China: EV-Hersteller Nio, XPeng und Li Auto mit gutem Jahresschluss – Doch wer ist Favorit 2023?

Die drei chinesischen Hersteller von Elektrofahrzeugen Nio, Li Auto und XPeng haben im zurückliegenden Dezember 2022 eine neue Rekordmarke bei den Auslieferungen markieren können. Insgesamt lieferten alle drei Firmen zusammen 48.340 Fahrzeuge aus. Dies war ein Plus zum Vorjahreszeitraum um rund 19%. Gleichzeitig war dies der aufsummierte höchste Monatswert. Der bisherige Rekord lag bei 41.280 Fahrzeugen und wurde im Juni 2022 erreicht.

Auf Jahresbasis gelang damit allen drei Herstellern die Auslieferung von mehr als 376.000 Fahrzeugen im gesamten Jahr. Das entsprach einem Zuwachs gegenüber 2021 um rund 34%.

Kräftige Zuwächse – aber nicht bei jedem

Besonders stark zeigten sich dabei Li Auto und Nio. Beide Unternehmen konnten im Dezember im Jahresvergleich die Auslieferungen um über 50% steigern, während XPeng trotz einer sichtbaren Verbesserung in Dezember gegenüber dem November im Jahresvergleich ein Minus von fast 30% hinnehmen musste.

Allen dreien ist dabei gemeinsam, dass sie im Vergleich des Gesamtjahres 2022 zu 2021 deutliche Absatzsteigerungen verbuchen konnten, wobei Li Auto hier eindeutig die Spitzenposition einnahm. Indes:

Für das neue Jahr ist kaum mit einer Fortsetzung dieser hohen Zuwachsraten zu rechnen. Denn zum Jahresanfang fallen in China wesentliche staatliche Anreize für den Kauf von Elektroautos weg. Das dürfte die entsprechende Nachfrage negativ beeinflussen. Wobei wir es aber nicht ausschließen, dass die chinesischen Behörden bzw. die Regierung im Jahresverlauf bei entsprechenden Marktentwicklungen womöglich wieder zu einer Förderung zurückkehren.

Wie sehen die Bewertungen aus?

Vor diesem Hintergrund auch die Fragestellung, ob sich aus den guten 2022er Zahlen vor dem Hintergrund der erwarteten Abkühlung in 2023 dennoch eine Rebound-Chance für die Aktien ergeben könnte. Alle drei Aktien hatten im vergangenen Jahr deutliche Kursverluste hinnehmen müssen. So büßten Nio und XPeng rund 70% bzw. 80% ihrer Marktkapitalisierung ein. Li Auto verlor immerhin auch noch 36%.

Alle drei Firmen machen noch Verluste, deshalb ist es hier sicherlich interessant, andere Bewertungsmaßstäbe heranzuziehen. Dabei schauen wir auf das Verhältnis Marktkapitalisierung zu Cashflow und Marktkapitalisierung zu den Umsätzen. Sowohl Nio als auch XPeng haben diesbezüglich aktuell noch negative Cashflows, sodass ein entsprechendes Preis/Cashflow-Verhältnis nicht verfügbar ist. Dafür weisen beide mit einem Kurs/Umsatz-Verhältnis von 1,8 bzw. 2,4 zwar ambitionierte, aber nicht zu hohe Bewertungsniveaus aus.

Wer ist Favorit?

Anders bei Li Auto, die ein Kurs/Umsatz-Verhältnis von aktuell 3,1 ausweisen, also bewertungstechnisch teurer als die Konkurrenz sind. Dafür gibt es hier allerdings schon ein positives Cashflow-Verhältnis von derzeit 22,9. Das ist eigentlich jenseits von Gut und Böse, trotzdem durchaus als positives Indiz zu werten, dass Li Auto gegenüber der Konkurrenz deutlich weiter ist in dem Aufbau eines profitablen Geschäftsmodells.

Fazit: Aus den vorliegenden Auslieferungszahlen und den Bewertungskennzahlen ergibt sich aus unserer Sicht eine Favoritenrolle für Li Auto auch in diesem Jahr. Hinsichtlich der Performance wies die Aktie schon 2022 eine relative Stärke aus, die wohl die beste Ausgangsposition für eine Erholung bietet. Deshalb aus unserer Sicht: Li Auto ist ein Kauf, die anderen beiden Aktien würden wir erst einmal nur auf der Watchlist sehen (wer investiert ist, kann natürlich auch weiter halten).

Über Carsten Müller 22 Artikel
Seit mittlerweile fast 30 Jahren ist Carsten Müller als Journalist an den internationalen Finanzmärkten aktiv. Nach beruflichen Stationen wie n-tv Telebörse oder dem Düsseldorfer Bernecker Verlag ist der gebürtige Berliner seit längerem als Herausgeber und Redakteur verschiedener Publikationen tätig, mit denen er seine Leser vor allem bei einem nachhaltigen Vermögensaufbau unterstützen möchte. Sein aktuelles Projekt heißt dabei „Future Money“ und ist ein Newsletter mit einer klaren Ausrichtung auf die Trends und Themen, welche die Kapitalmärkte in den nächsten 20, 30 Jahren bestimmen werden. Sein Investmentansatz ist dabei sehr fundamental geprägt, dennoch kombiniert mit Timing-Faktoren und Markttechnik.

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