Microsoft, SAP & Commerzbank: Wenn Tech-Giganten die Seiten wechseln

Microsoft öffnet Copilot für KI-Konkurrenz, SAP und Amazon bilden Cloud-Allianz für Europa. Commerzbank startet Milliarden-Rückkauf, während Rüstungswerte von Trumps Politik profitieren.

Microsoft, SAP & Commerzbank: Wenn Tech-Giganten die Seiten wechseln
Kurz & knapp:
  • Microsoft integriert Anthropics KI-Modelle neben OpenAI
  • SAP und AWS investieren 7,8 Milliarden in europäische Cloud
  • Commerzbank startet Aktienrückkauf über eine Milliarde Euro
  • Rüstungsaktien steigen nach Trumps Ukraine-Aussagen

Microsoft, SAP & Commerzbank: Wenn Tech-Giganten die Seiten wechseln

Liebe Leserinnen und Leser,

die Grenzen zwischen Konkurrenz und Kooperation verschwimmen zusehends in der Tech-Welt. Microsoft integriert ausgerechnet Anthropics KI-Modelle in seinen Copilot – ein überraschender Schachzug gegen den bisherigen Exklusivpartner OpenAI. Gleichzeitig schmieden SAP und Amazon eine milliardenschwere Allianz für digitale Souveränität in Europa. Und während sich die Tech-Riesen neu sortieren, überrascht die Commerzbank mit einem Milliarden-Rückkauf, der die Aktie beflügelt.

Der stille Abschied von der Exklusivität

Was für eine Kehrtwende bei Microsoft! Der Software-Gigant öffnet seinen KI-Assistenten Copilot für Konkurrenzmodelle von Anthropic. Claude Sonnet 4 und Claude Opus 4.1 werden künftig neben OpenAIs Modellen zur Verfügung stehen – Nutzer können frei wählen. Das mag nach technischem Detail klingen, doch dahinter verbirgt sich ein tektonischer Wandel in Microsofts KI-Strategie.

Der Konzern löst sich von seiner engen Abhängigkeit zu OpenAI. Kein Wunder, denn die Partnerschaft wurde zuletzt immer komplizierter. Microsoft entwickelt eigene KI-Modelle, integriert Lösungen von Elon Musks xAI und Meta – und hostet diese in den eigenen Rechenzentren. Die Message ist klar: Niemand soll Microsoft vorwerfen können, zu sehr von einem einzigen Partner abhängig zu sein.

Besonders pikant: Anthropics Modelle laufen hauptsächlich auf Amazon Web Services, dem direkten Konkurrenten von Microsofts Azure-Cloud. Dass Microsoft diese Integration trotzdem vorantreibt, zeigt die neue Priorität: Kundennutzen vor Plattform-Egoismus. Charles Lamanna, Präsident der Copilot-Sparte, bringt es auf den Punkt: Nutzer sollen zwischen verschiedenen KI-Modellen wechseln können wie zwischen verschiedenen Suchmaschinen.

SAP und AWS: Die unerwartete Souveränitäts-Allianz

7,8 Milliarden Euro – so viel investiert Amazon in eine neue, unabhängige europäische Cloud. Der erste Standort entsteht in Brandenburg, und SAP ist vom ersten Tag an mit dabei. Die beiden Tech-Giganten, die sich sonst eher als Konkurrenten begegnen, schmieden eine bemerkenswerte Allianz für digitale Souveränität.

SAP bringt seine Sovereign Cloud-Funktionen auf die neue AWS-Infrastruktur. Das bedeutet: Unternehmen aus hochregulierten Branchen – Banken, Versicherungen, Behörden – bekommen endlich, wonach sie lange gesucht haben. Eine Cloud-Lösung, die europäischen Datenschutzstandards entspricht, keine kritischen Abhängigkeiten von Nicht-EU-Infrastruktur aufweist und trotzdem die volle Leistungsfähigkeit moderner Cloud-Technologie bietet.

„Kunden aus allen Branchen können die geballte Kraft von Cloud-Innovationen und KI für sich nutzbar machen“, verspricht SAP-Vorstand Thomas Saueressig. Was er nicht sagt: Der Deal ist auch eine Kampfansage an Microsoft und Google, die im europäischen Cloud-Markt bisher dominierten. Mit der Kombination aus SAPs Unternehmens-Expertise und Amazons Infrastruktur-Power entsteht ein neuer Machtfaktor im europäischen Digitalmarkt.

Der DAX sortiert sich neu

Während sich die internationalen Tech-Giganten neu aufstellen, zeigt sich der deutsche Leitindex erstaunlich robust. Trotz enttäuschender Konjunkturdaten – die Schweizer KOF senkte ihre Wachstumsprognose für 2026 drastisch auf 1,5 Prozent – hielt sich der DAX mit einem Plus von 0,2 Prozent wacker.

Star des Tages war eindeutig die Commerzbank. Mit einem Kurssprung von 4,4 Prozent führte sie die Gewinnerliste an. Der Grund: Die Bank startet einen massiven Aktienrückkauf über eine Milliarde Euro. Die erforderlichen Genehmigungen von EZB und Finanzagentur liegen vor, schon morgen geht es los. Ein selbstbewusster Schritt, der zeigt: Die Commerzbank hat ihre Hausaufgaben gemacht und sitzt auf komfortablen Kapitalpolstern.

Ganz anders die Stimmung bei Gerresheimer. Die Aktie brach um 15,4 Prozent ein, nachdem die BaFin eine Prüfung des Konzernabschlusses angekündigt hatte. Es geht um mögliche Überhöhungen der Umsätze – ein Albtraum für jeden Investor. Immerhin: Das Management beteuert, korrekt bilanziert zu haben, und das Schlimmste scheint überstanden. Vom Tagestief bei 26,52 Euro erholte sich der Kurs deutlich.

Rüstung im Höhenflug – Trump überrascht alle

Eine bemerkenswerte Volte schlug Donald Trump in der Ukraine-Politik. Der US-Präsident, der bisher auf schnelle Verhandlungen mit territorialen Zugeständnissen drängte, spricht plötzlich davon, dass die Ukraine „das gesamte an Russland verlorene Territorium zurückgewinnen“ könne. Diese überraschende Härte gegenüber Moskau elektrisierte den Rüstungssektor.

Rheinmetall legte 3,5 Prozent zu, Hensoldt und Renk sprangen jeweils um 8 Prozent nach oben. Die Märkte wittern neue Großaufträge, denn Trumps Kehrtwende könnte massive Waffenlieferungen an die Ukraine bedeuten. Verstärkt wird die Kauflaune durch jüngste Luftraumverletzungen durch Russland – sie erhöhen den Druck auf westliche Regierungen, ihre Verteidigungsausgaben hochzufahren.

Die Rüstungsrallye zeigt exemplarisch, wie politische Statements innerhalb von Minuten Milliardenwerte bewegen können. Für Anleger ein zweischneidiges Schwert: Die Gewinne sind verlockend, doch die Abhängigkeit von geopolitischen Unwägbarkeiten macht Rüstungsaktien zu einem volatilen Investment.

BlackRock und die stille Macht

Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat BlackRock seine Position bei der Deutschen Bank aufgestockt. Der weltgrößte Vermögensverwalter hält nun 7,0 Prozent an Deutschlands größtem Geldhaus – eine Erhöhung von zuvor 6,97 Prozent. Was nach marginaler Veränderung klingt, bedeutet in absoluten Zahlen: BlackRock kontrolliert jetzt fast 146 Millionen Deutsche-Bank-Aktien.

Die Meldung zeigt die enorme Konzentration im Finanzsektor. BlackRock, Vanguard und State Street kontrollieren zusammen Billionen an Vermögenswerten und sind bei fast jedem DAX-Konzern Großaktionäre. Ihre Stimmrechtsmacht ist enorm, auch wenn sie meist im Hintergrund agieren. Wenn BlackRock aufstockt, ist das oft ein Vertrauenssignal – doch die Deutsche-Bank-Aktie reagierte verhalten mit einem Minus von 0,6 Prozent.

Ausblick: Entscheidende Weichen werden gestellt

Die kommenden Tage versprechen weitere Spannung. Morgen startet die Commerzbank ihren Milliarden-Rückkauf – ein Test, wie der Markt auf diese Kapitalmaßnahme reagiert. Ende der Woche steht mit dem PCE-Deflator das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß an. Die Märkte erwarten Hinweise auf den weiteren Zinskurs.

Was heute deutlich wurde: Die Karten werden neu gemischt. Ob bei KI-Partnerschaften, Cloud-Allianzen oder Rüstungsinvestitionen – alte Gewissheiten gelten nicht mehr. Wer als Anleger erfolgreich sein will, muss flexibel bleiben und bereit sein, liebgewonnene Überzeugungen über Bord zu werfen. Denn eines zeigt sich immer deutlicher: In der neuen Weltordnung sind die Fronten fließend geworden.

Mit den besten Grüßen für erfolgreiche Investments,

Andreas Sommer


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Übrigens, während Microsoft, SAP und Co. gerade ihre Allianzen und Strategien neu sortieren, entsteht parallel ein 610-Milliarden-Markt, den Milliardäre wie Jeff Bezos und Peter Thiel bereits für sich entdeckt haben: die sogenannte Longevity-Industrie. Auch für Privatanleger ergeben sich hier Chancen, die von manchen Experten in einem Atemzug mit dem Beginn der KI-Revolution genannt werden. Ich habe mir dazu eine Analyse angesehen, die drei konkrete Aktien identifiziert, die von diesem Trend am stärksten profitieren könnten. Die Details finden Sie hier: 3 Longevity-Aktien im Überblick

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Über mich: Erfahrung für Ihren Anlageerfolg

Als Finanzanalyst und Börsenjournalist beschäftige ich mich seit über vier Jahrzehnten intensiv mit den Finanzmärkten. Meine Spezialisierung liegt auf der Analyse wachstumsstarker Aktien und der Entwicklung von Anlagestrategien, die fundamentale Bewertung mit technischer Analyse kombinieren.

Ein zentraler Aspekt ist das Timing („Timing is Money“), denn Risikobegrenzung ist essenziell („Vermeiden ist besser als Verlieren!“). Mein Ziel ist es, Ihnen klare Orientierung in dynamischen Märkten zu bieten.

Mein Weg an die Börse: Vom Bankberater zum Analysten

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