Oracle, Bitcoin & Siemens Energy: Warum der Markt plötzlich wieder an Wunder glaubt

Oracle verzeichnet historischen Kurssprung nach OpenAI-Deal, während Bitcoin auf 114.430 Dollar klettert und der Altcoin Season Index über 75 Punkte steigt. EZB bremst jedoch weiterhin.

Oracle, Bitcoin & Siemens Energy: Warum der Markt plötzlich wieder an Wunder glaubt
Kurz & knapp:
  • Oracle-Aktie steigt um 36 Prozent nach KI-Deal
  • Bitcoin erreicht höchsten Stand seit zwei Wochen
  • Offizielle Altcoin-Saison durch Index bestätigt
  • EZB signalisiert weiterhin zögerliche Zinspolitik

Oracle, Bitcoin & Siemens Energy: Warum der Markt plötzlich wieder an Wunder glaubt

Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal braucht es nur einen einzigen Tag, um die Börsenlandschaft komplett umzukrempeln. Oracle hat gestern vorgemacht, was möglich ist, wenn KI-Fantasie und handfeste Milliarden-Deals zusammentreffen – ein Kurssprung, der selbst Nvidia-Veteranen staunen lässt. Während die Wall Street ihre Bewertungsmaßstäbe neu justiert, zeigt sich auch am Kryptomarkt eine bemerkenswerte Wende: Die Altcoin-Saison ist offiziell ausgerufen, und Bitcoin tastet sich wieder an psychologisch wichtige Marken heran. Doch nicht alle Signale deuten auf Euphorie – die EZB bleibt auf der Bremse, und am deutschen Aktienmarkt trennt sich gerade die Spreu vom Weizen.

Oracle-Aktie: Der 250-Milliarden-Dollar-Schock

Was für ein Paukenschlag! Oracle hat gestern Börsengeschichte geschrieben – und zwar nicht mit ein paar Prozentpunkten Kursgewinn, sondern mit einem monumentalen Sprung von 36 Prozent. In Dollar ausgedrückt: Fast 250 Milliarden Marktwert kamen an einem einzigen Tag dazu. Das entspricht ungefähr dem gesamten Börsenwert von SAP.

Der Auslöser? Ein spektakulärer 300-Milliarden-Dollar-Deal mit OpenAI für Cloud-Infrastruktur, verteilt über die nächsten fünf Jahre. Dazu kommen Berichte über das mysteriöse „Stargate“-Projekt – eine KI-Infrastruktur-Initiative, bei der Oracle eine zentrale Rolle spielen soll. Die Analysten überschlagen sich: DA Davidson bleibt zwar bei seinem neutralen Rating, doch andere Häuser wie BNP Paribas und TD Cowen schrauben ihre Kursziele auf bis zu 377 Dollar hoch.

Besonders pikant: Microsoft hat ein Vorkaufsrecht auf OpenAIs Computing-Bedarf. Das wirft die Frage auf, ob Oracle hier wirklich das große Los gezogen hat oder ob die Euphorie überzogen ist. Skeptiker wie DA Davidson rechnen vor: Damit OpenAI tatsächlich 100 Milliarden Dollar jährlich bei Oracle ausgeben könnte, müsste das KI-Unternehmen seinen Umsatz von derzeit 12 auf über 300 Milliarden Dollar steigern. Das klingt selbst für KI-Verhältnisse ambitioniert.

Für deutsche Anleger ist die Oracle-Rally ein Weckruf: Die großen Tech-Gewinne werden derzeit in den USA gemacht. Während hierzulande über die Zukunft der Automobilindustrie debattiert wird, schreibt das Silicon Valley mit KI-Deals die nächsten Kapitel der Tech-Geschichte.


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Apropos Tech-Gewinne: Wer die Kursbewegungen von Oracle oder Nvidia spannend findet, sollte auch den Blick auf den Chip-Sektor werfen. Denn während Europa bei KI oft hinterherläuft, gibt es hierzulande durchaus Unternehmen, die vom globalen Chip-Boom profitieren könnten. In einem aktuellen Bericht erfahren Sie, welche europäische Firma von Experten bereits als mögliche „neue Nvidia“ gehandelt wird – inklusive Name und WKN. Den kostenlosen Spezial-Report finden Sie hier: Die neue Nvidia – Ihr möglicher Gewinner im Chipkrieg


Krypto-Märkte: Die Altcoin-Saison ist da – oder doch nicht?

Der Altcoin Season Index hat es geschafft: Mit einem Stand über 75 Punkten ist offiziell Altcoin-Saison. Theoretisch. In der Praxis zeigt sich ein differenzierteres Bild. Mantle (MNT) explodiert mit einem Plus von fast 13 Prozent auf ein neues Allzeithoch von 1,67 Dollar. Die Treiber: ein Futures-Listing auf Coinbase und attraktive Staking-Renditen von bis zu 36 Prozent bei Bybit.

Bitcoin selbst zeigt sich robust, kletterte zwischenzeitlich auf 114.430 Dollar – den höchsten Stand seit zwei Wochen. Die gestrigen US-Inflationsdaten wirkten wie ein Katalysator: Die Erzeugerpreise fielen überraschend, was die Zinssenkungsfantasien befeuert. Für Kryptowährungen, die keine Zinsen abwerfen, ist das wie Rückenwind bei einem Marathonlauf.

Ethereum kämpft unterdessen mit seiner relativen Schwäche gegenüber Bitcoin. Analyst Michaël van de Poppe sieht bei 0,032 BTC eine optimale Einstiegszone für das ETH/BTC-Paar. Noch ist der Kurs etwa zehn Prozent davon entfernt – eine Geduldsprobe für Ethereum-Bullen.

Die Meme-Coin-Ecke bleibt wild: Maxi Doge hat bereits über 2 Millionen Dollar im Presale eingesammelt und verspricht „1000x-Power“. Wall Street Pepe verfolgt eine clevere Zwei-Chain-Strategie zwischen Ethereum und Solana. Während etablierte Anleger bei solchen Versprechen die Augenbrauen hochziehen, zeigt die Erfahrung: Im Krypto-Space ist vieles möglich – in beide Richtungen.

Deutsche Aktien: Zwischen Hoffnung und harter Realität

Der DAX zeigt sich robust, legte gestern um 0,3 Prozent auf 23.704 Punkte zu. Doch unter der Oberfläche brodelt es. Die EZB hat die Märkte auf weitere Geduld eingestimmt – der Desinflationsprozess sei vorbei, so Christine Lagarde. Übersetzt: Zinssenkungen werden zur Mangelware.

Besonders hart trifft es die Erneuerbaren-Branche. Siemens Energy verlor 1,1 Prozent, Nordex sogar 5,9 Prozent. Der Grund: Kanzlerkandidat Friedrich Merz deutete eine mögliche Verlangsamung beim Ausbau der Erneuerbaren an. Für Anleger in Solar- und Windaktien sind das keine guten Nachrichten.

SAP kämpft weiter mit den Nachwehen des Vortages-Abverkaufs und gab weitere 1,7 Prozent nach. Während Oracle in den USA neue Bewertungsmaßstäbe setzt, muss Europas größter Softwarekonzern zusehen. Die Heidelberg Materials-Aktie hingegen profitierte von positiven Analystenkommentaren zum europäischen Zementmarkt und legte 2,5 Prozent zu.

Ein Kuriosum am Rande: Puma-Vorstand Andreas Hubert kaufte für 95.250 Euro eigene Aktien – ein Vertrauenssignal in schwierigen Zeiten für die Sportartikelbranche.

Warnsignale und Widersprüche

Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Die gestrigen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA lagen mit 263.000 deutlich über den erwarteten 235.000. Das ist eigentlich gut für Zinssenkungshoffnungen, zeigt aber auch: Die US-Wirtschaft schwächelt.

In Berlin sorgt ein Brandanschlag von Linksextremisten für Chaos – 50.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Die Täter bekannten sich in einem Schreiben, das Ähnlichkeiten mit einem Anschlag auf Tesla in Brandenburg aufweist. Für Deutschlands Image als Technologiestandort ist das Gift.

Die Commerzbank steht vor einem historischen Umbruch: Mit UniCredit als neuem Großaktionär (26 Prozent) und Übernahmegerüchten in der Luft haben Management und Betriebsrat dem Stellenabbau zugestimmt. 3.900 Jobs sollen bis 2027 wegfallen – der Preis für die ersehnte Eigenständigkeit?

Bei Tesla warnt ausgerechnet der Werkschef des deutschen Standorts vor der Diskussion ums Verbrenner-Aus. André Thierig nennt die Debatte auf der IAA eine „Katastrophe“ und sieht den ostdeutschen Automobilstandort in Gefahr. Die Ironie: Während die Politik über die Rückkehr zum Verbrenner diskutiert, präsentiert die Industrie fast nur E-Modelle.

Was die kommenden Tage bringen

Die Märkte stehen vor entscheidenden Tagen. Am 17. September entscheidet die Fed über die Zinsen – eine Senkung gilt als sicher, die Frage ist nur: 25 oder 50 Basispunkte? Für Bitcoin und Tech-Aktien könnte das der nächste Katalysator sein.

Parallel dazu brodelt es im Krypto-Markt: Der Altcoin Season Index signalisiert Rotation, doch die Bitcoin-Dominanz bei 58 Prozent zeigt, dass der König der Kryptowährungen noch nicht abgedankt hat. Wer auf die „echte“ Altseason wartet, braucht möglicherweise noch etwas Geduld.

Die Oracle-Rally wird die Fantasie für KI-Aktien weiter befeuern. Doch Vorsicht: Wenn selbst Analysten von „kontextbedingten Faktoren“ sprechen und die Zahlen hinterfragen, ist gesunde Skepsis angebracht. 300 Milliarden Dollar in fünf Jahren – das sind 164 Millionen Dollar täglich, die OpenAI an Oracle überweisen müsste. Zum Vergleich: Das ist mehr als der gesamte Tagesumsatz vieler DAX-Konzerne.

Was bleibt, ist die Erkenntnis: Die Märkte sind wieder bereit, an große Geschichten zu glauben. Ob Oracle, Bitcoin oder die nächste Meme-Coin – die Risikobereitschaft kehrt zurück. Für mutige Anleger eröffnen sich Chancen, für vorsichtige ist es Zeit, die Bewertungen genau zu prüfen. Denn wenn Software-Dinosaurier plötzlich zu KI-Einhörnern werden und der Altcoin-Index nach Jahren wieder „Season“ signalisiert, dann ist eines sicher: Wir leben in außergewöhnlichen Zeiten.

Bleiben Sie wachsam und erfolgreich!

Andreas Sommer

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Über mich: Erfahrung für Ihren Anlageerfolg

Als Finanzanalyst und Börsenjournalist beschäftige ich mich seit über vier Jahrzehnten intensiv mit den Finanzmärkten. Meine Spezialisierung liegt auf der Analyse wachstumsstarker Aktien und der Entwicklung von Anlagestrategien, die fundamentale Bewertung mit technischer Analyse kombinieren.

Ein zentraler Aspekt ist das Timing („Timing is Money“), denn Risikobegrenzung ist essenziell („Vermeiden ist besser als Verlieren!“). Mein Ziel ist es, Ihnen klare Orientierung in dynamischen Märkten zu bieten.

Mein Weg an die Börse: Vom Bankberater zum Analysten

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  • Wendepunkt 1987: Der Börsencrash weckte mein tiefes Interesse an der technischen Analyse als wichtiges Instrument zur Risikosteuerung.
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