Für den deutschen Halbleiterproduzenten Infineon waren die letzten Monate, soweit es zumindest die Performance an der Börse betrifft, wenig erfolgreich. Das steht in starkem Kontrast zu dem, was der Konzern bezüglich seines Geschäftes melden konnte. Darauf basierend wachsen nun auch am Markt die Chancen für einen neuerlichen Aufschwung. Auf was schauen wir hier insbesondere?
Schaut man auf die Nachrichten-Timeline, fällt auf: Gute fundamentale Ansätze von Infineon selbst wurden regelmäßig durch schlechte Nachrichten anderer Firmen ausgebremst. Aktuell gilt das insbesondere für Apple, dessen Umsatzwarnung bzw. Ankündigung von Produktionskürzungen für seine neuesten iPhone-Generationen den Zulieferern und insgesamt dem Halbleitersektor zu schaffen machte. Positives hierbei ist allerdings zu vermerken, dass dies an der Börse momentan eher nur für kurzzeitige Turbulenzen sorgen kann und vorerst kaum nachhaltige negative Wirkung entfaltet.
Infineon profitiert von Trendthemen
Auf der anderen Seite bleiben bei Infineon spannende Trendthemen aktiv, so der Bereich autonomes Fahren sowie das Megathema Internet der Dinge. Bei letzterem hatte Infineon noch Mitte Dezember eine sehr positive Meldung zu verbuchen. Denn die Europäische Union legt auf Drängen insbesondere der Mitgliedsländer Deutschland, Frankreich, Italien und (noch) Großbritannien ein mit 1,75 Milliarden Euro dotiertes Mikroelektronik-Projekt auf.
Mit den eingeplanten Geldern sollen Investments und Entwicklungen insbesondere im Bereich Internet-vernetzte Geräte angestoßen werden. Die EU hofft, dass durch ihre milliardenschwere Vorleistung weitere rund 6 Milliarden Euro von privaten Investoren kommen könnten. Das Gesamtprojekt ist für einen Zeitraum bis 2024 angelegt. Infineon ist dabei eines von 29 Unternehmen bzw. Forschungseinrichtungen, die an diesem Projekt teilnehmen werden.
Droht ein sich abschwächendes Wachstumstempo?
Allerdings ist auch nicht zu übersehen, dass Infineon vorerst hinsichtlich seiner operativen Performance einige Fragen bzw. Risiken aufweist. Das gilt insbesondere für die zukünftige Umsatzentwicklung. Hier gehen die Analystenschätzungen derzeit davon aus, dass Infineon in diesem Jahr ein Umsatzwachstum um rund 9,4 % gegenüber dem Vorjahr erreichen kann. Für die beiden Folgejahre 2020 und 2021 wird allerdings mit einer abnehmenden Wachstumsrate von 8,3 % bzw. dann 7,9 % gerechnet.
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Fragezeichen bestehen auch hinsichtlich der weiteren Profitabilität bzw. dem entsprechenden Gewinnwachstum. Rechnet der Marktkonsens damit, dass in 2020 Infineon noch einmal ein überdurchschnittliches prozentuales Wachstum erreichen kann, schauen die für 2021 abgelieferten Prognosen derzeit sehr konservativ aus und gehen beispielsweise für den Nettogewinn in 2020 nur noch von einer marginalen Zuwachsrate von 2,3 % aus.
Infineon: Bewertung ist zurückgekommen
In diesem Zusammenhang muss sich dann auch die aktuelle Gewinnbewertung einordnen. Für das aktuelle Jahr wird hier mit einem KGV von rund 17-18 derzeit gerechnet. Für 2020 liegt der Wert bei knapp über 16. Das ist zwar nicht mehr teuer, aber immer noch über dem Marktdurchschnitt. Momentan liegt das Markt-KGV für den Benchmark DAX bei rund 12.
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Dennoch: Der Blick auf die aktuelle Charttechnik zeigt, dass die Aktie hier durchaus neue Chancen auf eine Trendumkehr hat. Nachdem die Infineon-Aktie im Juni bei 25,76 Euro einen neuen Rekord aufstellte, ging es bis Oktober auf 15,37 Euro abwärts. Seitdem bewegt sich die Aktie hauptsächlich in der Spanne zwischen 16,50 und 18,50 Euro.
Charttechnik steuert auf Ausbruchsversuch hin
Zuletzt schaffte sie es aber, wieder über ihre 50-Tage-Linie zu steigen, wie das Chartbild von finanztreff.de aufzeigt:
Wobei auch noch gilt, dass man den unteren Rand der Bollinger-Bänder, die als Trendindikatoren genutzt werden, bestätigte. Inzwischen konnte sich die Aktie bei derzeit rund 18,22 Euro an den oberen Rand der Bollinger-Bänder vorarbeiten. Gelänge hier ein Ausbruch nach oben, wäre dies natürlich ein kräftiges Kaufsignal. Zumal bereits bei 18,82 Euro die 100-Tage-Linie wartet, deren Break den Rebound nochmals kräftig beflügeln könnte.
Fazit der Aktienanalyse
Die ausgezeichnete Marktstellung von Infineon und die inzwischen moderate Bewertung liefern einen guten Ansatz für eine Trendumkehr. Natürlich gehört Infineon zu den Werten am deutschen Markt wie auch international, die bei Problemen anderer IT-Firmen immer wieder auch in Mithaftung genommen werden. Mit einem längeren Anlagehorizont wäre aber auch schon auf der aktuellen Basis eine Einstiegsposition vertretbar.
Ihr Carsten Müller
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