Mit Hilfe einer großen Unternehmensanleihe hat Wirecard kürzlich 500 Millionen Euro eingenommen. Damit sollen alte Bankschulden reduziert werden und ein Großteil des Betrages für ein Aktienrückkaufprogramm genutzt werden. Oberflächlich könnte man meinen, dass die Aktie senkrecht ansteigt. Doch es passierte am Aktienmarkt das Gegenteil. Was sollte man daraus für Rückschlüsse ziehen?
Dafür steht Wirecard als Unternehmen
Wirecard bietet Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr inklusive Risikomanagement und Ausgabe von Kreditkarten an. Die Liste der Top-Kunden wird stetig größer und führt zu außerordentlichem Unternehmenswachstum. Noch im September beeindruckte zum Beispiel der Deal mit UnionPay, denn es handelte sich um den weltweit größten Kreditkartengeber mit mehr als 28 Millionen Handelspartnern. UnionPay ist die chinesische Kreditkartenfirma! Sie wird von fast allen asiatischen Unternehmen akzeptiert.
Die Geschäftsverbindung mit Wirecard ist lukrativ, denn UnionPay möchte global wachsen und benötigt dazu das technische Know-how von Wirecard. Mit jeder globalen Transaktion bei UnionPay kann Wirecard eine kleine Gebühr bei sich verbuchen.
Thema Manipulation bei Wirecard
Die fundamentalen Rahmenbedingungen für das Unternehmen sind erstklassig. Hinsichtlich des Wachstumspotenzials ist Wirecard vermutlich das beste DAX-Unternehmen. Die Welt um Wirecard könnte so rosig sein, wenn die Financial Times nicht ständig in die „Suppe spucken“ würde. In den vergangenen Monaten gab es wiederholt Anschuldigungen, die schwerwiegend sind. Es geht um falsche Angaben zum Umsatz, Gewinn und fehlerhafter Buchhaltung.
Wirecard versuchte die Vorwürfe stets zu entkräften, doch langsam gehen die Argumente aus. Endgültige Gegenbeweise fehlen immer noch, so dass die Financial Times hartnäckig bleibt. Inzwischen geht die Financial Times sogar von einem systematischen Betrug aus.
Der CEO Markus Braun beauftragte eine unabhängige Wirtschaftsberatungsgesellschaft (KPMG), um die Seriosität von Wirecard zu beweisen. Die Sonderprüfung läuft noch und Ergebnisse können noch nicht mitgeteilt werden.
Nach Financial Times prüft nun die Wirtschaftswoche
In der neuesten Ausgabe des Wochenmagazins Wirtschaftswoche geht man nun detaillierter auf die Vorwürfe ein. Die britische Financial Times behauptet, das Wirecard mit einer arabischen Firma namens „Al Alam“ riesige Umsätze macht. Nur im Jahr 2016 wurde rund die Hälfte des Wirecard-Gewinns mit Al Alam erzielt. Die Wirtschaftswoche versuchte deshalb, die Firma in Dubai zu besuchen. Dabei staunte man, dass die Firma nur aus einem kleinen Büro besteht. Selten sind Mitarbeiter anzutreffen. Eine zusätzliche Nachfrage bei anderen internationalen Zahlungsdienstleistern ergaben keine weiteren Kenntnisse. Al Alam ist nicht bekannt.
Die Wirtschaftswoche versuchte nun herauszubekommen, wer hinter Al Alam steckt und entdeckte dabei einen ehemaligen Wirecard-Mitarbeiter Oliver Bellenhaus. Ob dieser Mann der Eigentümer von Al Alam ist, konnte nicht verifiziert werden. Zumindest tauchte der Name häufiger in Geschäftspapieren auf. Auch Wirecard ist in dieser Hinsicht nicht zu Aufklärung bereit.
Wirecard-Aktie droht abzustürzen
Wirecard hatte viel Zeit, um die Vorwürfe der Financial Times zu entkräften. Wirklich überzeugen konnte das Unternehmen bisher nicht. Als Aktionär gibt es somit eine gefährliche Ausgangssituation. Sollte sich zum Beispiel herausstellen, dass Wirecard Geschäfte mit sich selbst tätigte und damit die eigenen Bilanzen schönte, könnte das zu einem dramatischen Aktienabsturz führen.
Auch wenn Wirecard vermutlich eines der besten DAX-Unternehmen ist, kann man momentan keine seriöse Kaufempfehlung aussprechen. Inzwischen ist der Aktienkurs technisch angeschlagen, wodurch weitere Kursverluste drohen.
Blicken wir auf das Chartbild.
Chartanalyse der Wirecard-Aktien
Die Lage ist brisant, denn unter 100 Euro droht ein Ausverkauf.
Die Aktie hat eine wichtige Trendlinie (rot) von oben nach unten durchdrungen. Damit erübrigen sich Gedankenspiele hinsichtlich der Stabilität eines langfristigen Aufwärtstrends. Der OBV zeigte noch vor vier Wochen eine schöne bullishe Divergenz an. Sie reicht üblicherweise aus, um den Kurs einen kleinen Aufwärtsimpuls zu geben. Das Ergebnis wirkt allerdings jämmerlich, so dass eine weitere Abwärtswelle droht.
Es gibt zwischen 100 und 85 Euro noch eine breitere Unterstützungszone, die eine Verkaufslawine aufhalten könnte. Darauf verlassen darf man sich nicht, denn sollte zum Beispiel die Financial Times oder ein anderes Wirtschaftsmagazin neue Ungereimtheiten bei Wirecard aufdecken, könnte es ein Kursdebakel geben.
Fazit der Analyse
Eine Long-Position bei der Wirecard-Aktie ist nicht mehr vertretbar. Das Unternehmen sollte möglichst schnell für eine offene Unternehmenspolitik eintreten. Die Verunsicherung bei den Aktionären ist inzwischen so groß geworden, dass nur noch „ein Hosenrunter“ helfen kann.
Grandiose Trades wünscht Ihnen Christian Lukas von www.Trading-Ideen.de
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