Trading-Treff

Modefirma Gerry Weber vor dem Aus? Kursrutsch und Sanierungsfall

Die Handelsaussetzung der Gerry Weber Aktien am Freitag ließ Anlegern den Atem stocken. Wenig später wurde es nicht besser, als die nächsten Kurse einen Abschlag von bis zu 75 Prozent zeigten. Was war geschehen und wie geht es bei Gerry Weber nach den letzten schlechten Jahren nun letztlich weiter?

 

Aktien von Gerry Weber unter Druck

 

Mit einem Schlag sind die Aktien von Gerry Weber zu Pennystocks geworden. Diese Entwicklung war womöglich absehbar. Zumindest verlief das Chartbild seit mehr als 2 Jahren in einem Abwärtstrend, der nun in einem Gesamtverlust von mehr als 90 Prozent im Betrachtungszeitraum gipfelte:

 

Chartbild 3 Jahre Gerry Weber mit herben Verlusten
Chartbild 3 Jahre Gerry Weber mit herben Verlusten

 

Im Jahr 2015 stand der Wert noch über 30 Euro und war in vielen Musterportfolios vertreten. Doch der Druck auf den Kurs der Gerry Weber Aktien kam nicht von ungefähr. Zuletzt mit der News, die Gewinnprognose senken zu müssen. Zuvor war es Mitte 2018 bereits zu so einem Schnitt gekommen. Verbunden mit einem Restrukturierungsprogramm, wie das Finance Magazin am 14.06.2018 berichtete. Dort war zu lesen:

Durch das Restrukturierungsprogramm erhofft sich Gerry Weber, die Kosten im mittleren zweistelligen Millionenbereich zu senken. Das Ebit solle dagegen innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre jährlich um 35 bis 40 Millionen steigen.

 

Alle Bemühungen halfen nichts und führten nur dazu, dass bis Ende Januar die Stundung einiger Kredite ausgehandelt werden konnte. Die Zeit verrann und so gipfelte der Druck nun am Freitag in der Meldung, dass die Muttergesellschaft Gerry Weber International mit rund 580 Mitarbeitern beim Amtsgericht Bielefeld einen offiziellen Antrag auf das „Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung“ gestellt hatte. Damit soll eine Sanierung eingeleitet werden, wie der Focus berichtete.

 

Sanierungsfall mit Happy End?

 

Nach den jüngsten Firmenangaben sollen noch einmal bis zu 900 Arbeitsplätze im In- und Ausland wegfallen. Zudem fallen dem Rotstift rund 230 Verkaufsflächen zum Opfer. Hier liegen auch die hohen Kosten verborgen, denn Gerry Weber erzielt lediglich 5 Prozent der Umsätze im Onlinemarkt. Dieser Anteil ist weit unter der Branche verankert. Eine Restrukturierung ist damit bitter notwendig und braucht vor allem eines: Zeit. Ob diese für ein Happy End beim Modekonzern ausreicht, muss sich zeigen.

Der aktuelle Kurs zieht auf jeden Fall Spekulanten in den Markt. Heute legt die Aktie um knapp 30 Prozent zu und korrigiert den starken Kursverlust vom Freitag erst einmal.

 

Gerry Weber mit Kursaufschlag

 

Denn nach Angaben im Focus ist zumindest die Finanzierung des laufenden Geschäfts bis 2020 gesichert. Man sollte die Aktie somit noch nicht gänzlich abschreiben. Vielleicht ergibt sich hier eine typische Turnaround-Story.

 

Ihr Martin Kronberg

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