Waffenstillstand würde nur eine „Phase der gegenseitigen Beobachtung“ einleiten – Russland könnte innerhalb von fünf Jahren für einen Konflikt mit Europa gerüstet sein.

Doch solche Argumente verfangen derzeit nicht. Die Anleger verkaufen erst, fragen später.

Krypto unter Druck, Gold gibt nach – doch die Erholung läuft

Auch am Kryptomarkt dominierte am Wochenende zunächst der Ausverkauf. Bitcoin war am Freitag erstmals seit Monaten unter 90.000 US-Dollar gefallen. Doch am Sonntag drehte die Stimmung. Bitcoin kletterte zeitweise um 3,59 Prozent auf 87.113 Dollar, Ethereum legte 4,58 Prozent auf 2.855 Dollar zu, XRP sprang sogar um 8,05 Prozent auf 2,05 Dollar.

Die Erholung folgte auf gestiegene Hoffnungen, dass die US-Notenbank Fed im Dezember doch noch die Zinsen senken könnte. Nachdem robuste Arbeitsmarktdaten die Erwartungen gedämpft hatten, signalisierte New Yorker Fed-Präsident John Williams am Freitag, dass Zinssenkungen „in naher Zukunft“ möglich seien. Das stützte auch die Aktienmärkte – und färbte auf Krypto ab.

Gold hingegen gab leicht nach. Der Preis fiel um etwa 0,5 Prozent auf rund 4.080 Dollar je Unze. Die robusten US-Arbeitsmarktdaten dämpften die Zinssenkungshoffnungen zunächst, was den Dollar stärkte und Gold belastete. Dennoch bleibt das Edelmetall als sicherer Hafen gefragt, solange geopolitische Unsicherheiten und Bewertungssorgen die Märkte belasten.

Was diese Woche noch kommt

In den kommenden Tagen dürfte die Volatilität hoch bleiben. Am Dienstag entscheiden die CureVac-Aktionäre über die BioNTech-Übernahme – ein Termin mit Signalwirkung für die gesamte Biotech-Branche. Die Verhandlungen in Genf über den Ukraine-Friedensplan laufen weiter, jede neue Schlagzeile könnte Rüstungsaktien bewegen. Und die Fed-Spekulationen bleiben das beherrschende Thema: Jede neue Äußerung aus der Notenbank wird auf die Goldwaage gelegt.

Was bleibt, ist die Erkenntnis: Selbst die besten Nachrichten – sei es Bayers Asundexian-Erfolg, Siemens Energys Wachstumspläne oder Rheinmetalls volle Auftragsbücher – garantieren derzeit keine steigenden Kurse. Die Märkte handeln nicht mehr nur Fundamentaldaten, sondern vor allem Narrative. Wer investiert ist, braucht gerade jetzt einen kühlen Kopf.

Einen erfolgreichen Start in die Woche wünscht Ihnen

Andreas Sommer

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Als Finanzanalyst und Börsenjournalist beschäftige ich mich seit über vier Jahrzehnten intensiv mit den Finanzmärkten. Meine Spezialisierung liegt auf der Analyse wachstumsstarker Aktien und der Entwicklung von Anlagestrategien, die fundamentale Bewertung mit technischer Analyse kombinieren.

Ein zentraler Aspekt ist das Timing („Timing is Money“), denn Risikobegrenzung ist essenziell („Vermeiden ist besser als Verlieren!“). Mein Ziel ist es, Ihnen klare Orientierung in dynamischen Märkten zu bieten.

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  • Wendepunkt 1987: Der Börsencrash weckte mein tiefes Interesse an der technischen Analyse als wichtiges Instrument zur Risikosteuerung.
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