Der angeschlagene südafrikanische Möbelkonzern Steinhoff International macht ausnahmsweise mit positiven Nachrichten auf sich aufmerksam. Wie das Unternehmen, das neben dem südafrikanischen Markt auch stark in Europa vertreten ist (lange Zeit vor allem durch die Möbelmarke Poco bekannt) mitteilte, geben wichtige Kreditgeber weitere Unterstützung.
Konkret teilte das Unternehmen mit, dass die Geldgeber beschlossen hätten, bis zum 30. Juni still zu halten und den auf der Hauptversammlung beschlossenen Restrukturierungsprozess mit verschiedenen Maßnahmen zu begleiten. An konkreten Informationen mangelt es allerdings hier. Doch reicht allein diese Ankündigung, dass die zum Pennystock verkommene Steinhoff-Aktie heute zeitweise um bis zu 53 % im Xetra-Handel zulegen konnte. In der Spitze kostete eine Steinhoff-Aktie 0,12 Euro. Allerdings:
Steinhoff Aktie: Nur ein Aufbäumen?
Im Handelsverlauf konnte dies nicht gehalten werden. Zum Redaktionsschluss lag Steinhoff bei 0,0865 Euro und damit nahe seinem Tagestief. Was nicht verwundern kann. Denn natürlich sollte allen Beteiligten klar sein, dass der Termin 30. Juni erst einmal nur als Gnadenfrist zu sehen ist. Augenscheinlich wollen die Kreditgeber schauen, wie Steinhoff sein Restrukturierungsprogramm in Angriff nimmt.
Konkret will der Möbelkonzern vorrangig Schulden abbauen. Diese beliefen sich zu Ende März konzernweit auf 10,4 Milliarden Euro. Dringend benötigte Finanzmittel dafür sollen durch den Verkauf von Firmenwerten hereinkommen. Ob allerdings die entsprechenden Pläne eingehalten werden können, darf bezweifelt werden. Denn natürlich weiß man im Markt um die Schwierigkeiten von Steinhoff und wird hier entsprechend auch Preisdruck bei Anteilsverkäufen ausüben.
Steinhoff-Analyse nach Elliott-Wellen – Die Lage bleibt ernst
Was bringt der Prüfbericht?
Ganz zu schweigen von den vielen Fragezeichen, die hinter der Aufarbeitung des Bilanzskandals gesetzt werden müssen. Bis Ende des Jahres soll die beauftragte Unternehmensberatung PwC ihre Untersuchung abgeschlossen haben.
Ob und in welchem Umfang der Prüfbericht dann veröffentlicht wird, ist noch unklar. Genauso unklar ist auch noch, wann die testierte Bilanz für das Ende September 2017 zu Ende gegangene Geschäftsjahr vorgelegt wird.
Neue Probleme in Österreich
Dass die Risiken derzeit trotz der inzwischen schon Monate andauernden Affäre immer noch nicht gänzlich abgedeckt sind, zeigt auch die neueste Nachricht aus Österreich. Denn bei der dortigen Tochter Kika/Leiner ist in der vergangenen Woche ein Kreditversicherer abgesprungen.
Damit sind mögliche Forderungsausfälle für Lieferanten nicht mehr abgedeckt. Dies könnte dazu führen, dass die Lieferanten für die österreichische Tochter mit Blick auf das Stammhaus zukünftig auf Vorkasse bestehen und die Tochter entsprechend ebenfalls in Liquiditätsprobleme kommen könnte.
Es ist ein bisschen wie die Fabel vom Hase und dem Igel: Kaum hat Steinhoff einen Plan für die Bewältigung bekannter Risiken und Probleme präsentiert, kommen schon die nächsten. In diesem Umfeld auf eine nachhaltige Erholung des Aktienkurses von Steinhoff zu spekulieren, ist wohl deutlich verfehlt. Wir bleiben hier bei unserer bisherigen Einschätzung, dass Steinhoff nur etwas für hart gesottene Zocker ist.