In der aktuellen weltpolitischen Landschaft entfaltet die aggressive Handelspolitik der USA weitreichende Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Während die Trump-Administration neue Zölle einführt, reagieren Finanzmärkte und Handelspartner mit Nervosität – von Asien bis Europa sind die Schockwellen spürbar.
Tarife verändern die Weltwirtschaft
Die von Donald Trump angestoßene Zollpolitik sendet Schockwellen durch die internationalen Märkte. Besonders betroffen sind Länder wie Thailand, das einem Zoll von 36% entgegenblickt, wenn keine Einigung erzielt wird, bevor das globale Moratorium im Juli ausläuft. Die thailändische Premierministerin Paetongtarn Shinawatra bestätigte, dass die Verhandlungen mit Washington verschoben wurden, da die USA Bangkok aufgefordert haben, "wichtige Fragen" zu überprüfen. Ein neuer Termin wird derzeit festgelegt.
Die Auswirkungen sind bereits spürbar: Thailändische Reisexporte sanken im ersten Quartal um 30% und könnten die Jahresprognose von 7,5 Millionen Tonnen unterschreiten. 2024 war die USA Thailands drittgrößter Markt für Reis, und mit einem Handelsdefizit von 45,6 Milliarden Dollar drängt Washington auf Anpassungen.
"Wir schützen die landwirtschaftlichen Interessen so weit wie möglich", betonte Shinawatra und fügte hinzu, dass die Verhandlungen für beide Seiten vorteilhaft sein sollten.
Auch Taiwan steht unter Druck. Die exportorientierte Inselnation verzeichnete im März ein langsameres Wachstum der Exportaufträge als erwartet, mit einem Anstieg von 12,5% im Jahresvergleich auf 53,04 Milliarden Dollar. Analysten hatten einen Sprung von 15,25% prognostiziert. Die starke Nachfrage nach KI-Anwendungen wurde durch die geringere Nachfrage aus China gedämpft.
Das Wirtschaftsministerium Taiwans warnt: "Die Unsicherheit hat aufgrund der jüngsten globalen wirtschaftlichen und politischen Situation sowie geopolitischer Risiken zugenommen." Die Handelspolitik des US-Präsidenten könnte Taiwans Exportleistung in diesem Jahr erheblich beeinträchtigen, wenn er seine Zollpläne umsetzt.
Zentralbanken im Spannungsfeld
Während sich die Handelsspannungen verschärfen, geraten Zentralbanken weltweit in schwierige Positionen. Besonders brisant ist die Situation für die Federal Reserve in den USA, deren Unabhängigkeit nun in Frage gestellt wird.
Die Märkte reagierten am Montag mit starken Verlusten auf Berichte, wonach das Weiße Haus Maßnahmen erwägen könnte, die die Unabhängigkeit der Fed bedrohen. Trump hat Fed-Chef Powell scharf kritisiert, ihn als "großen Verlierer" und "Mr. Too Late" bezeichnet und argumentiert, er senke die Zinsen nicht schnell genug.
Das Wall Street Journal berichtete, Trump könnte den Grundstein dafür legen, Powell für wirtschaftliche Schwächen verantwortlich zu machen, die aus seiner eigenen Zollpolitik resultieren könnten. Die bloße Andeutung einer möglichen Entlassung Powells hat die Finanzmärkte, die bereits durch Trumps Zölle erschüttert wurden, weiter verunsichert.
Paul Ashworth, Chefvolkswirt für Nordamerika bei Capital Economics, prognostiziert jedoch, dass die anfängliche Marktreaktion auf eine Entlassung Powells "möglicherweise nicht katastrophal wäre, solange Trump schnell einen relativ qualifizierten Ersatz einsetzt." Er warnt aber: "Wenn Trump auf eine Zinssenkung aus ist, müsste er auch die anderen sechs Fed-Vorstandsmitglieder entlassen, was eine schwerere Marktreaktion auslösen würde."
In Europa zeigt die jüngste EZB-Umfrage unter Berufsexperten eine leichte Aufwärtskorrektur der Inflationserwartungen für 2025 und 2026, die nun bei 2,2% bzw. 2,0% liegen. Die Kerninflation (HVPI ohne Energie und Lebensmittel) wurde ebenfalls leicht nach oben korrigiert. Die langfristigen Erwartungen für die Gesamtinflation bleiben jedoch stabil bei 2,0%.
Die EZB hat letzte Woche zum siebten Mal binnen eines Jahres die Zinsen gesenkt und argumentiert, dass die Disinflation gut voranschreite. Die Umfrage zeigt jedoch, dass eine vollständige Handelskrieg das BIP-Wachstum um bis zu 0,5 Prozentpunkte reduzieren könnte.
Währungsmärkte im Umbruch
Die Handelsspannungen und die Unsicherheit über die Unabhängigkeit der Fed haben dramatische Auswirkungen auf die Währungsmärkte. Gold erreichte einen neuen Rekordwert und überschritt kurzzeitig die Marke von 3.500 Dollar, getrieben durch die anhaltende Attraktivität als sicherer Hafen angesichts der erhöhten Handelsspannungen zwischen den USA und China.
Der japanische Finanzminister Katsunobu Kato wird diese Woche seinen US-Amtskollegen Scott Bessent in Washington treffen, wobei der Yen ein Hauptdiskussionsthema sein dürfte. Analysten spekulieren, dass Washington Tokio unter Druck setzen könnte, seine Währung zu stützen. Quellen zufolge sieht Japan jedoch wenig Spielraum für direkte Maßnahmen wie Währungsinterventionen oder eine sofortige Zinserhöhung durch die Zentralbank.
"Vieles wird darum gehen, Washingtons Absichten auszuloten", sagte eine Quelle zur japanischen Strategie für das Treffen. Der letzte große Fall, bei dem die USA Japan zur Stärkung des Yen drängten, war 1985, als Washington unter dem Plaza-Abkommen eine koordinierte Abwertung des Dollars anführte.
Japanische Beamte sind vorsichtig, wenn es darum geht, den Yen weiter zu stärken, da sie befürchten, die Margen der Exporteure zu einer Zeit von Zollbelastungen zu schmälern. Eine Intervention zum Kauf von Yen würde bedeuten, dass Japan US-Staatsanleihen verkaufen müsste – etwas, das Washington angesichts der jüngsten Turbulenzen am US-Anleihemarkt möglicherweise nicht bevorzugt.
Haushaltsstreitigkeiten verschärfen die Lage
Während die globalen Handelsspannungen zunehmen, kämpfen viele Länder mit internen politischen Streitigkeiten. In Taiwan hat das Kabinett angekündigt, das von der Opposition kontrollierte Parlament zu bitten, mehr als 4 Milliarden Dollar an eingefrorenen Mitteln freizugeben. Diese Mittel wurden als Teil einer Auseinandersetzung über den diesjährigen Haushalt blockiert, was nach Angaben der Regierung ihren Betrieb ernsthaft beeinträchtigen könnte.
Obwohl Lai Ching-te von der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) bei den letzten Wahlen die Präsidentschaft gewann, verlor die Partei ihre Mehrheit im Parlament. Die Kuomintang (KMT) und die kleine Taiwan People’s Party (TPP) kontrollierten gemeinsam die meisten Sitze und stimmten Anfang des Jahres für umfassende Kürzungen im Haushalt 2025.
Das Verteidigungsministerium hat vor "schwerwiegenden Auswirkungen" auf die Sicherheit gewarnt, da die Verteidigungsausgaben um etwa 80 Milliarden Taiwan-Dollar gekürzt werden müssten – zu einer Zeit, in der die Insel einer erhöhten militärischen Bedrohung durch China ausgesetzt ist.
Die Vorsitzenden der KMT und TPP trafen sich am Dienstag und gelobten, ihre Zusammenarbeit gegen die "grünen Kommunisten" (eine Anspielung auf die Parteifarben der DPP) zu verstärken. KMT-Vorsitzender Eric Chu schrieb auf seiner Facebook-Seite: "Wir wollen nicht nur Lai Ching-te stürzen, sondern das gesamte korrupte, arrogante und missbräuchliche System."
Handelsdefizite belasten Europa
Auch Europa spürt die Auswirkungen der veränderten globalen Handelsdynamik. Spaniens Handelsdefizit ist in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 58% auf 9,62 Milliarden Euro (11,07 Milliarden Dollar) gestiegen, wie das Wirtschaftsministerium am Dienstag mitteilte.
Die Importe sind um 4,9% auf 71,37 Milliarden Euro gestiegen, während die Exporte leicht um 0,4% auf 61,75 Milliarden Euro zurückgingen. Diese Entwicklung spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen europäische Volkswirtschaften in einem zunehmend protektionistischen globalen Umfeld konfrontiert sind.
Eine EZB-Umfrage zeigt, dass Unternehmen der Eurozone in den Wochen vor der Ankündigung der US-Zölle Anfang April eine verbesserte Geschäftsdynamik meldeten, hauptsächlich aufgrund einer beginnenden Erholung im Industriesektor. Die Unternehmen berichteten von Anzeichen einer sich erholenden Nachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen sowie von Signalen, dass die Bauaktivität an einem Wendepunkt angelangt sei.
Die Aussichten haben sich seither wahrscheinlich verdüstert, da die Befragung zwischen dem 26. März und dem 2. April stattfand, vor den Turbulenzen an den Finanzmärkten, die durch die US-Zollankündigungen ausgelöst wurden. Die Europäische Zentralbank warnte letzte Woche, dass die Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum erheblich zugenommen hätten und dass der Handelskrieg das Wirtschaftswachstum verlangsamen werde.
In dieser komplexen globalen Wirtschaftslage müssen Regierungen, Unternehmen und Investoren navigieren, während die handelspolitischen Spannungen weiter zunehmen und die wirtschaftliche Ungewissheit weltweit anhält.