Und wieder einmal zeigt der norwegische Wasserstoff-Spezialist Nel ASA, dass sich Börsianer einen eigenen Reim auf Unternehmensergebnisse machen, der manchmal doch eher überraschend ist. Denn eigentlich zeigte der Bericht zum zweiten Quartal die altbekannte Diskrepanz zwischen Geschäftsumfang und Profitabilität.
So konnte Nel zwar den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um stattliche 159 % auf 475 Millionen NOK steigern. Damit übertraf das Unternehmen deutlich die Analysten-Erwartungen, die im Durchschnitt nur gut 378 Millionen NOK auf dem Zettel hatten. Punkten konnte das Unternehmen auch beim Auftragseingang, der sich im Jahresvergleich um 81 % auf 428 Millionen NOK verbesserte. Damit liegt der Auftragsbestand nun bei rund 2,97 Milliarden NOK, eine mehr als Verdopplung zum Vorjahr. Indes:
Tiefrote Zahlen
Auch wenn Nel ASA sein Geschäftsvolumen massiv ausbauen kann, so rutscht man dennoch immer weiter in die roten Zahlen. So wurde der Nettoverlust von 275 Millionen NOK im Vorjahreszeitraum auf 342 Millionen NOK aktuell ausgeweitet. Der operative Cashflow sackte ebenfalls weiter in die Minuszone. Hier betrug die Ausweitung von vormals minus 220 Millionen NOK auf nun minus 306 Millionen NOK.
Dennoch gab es von Seiten des Marktes und der Analysten viel Applaus. Dabei wurde insbesondere auf die durchaus beachtliche Umsatzentwicklung hingewiesen. Beim Thema Profitabilität bzw. bei der weiteren Verlustanhäufung gab sich der Markt allerdings eher entspannt und einige Analysten verwiesen darauf, dass dies im Vorfeld auch so erwartet worden war. Doch im Kern macht das die Sache sicherlich nicht besser. Denn natürlich wird Nel mittel- bis langfristig nur dann attraktiv bleiben, wenn man unter Beweis stellen kann, dass man auch irgendwann mal Gewinne erwirtschaftet.
Aktie von Nel ASA mit Kurssprung
Das spiegelt sich letztlich auch in der aktuellen Aktienperformance wider. Das heutige zweistellige Prozent-Plus (aktuell +11,3 % an der Osloer Heimatsbörse) basiert natürlich auf der positiven Umsatz-Überraschung. Wenn man sich allerdings die letzten anderthalb Jahre anschaut, bewegt sich Nel ASA nach wie vor in einer Bandbreite zwischen rund 10-20 NOK, für die deutsche Notierung wären das rund 1-2 Euro, wobei hier der obere Rand auch eher im Bereich von 1,70 Euro verordnet werden kann.
D. h. letztlich unter dem Strich, dass hier noch überhaupt keine echte Trendaussage getroffen werden kann. So bleibt Nel ASA derzeit weiterhin nur etwas für Trader, die sich natürlich in der entsprechend angebotenen Bandbreite austoben können. Für die angeziegten 1,70 Euro am oberen Rand des Seitwärtstrendes wären das immerhin fast 70 % Chance, die je nach Risikoeinstufung auch noch gehebelt werden könnten. Für eher langfristig orientierte Investoren bleibt Nel bislang eher ein NoGo.
Kommentar hinterlassen