Rückschritt im DAX-Trend und fast alle DAX-Aktien im roten Bereich. Das ist die Bilanz des vierten Handelstages im Jahr 2022. Was ist passiert?
Korrektur ab dem Allzeithoch im DAX
Nach drei Tagen Aufschwung im DAX zum Jahresstart setzte heute die Korrektur ein. Dabei wurde am Vortag das Allzeithoch nur um fünf Punkte verfehlt. Ist das die Ernüchterung gewesen?
Nicht wirklich, denn bereits am Vorabend korrigierte die Wall Street ihren eigenen Rekordlauf, der schon früher als im DAX begonnen und die Indizes auch weiter getragen hatte. Auslöser war das FOMC-Protokoll der Notenbanksitzung aus dem Dezember. Hier wurde deutlich, dass die Wirtschaft sehr robust läuft, die Risiken von Covid19 nicht sonderlich hoch beurteilt und damit letztlich den Zinsanhebungen durch die Fed nichts im Wege steht.
Anleger werteten dies gestern als negatives Signal, vor allem mit der Verbindung zu steigenden Anleihenzinsen. Selbst die Bundesanleihen stiegen auf ein neues Zweieinhalb-Jahreshoch. Dadurch wird eine Finanzierung für viele Unternehmen schwieriger. Vor allem die Technologiewerte gerieten unter Druck Tesla, Alphabet und auch BioNTech fielen gestern sogar stärker als der Gesamtmarkt. Marktteilnehmer nahmen Gewinne mit, die sich in den vergangenen Wochen angesammelt hatten.
Für den DAX bedeutete dies noch in der Nachbörse nachgebende Kurse. Dies zeigte sich dann mit weiterem Druck und er Vorbörse und Kursen unter 16.000 Punkten. So tief starteten dann der XETRA-Handel jedoch nicht, sondern um 16.100 Punkte und damit auf dem Niveau vom Dienstag.
Um diese Marke herum pendelte der Index lange Zeit und peilte dann am Nachmittag noch einmal die runde 16.000er-Region an. Dort traf der Index auf unterstützende Orders, die einen Schlusskurs darunter verhinderten.
Daten zur Inflation heizten die negative Stimmung noch an. So notierte die Inflation in Deutschland nun auf dem höchsten Stand seit Juni 1992. Aufgewogen wurde dies durch die um 3,7 Prozent höheren Bestellungen der Industrieaufträge, welche weit über den Erwartungen der Volkswirte lagen.
Der Schlusskurs wurde damit über der psychologisch wichtigen 16.000 und somit auch auf Sicht des Kalenderjahres noch im Gewinn vollzogen. Die Bandbreite war mit 170 Punkten auf dem Niveau vom Dienstag und damit nicht besorgniserregend und nur leicht höher als gestern.
Folgende Parameter wurden im DAX-Handel zu den XETRA-Zeiten hinterlassen:
Eröffnung | 16.076,16 |
Tageshoch | 16.156,56 |
Tagestief | 15.988,63 |
Vortageskurs | 16.271,75 |
Schlusskurs | 16.052,03 |
Es wurde eine Kurslücke zum Handelsstart hinterlassen, welche auch mit der zwischenzeitlichen Erholung nicht ganz geschlossen werden konnte. Diese ist im Zweitageschart sehr gut sichtbar.
So gestaltete sich der Verlauf an den letzten beiden Handelstage:
Nach dem Run auf die Autoaktien an den letzten Tagen dominierten heute vor allem Banken und Versicherungen. Eine Änderung im Zinsumfeld machen es diesen Unternehmen leichter, positive Margen zu erwirtschaften. Daher stiegen heute die Deutsche Bank um 2,5 Prozent und die Allianz um 1,5 Prozent.
Auf der Verliererseite waren erneut die Delivery Hero und auch Zalando zu finden, wie der Blick zur Börse Frankfurt aufzeigt:
Welche Storys spielten ebenso eine Rolle auf dem Parkett?
Marktbreite im DAX fast durchweg negativ
Neben den Bankaktien und der Allianz gab es nur wenige Gewinner am Aktienmarkt. Einige defensive Titel wie BASF und Fresenius konnten sich noch gegen den Markttrend stemmen. Insgesamt dominierte jedoch der Abwärtsdruck.
Davon waren vor allem wieder die ehemaligen Corona-Gewinner wie Delivery Hero, HelloFresh oder Zalando betroffen. Nachdem diese Sparte bereits im vierten Quartals 2021 negativ auffiel, setzte sich diese Ernüchterung bei den Anlegern auch zum Jahresstart 2022 fort.
Ebenso gerieten die Sportartikelhersteller Puma und Adidas unter Druck. Dazwischen siedelten sich die anderen DAX-Werte an, die mit dem Gesamtmarkt im Schnitt um ein Prozent nachgaben.
Aus der Heatmap aller Werte geht noch einmal die Dominanz der Verluste bei der Aktienperformance farblich hervor:
Wie entwickelte sich das Chartbild nach den ersten vier Handelstagen des Jahresstarts?
Rückschritt im DAX-Trend optisch erkennbar
Der steile Aufwärtstrend ist erst einmal gebrochen. Das Allzeithoch wurde knapp verfehlt und im Chart macht sich nun etwas Konsolidierungsbedarf bemerkbar. Mit dem Rücklauf zur 16.000 könnte dieser im ersten Moment bereits vollzogen sein. Viel hängt dabei von der Reaktion der US-Märkte heute und am morgigen Tag zu den US-Arbeitsmarktdaten ab.
Nach einer Spanne der Aufwärtsbewegung von 1.230 Punkte ist eine Korrektur um 230 Punkte per Schlusskurs nicht besorgniserregend, aber womöglich ein Warnzeichen.
So skizziert sich das mittelfristige Chartbild:
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