Seit 2016 kennt der Aktienkurs der Schweizer National Bank kein halten mehr. Ja, die SNB ist eine der wenigen öffentlich gelisteten Zentralbanken der Welt. Eine Form die in den letzten Jahrzehnten aus der Mode gekommen ist. Viel wird darüber spekuliert welchen Sinn es haben könnte die Aktien der SNB zu kaufen.
Die SNB Hedgefonds Theorie
In Folge der Geldschwemme sah sich die SNB seit der Finanzkrise gezwungen, ausländische Wertpapiere zu kaufen. Dazu zählten unter anderem Aktien, die mittlerweile ca. 21% der Bilanzsumme ausmachen (Bloomberg). Insgesamt handelt es sich hierbei, um ca. 177 Milliarden CHF, die in Aktien gehalten werden.
Seit Jahren wird gemurrt, dass sich die SNB aufgrund ihres Anlageverhaltens eher einem Hedgefonds ähnelt und nicht einer Zentralbank. Einige der größten US Holdings, die die SNB hält sind Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Johnson & Johnson. Die US Positionen allein machen schon ca. 97 Mrd. USD aus.
Dieses Anlageverhalten hat der Zentralbank in den zurückliegenden Jahren einen recht hohen Gewinn beschert.
Vielleicht spekulieren die Käufer der Aktie darauf, dass die Dividenden Zahlungen mit der Zeit angeglichen werden. Zur Zeit beträgt die Dividende 15,- CHF je Aktie. Damit liegt die Dividendenrendite bei geringen 0,198%.
Auch die Kursgewinne mögen so manchen Momentum Spieler angelockt haben.
Von einer solchen Kursentwicklung träumen die meisten Hedgefonds nur und es verlockt einen Investor zu glauben, dass er hier eine sichere Bank hat, die einen durch die Unbilden der Niedrigzinsphase leitet.
Aber die SNB ist kein herkömmlicher Hedgefonds, sondern einer mit einer Sonderstellung. Sie ist und bleibt am Ende eben eine Zentralbank.
Dementsprechend ist es wohl verkehrt von einem eben solchen Fonds zu sprechen, auch eine Spekulation auf die Erhöhung der Dividende wird es wohl nicht sein, was den Kurs antreibt.
Eher werden es die Fundamentalen Daten sein, die den Kurs treiben, denn eine Blase ist dort noch lange nicht zu erkennen.
Die Fundamentale Bewertung der SNB Theorie
Schaut man sich die Fundamentalen Daten der SNB einmal genauer an, ist eine Diskrepanz zwischen den Daten und dem Kurs der Aktie ersichtlich. Die Marktkapitalisierung beträgt ungefähr 640 Millionen Euro. Demgegenüber steht eine Bilanzsumme in Höhe von 843 Milliarden CHF entgegen.
Eine weitere Asymmetrie ist zu erkennen, wenn man sich den Gewinn je Aktie anschaut. Dieser liegt bei ca. 462 Tsd. €je Aktie. Das entspricht einem KGV von 0,014.
Würde sich das KGV dem Wert von 1 annähern könnte das immer noch für einen immensen Kursanstieg sorgen. Unter der Annahme, dass der Gewinn nicht einbricht, sondern stabil bleibt oder sogar wächst, würde das für einen Kurs jenseits der 450000,- € je Aktie sprechen.
Diese Theorie könnte ein wenig näher an der Wahrheit liegen, als das Investoren die SNB für eine Art Hedgefonds halten. Doch es gibt eine noch wahrscheinlichere, denn ein Aktionär kauft beständig hinzu.
Squeeze Out und Delisting der SNB Theorie
Es ist anzunehmen, dass ein großer Teil des Kursanstieges auf Theo Siegert zurückzuführen ist. Theo Siegert, besser gesagt die Familien eigene Vermögensverwaltung Haen-Carstanjen & Söhne, ist der größte Einzelaktionär der SNB. Die Vermögensverwaltung kauft seit 2008 die Aktien der SNB auf.
Mittlerweile hält sie mehr als 6% der Aktien der Zentralbank.
Das geschieht jedoch nicht mit der Absicht, Einfluss auf die SNB Politik ausüben zu können. Ein solches Unterfangen ist aufgrund der Stimmrechtsregelung gar nicht möglich. Es muss hierbei um was anderes gehen.
Der Manager Theo Siegert hatte schon zuvor den richtigen Riecher gezeigt und zwar bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Die Zentralbank der Zentralbanken war bis 2001 auch eine öffentlich gelistete Aktiengesellschaft. Im Jahr 2001 vollzog sich das Delisting der Bank, wogegen sich einige Aktionäre gerichtlich gewehrt hatten. Dazu zählte auch Theo Siegert. Der Rechtsstreit ging bis 2003 und die Aktionäre wurden damals mit einer Prämie von 95% auf den Aktienkurs abgefunden.
Eine schöne Rendite und da das Delisting einer Notenbank ja schon mal vorkommt, ist eine Spekulation auf einen solchen Umstand natürlich. Besonders wenn man zuvor schon einmal sehr gute Erfahrungen damit gemacht hat.
Aus dieser Warte heraus betrachtet und kombiniert mit dem Wissen über die absolut niedrige Fundamentalen Bewertung der Bank, macht die Spekulation mit den Aktien der SNB Sinn. Die Spekulation zielt wahrscheinlich auf einen Squeeze Out der Aktionäre ab und im Anschluss auf ein Delisting, mit ähnlichen Chancen wie einst bei der BIZ.