Nvidia, Meta & BYD: Milliarden-Wetten auf KI treffen auf China-Schock
Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, Sie verbrennen 30 Milliarden Dollar an einem einzigen Tag – und die Börse feiert Sie dafür. Genau das passiert gerade bei Meta, während Microsoft und Oracle in einem beispiellosen Schuldenrausch versinken. Die Tech-Giganten pumpen astronomische Summen in ihre KI-Träume, doch erste Risse zeigen sich bereits: OpenAI verliert Milliarden, Michael Burry warnt vor der nächsten Blase, und in China bricht BYD dramatisch ein. Ein Wochenende voller Widersprüche, das zeigt: Die Märkte stehen vor einer Richtungsentscheidung.
Die 75-Milliarden-Dollar-Wette
Was sich gerade an den Anleihemärkten abspielt, hat es in dieser Dimension noch nie gegeben. Meta begibt Anleihen über 30 Milliarden Dollar, Oracle legt 18 Milliarden nach, und zusammen mit weiteren Tech-Riesen summiert sich die KI-Schuldenorgie auf schwindelerregende 75 Milliarden Dollar – allein in den vergangenen Wochen. Zum Vergleich: Vor der Pandemie betrug das durchschnittliche jährliche Emissionsvolumen der gesamten Tech-Branche gerade einmal 37 Milliarden.
Die Zahlen sind so gewaltig, dass selbst hartgesottene Analysten schlucken müssen. Bank of America rechnet vor: Die KI-Investitionen werden 2025 und 2026 satte 94 Prozent des operativen Cashflows verschlingen – nach Dividenden und Aktienrückkäufen. Anders ausgedrückt: Die Cash-Maschinen des Silicon Valley stoßen an ihre Grenzen. Meta kündigte bereits an, die Ausgaben 2026 „deutlich schneller“ als die diesjährigen 23 Prozent zu steigern.
Dabei zeigt der Blick hinter die Kulissen erste Ermüdungserscheinungen. OpenAI, das Vorzeige-Kind der KI-Revolution, schreibt laut Microsoft-Quartalsbericht Verluste in Milliardenhöhe. Trotz ChatGPT und Millionen von Nutzern weltweit bleibt die Profitabilität ein ferner Traum. Die Ironie dabei: Während die Unternehmen Rekordschulden aufnehmen, warnt Ausnahme-Investor Michael Burry bereits vor der nächsten Blase. Nach Nvidias Sprung über die 5-Billionen-Dollar-Marke twitterte er lakonisch: „Manchmal sehen wir Blasen.“
Wenn Erfolg zur Last wird
Die Quartalszahlen der Tech-Giganten offenbaren ein Paradoxon: Rekordergebnisse treffen auf nervöse Anleger. Apple überzeugte mit starken iPhone-Verkäufen und einem Rekord im Dienstleistungsgeschäft, Alphabet durchbrach mit 102,3 Milliarden Dollar erstmals die 100-Milliarden-Marke beim Quartalsumsatz, und Amazon brillierte mit seinem Cloud-Geschäft. Trotzdem wackelt die Stimmung.
Der Grund liegt in den explodierenden Kosten. Tesla verbuchte zwar Rekordauslieferungen, doch die operativen Ausgaben schossen um 44 Prozent nach oben – getrieben von einem 57-prozentigen Anstieg der KI- und Forschungsausgaben. Bei Meta stiegen die Investitionen so stark, dass Oppenheimer die Aktie herabstufte. Die Parallelen zur gescheiterten Metaverse-Wette von 2021/22 seien unübersehbar, warnen die Analysten.
Besonders brisant: SAP, Europas Software-Stolz, enttäuschte trotz zweistelligem Cloud-Wachstum und fällt im bisherigen Börsenjahr 2025 deutlich zurück. Der Kontrast könnte größer nicht sein – während die Amerikaner Mondpreise zahlen, kämpft der deutsche Tech-Champion mit strukturellen Problemen. Die Bewertungsschere zwischen US-Tech und europäischen Werten klafft immer weiter auseinander.
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Apropos Bewertungs-Schere: Während US-Tech-Werte teils schon in der Stratosphäre notieren, sehen einige Analysten in Europas Halbleitersektor noch erhebliches Aufholpotenzial. Wer verstehen will, welche europäische Chip-Aktie derzeit als mögliche „neue Nvidia“ gehandelt wird und warum sie vom laufenden US-China-Chipkonflikt profitieren könnte, findet dazu eine detaillierte Analyse im kostenfreien Spezialreport: „Die neue Nvidia – Ihre Chance im Megatrend-Tsunami 2025“.
Drama im Reich der Mitte
Während sich die Wall Street in KI-Euphorie ergeht, implodiert in China eine andere Story. BYD, der Tesla-Herausforderer aus Shenzhen, musste einen dramatischen Gewinneinbruch verkraften. Die Zahlen sind brutal: Trotz Rekordverkäufen brachen die Margen weg, der intensive Preiskampf auf dem Heimatmarkt fordert seinen Tribut.
Pekings verzweifelte „Anti-Involutions“-Politik – der Versuch, den ruinösen Preiswettbewerb zu stoppen – zeigt erste Verzweiflungszeichen. Die Deflation frisst sich durch die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, und ausgerechnet jetzt eskaliert ein Streit, der die deutsche Autoindustrie in Mark trifft: Nexperia, kritischer Chip-Lieferant für VW und Co., steckt in einer politischen Schlammschlacht zwischen China und den Niederlanden fest.
Die Auswirkungen sind bereits spürbar. Der Verband der Automobilindustrie warnt vor Produktionsstopps, 40 Prozent der weltweiten Standardchips für die Autobranche hängen an diesem einen Unternehmen. Zwar signalisiert Peking vorsichtige Entspannung, doch die Unsicherheit bleibt. Ein Lehrstück über die Fragilität globaler Lieferketten – und ein Weckruf für alle, die glaubten, die Chip-Krise sei überwunden.
Bitcoin wartet, Gold wankt
In diesem Chaos suchen Anleger nach sicheren Häfen – und finden Überraschungen. Gold, der ewige Krisengewinner, kämpft bei 4.000 Dollar pro Unze mit sich selbst. Trotz eines spektakulären Jahresplus von über 50 Prozent fehlt dem Edelmetall plötzlich der Schwung. Die Fed-Zinssenkung kam zwar wie erwartet, doch Jerome Powells Warnung, weitere Schritte seien „keineswegs ausgemacht“, dämpfte die Euphorie.
Bitcoin hingegen zeigt sich erstaunlich stabil. Während die Krypto-Gemeinde auf den nächsten großen Sprung wartet, warnt das Weltwirtschaftsforum vor einer möglichen Krypto-Blase. WEF-Präsident Børge Brende sieht 500 Milliarden Dollar, die allein dieses Jahr in KI flossen, als Warnsignal: „Man investiert viel Geld, aber die Rendite lässt noch auf sich warten.“
Die wahre Revolution könnte unterdessen woanders stattfinden. In Bahrain entsteht gerade das größte Solardach der Welt – 123 Megawatt auf einer einzigen Fabrik. Ein Fingerzeig, wohin die Reise geht: Während alle auf KI starren, schreitet die Energiewende mit Siebenmeilenstiefeln voran.
Der Blick voraus
Die kommende Woche wird zeigen, ob die Tech-Rally noch Substanz hat. Am Montag berichtet Palantir – die Aktie hat sich 2025 bereits verdoppelt, die Erwartungen sind astronomisch. AMD und Qualcomm folgen, bevor am 19. November mit Nvidia der Höhepunkt erreicht wird. Die Earnings werden zur Nagelprobe: Rechtfertigen die Ergebnisse die Mondpreise und Rekordschulden?
Für deutsche Anleger bleibt die Lage vertrackt. Rheinmetall, einst der DAX-Star, kämpft bei 1.700 Euro ums Überleben – trotz voller Auftragsbücher warnt die Charttechnik vor einem möglichen Absturz bis 1.000 Euro. SAP schwächelt, die Autobauer zittern vor China-Risiken. Die Schere zwischen Silicon Valley und Frankfurt wird immer größer.
Was bleibt, ist eine Gewissheit: Die Märkte stehen an einem Wendepunkt. Entweder die KI-Wetten zahlen sich spektakulär aus – oder wir erleben das nächste Kapitel einer altbekannten Geschichte von Gier, Größenwahn und dem unvermeidlichen Kater danach. Michael Burry hat seine Wette bereits platziert. Die Frage ist nur: Auf welcher Seite stehen Sie?
Mit nachdenklichen Grüßen aus einem turbulenten Marktumfeld,
Ihr Andreas Sommer


