Der Fall Valneva zeigt, wie eng man derartige Investitionen begleiten muss, wenn man sie denn tätigen will. Im Nachhinein war der Umschwung von Hype-Rally zu Absturz gut zu erkennen. Jedoch ist im Nachhinein vieles einfach zu erkennen, was während der Geschehnisse sehr fragwürdig ist. In diesem Artikel werden wir erst die Anzeichen für den Absturz in der Charttechnik anschauen, um derartige Fehler in Zukunft besser zu vermeiden. Im Anschluss diskutieren wir das wahrscheinliche weitere Kursverhalten mit ihren Chancen und Risiken.
Die Rally der Aktie Valneva
Von Mitte bis Ende August legte Valneva aus der Seitwärts-Konsolidierung seit Februar eine sagenhafte Rally hin und stieg innerhalb von 2 Wochen um über 100 %. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte sich der Kurs durch die Hoffnung auf einen neuen Impfstoff von 6 € auf 12 € verdoppelt. Die Hoffnung war nicht unbegründet: ein „konventioneller“ Impfstoff für die Zweifler und Skeptiker der neuen Methoden mit mRNA oder Vector-Technologie. Der Impfstoff von Valneva ist ein Ganzkörper bzw. Totimpfstoff nach der altbekannten Methode. Es werden vollständige, abgetötete Krankheitserreger gespritzt, um die Antikörperproduktion zu starten.
Die Zeichen standen Ende des Sommers dann auch ausgezeichnet mit einem Impfstoff in der Phase 3 der klinischen Studien und u.a. einer bereits stehenden Bestellung von 100 Millionen Dosen durch die britische Regierung. Mit dem Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung zwischen 10 und 14 € kam massives Volumen in die Aktie und schob den Kurs binnen zwei Wochen auf 25 €. Auslöser war die Nachricht, dass Großbritannien den Impfstoff zum rollierenden Zulassungsverfahren zugelassen hat. In den Folgetagen Anfang September gab es zwei deutliche Anzeichen für Gefahr bzw. zumindest ein Ende der Rally.
Divergenzen in der Aktie
Der RSI zeigte in der wöchentlichen Betrachtung eine Divergenz zwischen dem Hoch von Februar und dem Hoch vor zwei Wochen (markiert in pink). Während der Kurs ein höheres Hoch markierte, sahen wir ein niedrigeres Hoch im RSI. Ein Indiz eines abschwächenden Momentums.
Das Handelsvolumen bei Valneva
Der massive Gap-up vom 31. August wurde unter extremem Volumen verkauft. Hier hat richtig viel Geld Gewinne mitgenommen. Der Kurs konnte die Anfangseuphorie des Tages nicht bestätigen. Großes Geld sagte hier: genug Gewinn, mitnehmen und weiterziehen.
Der Absturz der Aktie
Die Aktie hätte an diesem Punkt auch weiter konsolidieren können. Sie wartete auf den nächsten Katalysten. Dieser kam aber in Form einer Hiobsbotschaft: Großbritannien stornierte seinen Großauftrag mit der Begründung, Valneva habe die Vertragsbedingungen nicht eingehalten. Nur drei Wochen nach Aufnahme des Zulassungsverfahrens ist das ein katastrophales Signal. Die Hintergründe sind unklar, die britische Regierung will sich erst äußern, wenn die Gespräche mit Valneva abgeschlossen sind. Hier haben nun alle Investoren mit Beziehungen massive Vorteile. Der Kurs fiel bisher auf eine besonders deutliche technische Formation.
Bei rund 11 € liegt sowohl unser dynamischer gleitende Durchschnitt in Grau, als auch der Volume Point of Control der letzten Jahre. Diese Pause hat daher mehr mit Charttechnik und nur wenig mit der fundamentalen Lage zu tun. Daher sollte man an diesem Punkt auch eher technisch agieren. Die Auflösung auf Basis von Fakten wird erst kommen, wenn die britische Regierung Klarheit schafft, nachdem sie sich mit Valneva ausgesprochen hat.
Was können Aktionäre tun?
Man darf nicht verkennen wie gewaltig die Nachricht der Auftragsstornierung ist. Valneva war gerade minimal in die Gewinnzone gerutscht, hat aber für die Impfstoff-Entwicklung gegen Corona stark investiert und schrieb einen Verlust von rund 85 Mio. € im vergangenen Jahr. Großbritannien war bisher der einzige sichere Abnehmer. Die EU hatte schon im Winter einen Kauf avisiert, aber bisher ist der noch nicht Realität geworden. Valneva hat noch weitere Impfstoffe in der Pipeline, insbesondere ist das Unternehmen das einzige mit einem Impfstoff gegen Borreliose in der Entwicklung.
Es steht aber ein großes Fragezeichen, ob sich Valneva nicht übernommen hat, wenn der Corona-Impfstoff keinen Erfolg hat. Die Verschuldung ist mit über 300 % nicht extrem aber doch deutlich erhöht. Die charttechnische Marke um 11 € ist massiv. Sollte der Kurs die gestrigen Tiefs nachhaltig durchbrechen, ist der nächste Halt wahrscheinlich erst knapp 50 % tiefer bei rund 6 €. Hier wartet der langsame gleitende Durchschnitt gepaart mit dem nächsten Volumenbereich.
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Hinweis: Lars Wißler besitzt keine der erwähnten Aktien. PWP Leeway besitzt keine der erwähnten Aktien.
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Ihr Lars Wißler, Geschäftsführer und Chefanalyst bei leeway.tech
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