Moderna: Hat der Markt hier überreizt?

Das Wettrennen um einen Corona-Impfstoff geht auf die Zielgerade. Nachdem bereits die Forschungspartner Pfizer und BioNTech einen Notfall-Zulassung für ihren Impfstoff beantragt haben, zieht nun mit der amerikanische Pharmakonzern Moderna nach.

Wie der neue Impfstoff von Moderna wirken soll

Neben der Zulassung in Amerika hat man auch einen entsprechenden Antrag in der EU gestellt. Damit ist man hier der erste im Zulassungsverfahren. Mal schauen, wie die EU-Arzneimittelbehörde EMA mit diesem, auch politischen, Druck umgehen wird. Schließlich handelt es sich bei dem Impfstoff von Moderna (wie auch bei dem BioNTech-Präparat) um einen sogenannten mRNA-Impfstoff.

D. h., dass hier genetische Informationen des Virus gespritzt werden, die dann im Körper eine entsprechende Reaktion hervorrufen sollen mit der Bildung von Antikörpern. Moderna selbst hat die Wirksamkeit seines Impfstoffes auf Basis von Daten der klinischen Phase-3-Studie mit 94,1 % angegeben. Dennoch bleiben hier viele Fragen offen, nicht zuletzt wegen der überschaubaren Zahl der Teilnehmer.

Was die Konkurrenten für Preise aufrufen

Die Börse interessiert das derzeit allerdings nicht. Ihr ist wichtig, dass hier endlich eine Zulassung erfolgt. Denn das würde dann am Ende auch bedeuten, dass endlich geliefert und bezahlt werden kann. Darauf basiert ja letztlich auch die jeweilige Bewertung der Aktien.

Doch genau in diesem Bereich könnten demnächst die großen Enttäuschungen warten. Denn klar ist, dass Moderna und auch die anderen Firmen nur überschaubaren Spielraum bei den Preisen haben dürften. Der britische Pharmakonzern AstraZeneca hat sich diesbezüglich ja schon geäußert, dass man den eigenen Impfstoff nur zum Selbstkostenpreis vertreiben will. Bei dem Liefer-Deal mit der amerikanischen Regierung von bis zu 300 Millionen Dosen ist von einem Preis von unter 4,00 Dollar auszugehen. Mögliche Lieferungen in Länder mit geringen und nur mittleren Einkommen könnten unter 3,00 Dollar je Dose erfolgen.

Das Gespann Pfizer und BioNTech hat in der Vereinbarung mit der US-Regierung einen Großhandelspreis von 20 Dollar pro Dosis angesetzt. Diese Vereinbarung umfasst insgesamt 600 Millionen Dosen, davon 100 Millionen noch in diesem Jahr. Wie viel Pfizer nach diesem Programm fordert, bleibt bislang ungewiss.

Moderna zu teuer?

Und was ist mit Moderna? Hier hatte Vorstandschef Stephen Bancel jüngst in der „Welt am Sonntag“ erklärt, dass man bei den Regierungs-Verträgen einen Preis von 10-50 Dollar je Dosis angesetzt habe. An die USA sollen dabei 100 Millionen Dosen für 15 Dollar pro Stück geliefert werden. Der Vertrag mit der EU soll nach Insider-Informationen um die 25 Dollar pro Dosis betragen. Nach Abarbeitung dieser Aufträge sollen andere Kunden 32-37 Dollar je Dosis bezahlen. Doch ob das so umgesetzt werden kann, da haben wir unsere Zweifel.

Das Chartbild zeigt den jüngsten Anstieg deutlich:

Chartbild Moderna von wallstreet-online
Chartbild Moderna von wallstreet-online

Handeln kann man die Aktien beispielsweise beim Optionsscheine und ETFs für einen ruhigeren mittelfristigen Handel bekommst Du beim Smartbroker von wallstreet-online (Anmerkung der Redaktion). 

Gibt es mittel- bis langfristig überhaupt einen Markt für den Impfstoff?

Die spannende Frage am Ende: Wie weit werden die vereinbarten Dosen überhaupt tatsächlich abgerufen? Dazu müsste man sicherlich einen Blick in die Verträge nehmen können, ob es hier womöglich Ausstiegsklauseln gibt. Andererseits: Inwieweit gibt es womöglich Nachfolgeaufträge und natürlich auch Nachfrage von anderen Kunden? Denn das sind letzten Endes die Fragen bzw. die Antworten, die darüber entscheiden, wie nachhaltig die jüngsten Aufschläge sind.

Wobei Moderna ja die letzten Tage regelrecht nach oben explodierte. Aus unserer Sicht und vor dem bekannten Hintergrund der Preise und Volumina eigentlich nicht zu erklären. Die Tatsache, dass man nun ebenfalls die Zulassung in den USA und der EU beantragt hat, mag zwar kurzfristig für neue Euphorie sorgen, war aber auch absehbar.

Deshalb ist hier wohl eher zu befürchten, dass es schnelle Gewinnmitnahmen geben wird. Bei Moderna selbst würden wir hier durchaus einen ersten Rückfall in den Bereich von 110-105 Dollar erwarten. Deshalb auch unsere Empfehlung für diejenigen Leser, die investiert sind: An dieser Stelle sollten Sie durchaus ordentlich Kasse machen.

Viel Erfolg wünscht Ihr Carsten Müller

Über Carsten Müller 22 Artikel
Seit mittlerweile fast 30 Jahren ist Carsten Müller als Journalist an den internationalen Finanzmärkten aktiv. Nach beruflichen Stationen wie n-tv Telebörse oder dem Düsseldorfer Bernecker Verlag ist der gebürtige Berliner seit längerem als Herausgeber und Redakteur verschiedener Publikationen tätig, mit denen er seine Leser vor allem bei einem nachhaltigen Vermögensaufbau unterstützen möchte. Sein aktuelles Projekt heißt dabei „Future Money“ und ist ein Newsletter mit einer klaren Ausrichtung auf die Trends und Themen, welche die Kapitalmärkte in den nächsten 20, 30 Jahren bestimmen werden. Sein Investmentansatz ist dabei sehr fundamental geprägt, dennoch kombiniert mit Timing-Faktoren und Markttechnik.

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