Die globale Energiewende hat grünen Wasserstoff ins Zentrum der künftigen Energiestrategie gerückt. Als sauberer, vielseitiger Energieträger verspricht Wasserstoff eine Revolution – von der Mobilität bis zur Schwerindustrie. Prognosen zufolge könnte die weltweite Nachfrage in den kommenden Jahrzehnten explodieren und einen Billionen-Dollar-Markt schaffen. In diesem Hochrisiko-Rennen ziehen zwei Namen regelmäßig die Blicke der Anleger auf sich: der amerikanische Allround-Anbieter Plug Power und der norwegische Elektrolyse-Spezialist Nel ASA.
Beide Unternehmen sind Pioniere der Branche, kämpfen aber mit erheblichen finanziellen Gegenwind. Während das langfristige Potenzial gewaltig bleibt, ist der Weg dorthin gespickt mit Herausforderungen: hohe Produktionskosten, schleppender Infrastrukturausbau und die Abhängigkeit von politischen Rahmenbedingungen. Welches Unternehmen ist besser positioniert, um vom Wasserstoff-Megatrend zu profitieren?
Wer hat die bessere Strategie für den Zukunftsmarkt?
Plug Power und Nel ASA verfolgen grundlegend unterschiedliche Ansätze in der Wasserstoffwirtschaft – ein klassisches Duell zwischen vertikaler Integration und spezialisiertem Fokus.
Plug Power baut ehrgeizig ein umfassendes Ökosystem für grünen Wasserstoff auf. Die Strategie umfasst die gesamte Wertschöpfungskette: von der Herstellung von PEM-Elektrolyseuren in der eigenen Gigafactory über die Produktion von flüssigem grünem Wasserstoff bis hin zum Einsatz von Brennstoffzellensystemen beim Endkunden, vor allem im Bereich der Gabelstapler. Dieses „Alles-aus-einer-Hand“-Modell soll Kosten kontrollieren, die Versorgung sichern und Wert auf jeder Stufe schöpfen.
Das Unternehmen konzentriert sich stark auf den US-Markt und will dabei vom Inflation Reduction Act profitieren. Kürzlich sicherte sich Plug Power eine beeindruckende Kreditgarantie über 1,66 Milliarden Dollar vom US-Energieministerium für den Bau von sechs neuen Produktionsanlagen. Angesichts regulatorischer Unsicherheiten in den USA expandiert das Unternehmen jedoch auch verstärkt nach Europa.
Nel ASA hingegen agiert als reiner Technologieanbieter und spezialisiert sich auf die Ausrüstung, die grünen Wasserstoff erst möglich macht. Das norwegische Unternehmen verfügt über ein diversifiziertes Technologieportfolio und stellt sowohl alkalische als auch PEM-Elektrolyseure her – das bedient ein breiteres Spektrum industrieller Anwendungen und Projektgrößen. Nels Geschäftsmodell besteht darin, Schlüsselausrüster für globale Großprojekte zu sein, anstatt selbst Wasserstoff zu produzieren.
Das macht Nel weniger kapitalintensiv auf der Produktionsseite, aber hochgradig abhängig von den finalen Investitionsentscheidungen seiner Industriepartner. Mit Wurzeln bis ins Jahr 1927 hat sich das Unternehmen als führender Elektrolyse-Hersteller global etabliert.
Innovation und Technologie: Wer hat die Nase vorn?
Im Kern des Wettbewerbs steht die Technologie zur effizienten und kostengünstigen Wasserstoffproduktion. Beide Unternehmen sind wichtige Akteure im Elektrolyse-Bereich, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte.
Nel ASAs Trumpfkarte ist das duale Technologieangebot. Das Unternehmen liefert sowohl bewährte, kosteneffiziente alkalische Elektrolyseure für industrielle Großprojekte als auch die flexibleren, kompakteren PEM-Elektrolyseure. Diese technologische Vielseitigkeit ermöglicht Nel, sich auf eine größere Bandbreite von Projekten mit unterschiedlichen Anforderungen zu bewerben.
Das Unternehmen investiert kontinuierlich in Technologien der nächsten Generation, um Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Dazu gehören ein fortschrittliches druckbeaufschlagtes alkalisches System und eine Zusammenarbeit mit General Motors bei der PEM-Technologie. Eine kürzlich geschlossene strategische Partnerschaft mit Samsung E&A, die Samsung zum größten Einzelaktionär macht, zielt darauf ab, Nels alkalische Technologie für standardisierte Wasserstoffanlagen zu nutzen.
Plug Power setzt konsequent auf PEM-Technologie im gesamten Geschäft – von den „GenEco“-Elektrolyseuren bis zu den „GenDrive“-Brennstoffzellen. Diese Fokussierung ermöglicht tiefgreifende Expertise und potenzielle Synergien innerhalb des integrierten Modells. Ein Eckpfeiler der Strategie ist die Gigafactory in Rochester, New York – eine der größten PEM-Produktionsanlagen weltweit, konzipiert für Massenproduktion und Kostensenkung.
Das Unternehmen bewies seine Leistungsfähigkeit mit seiner Wasserstoffanlage in Georgia, die einen US-Produktionsrekord mit Plugs eigener Elektrolyse-Technologie aufstellte. Der Erfolg des Elektrolyse-Geschäfts war ein Highlight im jüngsten Quartalsbericht – die Umsätze in diesem Segment verdreifachten sich im Jahresvergleich.
Finanzen und Wachstum: Wer steht stabiler da?
Ein direkter Vergleich der jüngsten Finanzergebnisse offenbart zwei völlig unterschiedliche Entwicklungen und unterstreicht die immensen Herausforderungen auf dem Weg zur Profitabilität.
Plug Power zeigte im zweiten Quartal 2025 Zeichen operativer Verbesserung. Der Umsatz wuchs robust um 21 Prozent im Jahresvergleich auf 174 Millionen Dollar, getrieben von starker Nachfrage nach Elektrolyse-Plattformen. Noch wichtiger: Das Unternehmen machte Fortschritte bei der Kostenkontrolle durch seine „Quantum Leap“-Initiative. Die Bruttomarge verbesserte sich deutlich von minus 92 Prozent im Vorjahresquartal auf minus 31 Prozent – bleibt aber tief im negativen Bereich.
Der hohe Geldverbrauch bleibt die Hauptsorge der Investoren: 230 Millionen Dollar verbrannte Plug Power allein im zweiten Quartal 2025. Das Management peilt den Break-even bei der Bruttomarge bis Ende 2025 an.
Nel ASA hingegen lieferte einen zutiefst beunruhigenden Quartalsbericht ab. Die Umsätze aus Kundenverträgen brachen um 48 Prozent im Jahresvergleich auf 174 Millionen Norwegische Kronen ein. Der Auftragseingang stürzte um erschreckende 74 Prozent ab, der gesamte Auftragsbestand schrumpfte um 40 Prozent. Die schwachen Ergebnisse wurden auf fehlende Projektmeilensteine in der Alkaline-Division und Vertragsstornierungen zurückgeführt.
Als Reaktion implementierte das Management Kostensenkungsmaßnahmen und passte die Produktionskapazität an. Positiv zu vermerken: Nel verfügt über eine solide Barreserve von 1,9 Milliarden Norwegische Kronen – ein bedeutendes Liquiditätspolster.
Geschäfts- und Finanzkennzahlen im Vergleich (Q2 2025)
Kennzahl | Plug Power Inc. | Nel ASA |
---|---|---|
Umsatz | 174 Millionen Dollar | 174 Millionen NOK (~16,5 Mio. Dollar) |
Umsatzwachstum (YoY) | +21% | -48% |
Bruttomarge / EBITDA | -31% (Bruttomarge) | -86 Millionen NOK (EBITDA) |
Auftragseingang (YoY) | Fokus auf Umsatz | -74% |
Auftragsbestand (YoY) | Keine Angabe | -40% |
Barposition | ~140 Mio. Dollar (ungebunden) | 1,9 Milliarden NOK (~180 Mio. Dollar) |
Bewertung und Risikoprofil: Eine Wette mit hohem Einsatz
Die Bewertung von Unternehmen wie Plug Power und Nel ASA mit traditionellen Kennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis ist sinnlos – beide sind konstant unprofitabel. Anleger müssen stattdessen auf Faktoren wie Kurs-Umsatz-Verhältnis, Barposition und die spezifischen Risiken jedes Geschäftsmodells schauen.
Plug Powers Aktie war hochvolatil und verzeichnete seit Jahresbeginn einen erheblichen Rückgang. Das Hauptrisiko ist der unerbittliche Geldverbrauch, der zu Verwässerung der Aktionäre durch wiederholte Aktienemissionen zur Finanzierung der ehrgeizigen Expansion führte. Die Komplexität der vertikal integrierten Strategie birgt erhebliche Ausführungsrisiken – Versagen in einem Teil des Ökosystems kann Kaskadeneffekte auf andere haben. Zudem ist das Geschäftsmodell hochsensibel gegenüber Änderungen bei staatlichen Subventionen und Steuergutschriften.
Nel ASAs Aktien entwickelten sich ebenfalls schlecht – minus 57 Prozent im vergangenen Jahr. Das größte unmittelbare Risiko, wie der jüngste Finanzbericht unterstrich, ist das schrumpfende Auftragsbuch. Die Zukunft hängt vollständig von der Realisierung großer grüner Wasserstoffprojekte ab, die global nur schleppend finale Investitionsentscheidungen erreichen. Während die starke Barposition kurzfristige Liquiditätssorgen mildert, könnte eine anhaltende Dürre bei großen Neuaufträgen eine erhebliche strategische Neuausrichtung erzwingen.
Chancen und Risiken im Überblick
Plug Power Inc. | Nel ASA | |
---|---|---|
Chancen | – Vertikal integriertes Modell erfasst gesamte Wertschöpfungskette – Starke Position im wachsenden US-Markt – DOE-Kreditgarantie beschleunigt Wachstum – Verdreifachung der Elektrolyse-Verkäufe | – Reiner Technologieführer mit globaler Präsenz – Duales Technologieangebot (Alkalisch/PEM) – Starke Bilanz mit erheblichen Barreserven – Strategische Partnerschaften (z.B. Samsung) |
Risiken | – Hoher Geldverbrauch und Verwässerung – Ausführungsrisiko der komplexen Strategie – Starke Abhängigkeit von Regierungspolitik – Anhaltende Unprofitabilität | – Einbrechender Auftragseingang und -bestand – Hohe Abhängigkeit von Großprojekt-Entscheidungen – Intensiver Wettbewerb im Elektrolyse-Markt – Jüngster starker Umsatzrückgang |
Die Zukunft gehört…?
Die Wahl zwischen Plug Power und Nel ASA erfordert eine Entscheidung darüber, welche strategische Vision und welches Risikoprofil langfristig überzeugender sind. Beide Aktien sind nichts für schwache Nerven und repräsentieren eine hochspekulative Wette auf die Zukunft der Wasserstoffwirtschaft.
Der Investment-Case für Plug Power basiert auf dem Glauben an die allumfassende, US-zentrierte Strategie. Gelingt es Plug, seinen Plan erfolgreich umzusetzen, den Geldverbrauch zu kontrollieren und Profitabilität zu erreichen, könnte das Unternehmen zu einem dominanten, voll integrierten Akteur in einem der größten Wasserstoffmärkte der Welt werden. Ein Hochrisiko-Szenario mit potenziell hoher Rendite, das von fehlerloser operativer Ausführung und unterstützender Regierungspolitik abhängt.
Der Fall für Nel ASA beruht auf seiner Position als fokussierter, führender Technologieanbieter mit starker Bilanz. Die jüngsten desaströsen Quartalsergebnisse könnten eine Turnaround-Story einläuten. Ist der Auftragsrückgang nur eine temporäre Marktdelle statt eines dauerhaften Wettbewerbsnachteils, könnte der aktuelle Aktienkurs einen attraktiven Einstiegspunkt darstellen. Eine Investition in Nel ist eine Wette darauf, dass die globale Nachfrage nach Elektrolyseuren unweigerlich anziehen wird und Nel sich mit seiner Technologie und Erfahrung einen bedeutenden Marktanteil sichert.
Letztendlich hängt der Erfolg beider Unternehmen stark von externen Faktoren ab: sinkende Kosten erneuerbarer Energien, das Engagement der Regierungen für Dekarbonisierung und die Bereitschaft der Industrien, Wasserstoff in großem Maßstab einzusetzen. Anleger sollten sich bewusst sein: Der Weg zum grünen Wasserstoff-Boom ist noch lang – und beide Aktien bleiben vorerst eine riskante Wette auf eine unsichere Zukunft.
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