Broadcom- vs. Marvell-Aktie: Chip-Giganten im KI-Duell

Broadcom dominiert mit breitem KI-Portfolio und VMware-Integration, während Marvell mit fokussierter KI-Strategie und kundenspezifischen Chips höheres Wachstumspotenzial bei größerem Risiko bietet.

Kurz & knapp:
  • Broadcom erwartet 60% KI-Umsatzwachstum auf 5,1 Milliarden Dollar
  • Marvell verzeichnet 63,3% Quartalsumsatzwachstum trotz Verlustmarge
  • Strategischer Fokus auf KI-Infrastruktur und Rechenzentren
  • Unterschiedliche Bewertungsprofile und Risikostrukturen

Im Halbleitersektor tobt derzeit ein erbitterter Kampf um die Vorherrschaft bei KI-Chips und Datencenter-Lösungen. Die beiden Kontrahenten: Broadcom mit einer Marktkapitalisierung von 1,38 Billionen Dollar und der deutlich kleinere, aber agile Herausforderer Marvell Technology mit 63 Milliarden Dollar Börsenwert. Während die digitale Transformation unaufhaltsam voranschreitet und der Hunger nach schnellerer Datenverarbeitung wächst, positionieren sich beide Unternehmen geschickt für die Zukunft. Doch wer hat die besseren Karten im Rennen um die lukrativen KI-Milliarden?

Positionierung im Megatrend-Markt: Breite gegen Fokus

Die Halbleiterindustrie steht im Zentrum einer technologischen Revolution. KI, 5G und das Internet der Dinge treiben das Wachstum mit Macht voran. Broadcom und Marvell sind beide tief in diesen Zukunftsmärkten verwurzelt – ihre Strategien könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein.

Broadcom fährt die Strategie der umfassenden Marktabdeckung. Der Konzern liefert Hochleistungschips für praktisch jeden Bereich: Von maßgeschneiderten KI-Beschleunigern (XPUs) bis hin zu Netzwerkkomponenten wie dem Tomahawk 6, dem weltweit ersten Ethernet-Switch mit 102,4 Terabit pro Sekunde. Diese Breite lockt eine beeindruckende Partnerliste an, darunter alle großen Cloud-Anbieter und Tech-Giganten. Für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2025 rechnet Broadcom mit einem Anstieg der KI-bezogenen Umsätze um 60 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar. Die VMware-Übernahme verstärkt zusätzlich die Position im lukrativen Software-definierten Rechenzentrumsgeschäft.

Marvell Technology setzt dagegen auf chirurgische Präzision. Der Fokus liegt klar auf maßgeschneiderten Silizium- und optischen Lösungen für die Dateninfrastruktur. Ein bedeutender Erfolg: Microsoft setzt für seinen Azure Cloud HSM-Service auf Marvells LiquidSecurity-Hardware. Das boomende Geschäft mit kundenspezifischen Chips gilt als primärer Wachstumstreiber, besonders im Bereich der generativen KI.

Kritiker wenden allerdings ein, dass Marvell im Markt für Netzwerk-Chips nur die ewige Nummer zwei hinter Broadcom bleibt. Ein strategischer Befreiungsschlag erfolgte kürzlich: Marvell verkaufte sein Automotive-Ethernet-Geschäft für 2,5 Milliarden Dollar in bar an Infineon. Diese Fokussierung auf Rechenzentren und KI soll sich positiv auf die kommenden Quartalszahlen auswirken.

Innovation und Technologie: Wer hat die Nase vorn?

In der Halbleiterbranche ist Innovation die härteste Währung. Broadcoms Forschung und Entwicklung umfasst ein gewaltiges Technologiespektrum. Die jüngste Auslieferung des Jericho4 Ethernet-Fabric-Routers, der über eine Million KI-Beschleuniger vernetzen kann, demonstriert eindrucksvoll die Ambitionen bei massiv skalierbarer KI-Infrastruktur. Die Führungsposition bei der 200G/Lane DSP PHY-Technologie festigt zusätzlich die Dominanz bei KI-Netzwerken der nächsten Generation.

Marvell verschiebt ebenfalls technologische Grenzen – mit dem branchenweit ersten 2nm-SRAM für die nächste Generation von KI-Infrastruktur-Silizium. Die Kooperation mit dem südkoreanischen KI-Halbleiterunternehmen Rebellions für maßgeschneiderte KI-Infrastruktur unterstreicht die Agilität in spezialisierten Hochwertsegmenten. Während Broadcoms schiere Größe eine breitere Innovationspipeline ermöglicht, macht Marvells fokussierter Ansatz das Unternehmen zu einem wendigen und potenten Konkurrenten in ausgewählten Premium-Märkten.

Wachstumsdynamik: David gegen Goliath?

Ein Blick auf die Finanzkennzahlen offenbart zwei völlig unterschiedliche Wachstumspfade:

KennzahlBroadcomMarvell Technology
Umsatz (letzten 12 Monate)57,0 Milliarden Dollar6,5 Milliarden Dollar
Nettogewinnmarge22,6%-7,6%
Quartalsumsatzwachstum (Jahr zu Jahr)20,2%63,3%
Marktkapitalisierung~1.380 Milliarden Dollar~62,94 Milliarden Dollar

Broadcoms Umsatz profitierte erheblich von der VMware-Übernahme. Analysten erwarten weiteres Wachstum, auch wenn dieser Integrationseffekt ausläuft. Das diversifizierte Portfolio bietet eine stabile und expandierende Umsatzbasis. 2024 erreichte Broadcom einen Jahresumsatz von 51,57 Milliarden Dollar – ein deutlicher Sprung gegenüber dem Vorjahr.

Marvells jüngste Performance zeigt sich volatiler. Trotz eines beeindruckenden Quartalswachstums von 63,3 Prozent steht der Jahresumsatz bei bescheidenen 6,5 Milliarden Dollar. Gegenwind kam von Kunden, die Bestellungen verschoben, um überschüssige Chip-Bestände abzubauen, sowie von US-Exportbeschränkungen für bestimmte chinesische Kunden. Mit dem Verkauf der Automotive-Sparte und geschärftem KI-Fokus rechnen Analysten jedoch mit einer Trendwende.

Bewertung und Risiko: Premium mit Unterschieden

Bei der Bewertung präsentieren die beiden Unternehmen das klassische Dilemma zwischen Wachstum und Wert – wobei beide zu Premium-Multiplikatoren handeln:

KennzahlBroadcomMarvell Technology
KGV (letzten 12 Monate)110,02
Kurs-Umsatz-Verhältnis9,71
Dividendenrendite0,76%0,33%
Bruttomarge48,67%
Forward-KGV24,61

Broadcoms hohes KGV spiegelt die Marktführerschaft und starken Wachstumsaussichten im KI-Sektor wider. Die Aktie hat im vergangenen Jahr eine beeindruckende Rally hingelegt. Marvell ist zwar derzeit nicht profitabel nach GAAP-Standards, handelt aber zu einem niedrigeren Forward-Kurs-Umsatz-Multiplikator als Broadcom – möglicherweise ein attraktiverer Einstiegspunkt für Anleger, die auf die Turnaround-Story setzen.

Die Risikoprofile unterscheiden sich ebenfalls deutlich: Broadcoms Diversifikation über Halbleiter und Software bietet Stabilität, birgt aber Integrationsrisiken bei VMware und intensiven Wettbewerb. Marvells konzentrierter Fokus auf Dateninfrastruktur macht das Unternehmen anfälliger für sektorspezifische Abschwünge, bietet aber auch höheres Aufwärtspotenzial, falls die KI-zentrierte Strategie aufgeht.

Langfristperspektive: Welcher Titan setzt sich durch?

Beide Unternehmen werden vom mächtigen Rückenwind der digitalen Transformation und KI-Durchdringung profitieren. Die Wahl zwischen ihnen hängt von Risikoappetit und Anlagehorizont ab.

Broadcom verkörpert das etablierte, diversifizierte Investment in Halbleiter- und Unternehmenssoftware. Die immense Größe, starke Profitabilität und tief verwurzelten Kundenbeziehungen bilden ein solides Fundament für weiteres Wachstum. Der aggressive Vorstoß in den KI-Chip-Markt macht den Konzern zur unaufhaltsamen Kraft.

Marvell Technology bietet die fokussierte Wachstumsstory mit höherem Risiko. Die jüngsten strategischen Schritte zur Verschlankung des Geschäfts und Verdopplung der Anstrengungen bei kundenspezifischen KI-Chips und optischen Lösungen könnten erheblichen Wert freisetzen. Der Quartalsbericht am 28. August 2025 wird zeigen, ob der strategische Schwenk die erwartete Traktion gewinnt.

Letztendlich ist der Halbleitermarkt groß genug für mehrere Gewinner. Broadcoms Herrschaft als Marktführer scheint auf absehbare Zeit gesichert. Doch Marvells Agilität und fokussierte Innovation machen das Unternehmen zu einem überzeugenden Herausforderer mit erheblichem langfristigem Wachstumspotenzial. Die kommenden Quartale werden entscheiden, ob David dem Goliath gefährlich werden kann – oder ob der Riese seine Dominanz weiter ausbaut.

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Über Felix Baarz 319 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.