Chinas Wirtschaft unter Druck!

Chinas Wirtschaft wächst stärker als erwartet, doch der eskalierende Handelskonflikt mit den USA und die Immobilienkrise belasten die Aussichten.

Chinas Wirtschaft unter Druck!
Kurz & knapp:
  • BIP-Wachstum von 5,4% übertrifft Erwartungen
  • Handelskrieg mit USA als größte Bedrohung
  • Immobilienmarkt weiterhin im Abwärtstrend
  • Weitere Konjunkturmaßnahmen angekündigt

Chinas Wirtschaft hat im ersten Quartal 2025 trotz widriger Umstände überraschend stark performt. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal und übertraf damit die Analystenerwartungen von 5,1 Prozent. Doch die positive Überraschung wird von dunklen Wolken am Horizont überschattet – der eskalierende Handelskrieg mit den USA droht die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt empfindlich zu treffen.

Stimulus zeigt Wirkung, aber Immobilienmarkt bleibt Sorgenkind

Die robuste Wirtschaftsleistung wurde maßgeblich durch umfangreiche Konjunkturmaßnahmen Pekings gestützt. Sowohl fiskalische als auch geldpolitische Instrumente wurden eingesetzt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Industrieproduktion legte im März mit 7,7 Prozent deutlich stärker zu als erwartet (Prognose: 5,8 Prozent) und auch der Einzelhandel übertraf mit einem Wachstum von 5,9 Prozent die Erwartungen (4,2 Prozent).

Während diese Sektoren positiv überraschten, bleibt der Immobilienmarkt ein massives Problemfeld. Die Immobilieninvestitionen sanken in den ersten drei Monaten des Jahres um 9,9 Prozent, nach einem Rückgang von 9,8 Prozent im Januar-Februar-Zeitraum. Der Flächenabsatz schrumpfte um 3,0 Prozent, während die Neubauprojekte sogar um dramatische 24,4 Prozent einbrachen.

"Die Zahlen zeigen, dass der Stimulus wirkt, aber die Unterstützung wird angesichts der bevorstehenden Zollherausforderungen nicht enden", kommentierten Analysten der Societe Generale die Lage.

Trumps Zollkrieg – die größte Bedrohung seit Jahrzehnten

Die größte Gefahr für Chinas Wirtschaftsaussichten kommt aus den USA. Präsident Donald Trump hat die Zölle auf chinesische Waren auf atemberaubende 145 Prozent angehoben, worauf Peking mit Vergeltungszöllen von 125 Prozent reagierte. Dieser dramatisch eskalierende Handelskonflikt wird von Marktbeobachtern als die größte wirtschaftliche Bedrohung für China seit Jahrzehnten eingestuft.

Die UBS hat ihre Wachstumsprognose für China bereits drastisch von 4,0 auf 3,4 Prozent gesenkt, basierend auf der Annahme, dass die gegenseitigen Zollerhöhungen bestehen bleiben und Peking zusätzliche Konjunkturmaßnahmen ergreifen wird.

"Wir glauben, dass der Zollschock beispiellose Herausforderungen für Chinas Exporte darstellt und auch größere Anpassungen in der Binnenwirtschaft nach sich ziehen wird", warnen die UBS-Analysten.

Interessanterweise zeigten die chinesischen Exporte im März noch einen starken Anstieg, was Experten auf vorgezogene Lieferungen zurückführen – ausländische Käufer bestellten in großem Umfang, bevor Trumps höhere Zölle im April in Kraft traten. Diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden Monaten jedoch umkehren.

China wappnet sich mit weiteren Konjunkturmaßnahmen

Die politischen Entscheidungsträger in Peking haben wiederholt betont, dass China über ausreichend Spielraum und Instrumente verfügt, um die Wirtschaft zu stützen. Premierminister Li Qiang hat Anfang April weitere Unterstützungsmaßnahmen zugesagt.

Im März hatte China bereits fiskalpolitische Maßnahmen angekündigt, darunter eine Erhöhung des jährlichen Haushaltsdefizits. Regierungsvertreter haben weitere fiskalische und geldpolitische Stimulusmaßnahmen in Aussicht gestellt, um den steigenden Gegenwind zu bewältigen. Dies folgte auf eine Reihe geldpolitischer Lockerungsschritte Ende letzten Jahres.

Das Politbüro, ein hochrangiges Entscheidungsgremium der Kommunistischen Partei, wird voraussichtlich noch im April zusammentreten, um die politische Agenda für die kommenden Monate festzulegen. Die Ankurblung des Konsums steht dabei als oberste Priorität, um die Auswirkungen der US-Zölle auf den Handelssektor abzufedern.

Globale Wirtschaftssorgen durch eskalierenden Handelskonflikt

Die Auswirkungen des Handelskriegs werden nicht auf die USA und China beschränkt bleiben. Japanische Hersteller äußerten sich in einer Reuters-Tankan-Umfrage besorgt über ihre Geschäftsaussichten für die nächsten drei Monate, da sie sich auf die Auswirkungen der umfassenden US-Importzölle einstellen.

"Es ist absolut unmöglich, die Auswirkungen von Trumps Zöllen vorherzusagen", schrieb ein Manager aus der Automobilbranche in der Umfrage. Ein anderer Wirtschaftsvertreter aus dem Maschinenbau erklärte, dass Kunden aufgrund der Zollunsicherheit bei Investitionen zurückhaltend geworden seien.

Auch die Schwäche der chinesischen Wirtschaft bereitet vielen Unternehmen Sorgen. "Die schwache Nachfrage in China hat dazu geführt, dass niedrigpreisige Produkte auf den japanischen Markt strömen", schrieb ein Manager aus der Chemiebranche.

Ratingagentur Fitch skeptisch gegenüber Chinas Schuldenentwicklung

Anfang April stufte die Ratingagentur Fitch Chinas Kreditwürdigkeit herab und verwies dabei auf die rapide steigende Staatsverschuldung und Risiken für die öffentlichen Finanzen. Dies deutet auf einen schwierigen Balanceakt für politische Entscheidungsträger hin, die einerseits den Konsum ankurbeln wollen, um sich gegen einen Handelseinbruch zu wappnen, andererseits aber mit wachsenden Schuldenrisiken konfrontiert sind.

Die wirtschaftspolitischen Herausforderungen Chinas werden durch die hartnäckige Immobilienkrise noch verschärft. Der Sektor, der einst ein wesentlicher Wachstumsmotor war, steckt seit 2021 in einer anhaltenden Krise, wobei viele Bauträger ihre Schulden nicht mehr bedienen können und das Verbrauchervertrauen dramatisch gesunken ist.

Ausblick: Schwierige Zeiten voraus

Während China das erste Quartal 2025 mit überraschend starken Wirtschaftsdaten abschließen konnte, deuten alle Anzeichen auf turbulente Zeiten hin. Die Kombination aus dem sich verschärfenden Handelskrieg mit den USA, der anhaltenden Immobilienkrise und steigenden Schuldenrisiken stellt die chinesische Führung vor enorme Herausforderungen.

Die Märkte werden in den kommenden Monaten genau beobachten, wie Peking auf diese vielfältigen Herausforderungen reagiert und ob die angekündigten Konjunkturmaßnahmen ausreichen werden, um das offizielle Wachstumsziel von "rund 5 Prozent" für 2025 zu erreichen – ein Ziel, das von vielen Analysten angesichts der aktuellen Entwicklungen als zunehmend ambitioniert eingestuft wird.

Über Felix Baarz 55 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.