Die globalen Finanzmärkte befinden sich im April 2025 in einem Zustand zunehmender Nervosität, ausgelöst durch US-Präsident Trumps aggressive Handelspolitik und seine öffentlichen Angriffe auf die Unabhängigkeit der Federal Reserve. Die jüngsten Entwicklungen haben zu einem bemerkenswerten Vertrauensverlust in US-Vermögenswerte geführt, während Gold auf ein Rekordhoch von 3.370 US-Dollar kletterte und der Dollar auf breiter Front einbrach.
Trumps Angriffe erschüttern Fed-Unabhängigkeit
Die Märkte reagierten am Montag mit deutlichen Verlusten auf die Nachricht, dass Trump und sein Team prüfen, ob sie Fed-Chef Jerome Powell entlassen können. "Powell’s Entlassung kann nicht schnell genug kommen", hatte Trump vergangene Woche erklärt und gleichzeitig Zinssenkungen gefordert. Diese beispiellose Einmischung in die Unabhängigkeit der Zentralbank hat schwerwiegende Konsequenzen für das Marktvertrauen.
Chicago-Fed-Präsident Austan Goolsbee äußerte am Sonntag die Hoffnung, dass die USA nicht in ein Umfeld geraten, in dem die Fähigkeit der Zentralbank, ihre Geldpolitik unabhängig von politischem Druck zu gestalten, in Frage gestellt wird. Doch genau diese Befürchtung scheint sich zu bewahrheiten.
"Powell untersteht nicht direkt Trump, daher kann er ihn nicht einfach entlassen. Eine Amtsenthebung ist nur unter bestimmten Verfahren möglich", erklärte Vishnu Varathan, Leiter der Makroforschung für Asien (ohne Japan) bei Mizuho. "Aber kann der Präsident die Räder in Bewegung setzen, um die wahrgenommene Unabhängigkeit der Fed zu untergraben? Sicherlich könnte er das."
Eskalierender Handelskrieg belastet Weltwirtschaft
Trumps Handelspolitik hat mittlerweile globale Ausmaße angenommen. Die USA haben die Basiszölle auf chinesische Importe auf 145% erhöht, worauf China mit Vergeltungszöllen von 125% auf US-Waren reagierte. Diese Maßnahmen haben bereits konkrete Auswirkungen auf Unternehmen wie Boeing, dessen 737 MAX-Jets nun aus China in die USA zurückgeholt werden – vermutlich um ruinöse Zollzahlungen zu vermeiden.
Die Auswirkungen zeigen sich auch in den Exportdaten: Südkoreas Ausfuhren für die ersten 20 Tage im April fielen im Jahresvergleich um 5,2%, wobei die Exporte in die USA um drastische 14,3% einbrachen. Besonders betroffen waren Automobile (-6,5%) und Autoteile (-1,7%).
"Die Märkte stehen bereits unter Druck aufgrund eskalierender geopolitischer Spannungen, und nun wachsen die Sorgen, dass Trumps potenzielle Einmischung in die Fed eine weitere Unsicherheitsebene hinzufügen könnte", sagte Charu Chanana, Chef-Investmentstratege bei Saxo in Singapur. "Jedes Anzeichen politischen Drucks auf die Geldpolitik könnte die Unabhängigkeit der Fed untergraben und den Weg für Zinsen verkomplizieren – genau in dem Moment, in dem Anleger inmitten globaler Volatilität nach Stabilität suchen."
Zentralbanken weltweit unter Druck
Die handelspolitischen Verwerfungen beeinflussen auch die geldpolitischen Perspektiven wichtiger Zentralbanken weltweit. In Japan hat die Kerninflation im März auf 3,2% angezogen, was über dem Zielwert der Bank of Japan von 2% liegt. ING-Analysten haben ihre Prognose für die nächste japanische Zinserhöhung von Mai auf Juli verschoben.
"Japans Kerninflation hat sich im März beschleunigt, doch wirtschaftliche Unsicherheiten werden die Fähigkeit der Bank of Japan einschränken, die Zinsen kurzfristig weiter anzuheben", erklärten die ING-Analysten. "Die BoJ wird ihre Zinsentscheidungen darauf stützen, wie die Verhandlungen zwischen den USA und Japan verlaufen und wie sich die US-Zollpolitik von hier aus entwickelt."
In China hielt die People’s Bank of China am Montag ihren Leitzins unverändert bei 3,1% für einjährige und 3,6% für fünfjährige Kredite, was den Markterwartungen entsprach. Dies deutet darauf hin, dass Peking wirtschaftliches Wachstum eher durch fiskalische als durch weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen fördern will.
Dollar-Schwäche als Symptom schwindenden Vertrauens
Der US-Dollar erlebte einen dramatischen Einbruch und fiel gegenüber dem Euro auf ein Dreijahrestief, während er gegenüber dem Yen auf ein Siebenmonatstief rutschte und gegenüber dem Schweizer Franken um 0,9% nachgab. Diese Dollar-Schwäche spiegelt einen tiefgreifenden Vertrauensverlust in die US-Wirtschaft wider.
"Es ist wirklich ein Buffet für jeden Dollar-Bären… von der erhöhten Unsicherheit um den selbst zugefügten Schaden durch Zölle bis zum Vertrauensverlust schon vor den Powell-Nachrichten", kommentierte Varathan von Mizuho.
Gleichzeitig bewirkt die Flucht in sichere Häfen einen Rekordanstieg des Goldpreises, der mit 3.370,17 US-Dollar pro Unze einen historischen Höchststand erreichte und im laufenden Jahr bereits um 26% zugelegt hat.
Globale Märkte spüren die Auswirkungen
Die asiatischen Aktienmärkte zeigten sich am Montag überwiegend schwächer, wobei Japans Nikkei um 1% nachgab. Die US-Futures deuteten ebenfalls auf Verluste hin, mit S&P 500-Futures, die um 0,64% fielen, und Nasdaq-Futures, die um 0,53% nachgaben.
Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg in den frühen asiatischen Handelsstunden um 3 Basispunkte auf 4,358%. Trotz des allgemeinen Dollar-Ausverkaufs notierte der Offshore-Yuan nur leicht höher bei 7,2966 pro Dollar.
Besonders die "Magnificent Seven"-Technologieaktien haben 2025 stark gelitten, mit Alphabet (Google), das rund 20% verlor, und Tesla, das einen Rückgang von 40% verzeichnete. Die Aufmerksamkeit der Investoren richtet sich diese Woche auf die Quartalsergebnisse dieser Unternehmen.
Prognosen für Rohstoffe und Wirtschaftswachstum
Russlands Wirtschaftsministerium hat seine Prognose für den durchschnittlichen Brent-Ölpreis im Jahr 2025 um fast 17% gesenkt – auf 68 Dollar pro Barrel, verglichen mit 81,7 Dollar in früheren Berechnungen. Für die russische Ölsorte Urals wird ein Preis von 56 Dollar pro Barrel erwartet, deutlich unter den 69,7 Dollar, auf denen Russlands Haushaltsplanung für 2025 basiert.
Trotz der Handelsspannungen bleibt das Ministerium für die globale Wirtschaft verhalten optimistisch: "Die Welt ist immer noch größer als die Vereinigten Staaten, daher werden einige Handelsströme umgeleitet werden." Es prognostiziert ein globales Wirtschaftswachstum von etwas mehr als 2% für dieses Jahr und hält an seiner BIP-Wachstumsprognose für Russland von 2,5% fest.
Chinas Wirtschaft wuchs im ersten Quartal des Jahres um 5,4% und übertraf damit die Markterwartungen. Diese besser als erwarteten BIP-Zahlen spiegeln eine Erholung des Binnenkonsums und gezielte staatliche Unterstützungsmaßnahmen wider. Dennoch bleibt die Anlegerstimmung angesichts der eskalierenden Handelsspannungen mit den USA vorsichtig.
In dieser zunehmend unsicheren Weltwirtschaft scheint sich ein Trend zu verstärken: Die Unternehmen und Investoren müssen sich auf eine Handelslandschaft einstellen, die sich durch die Verhandlungen der Trump-Administration mit anderen Ländern ständig verändern wird – mit unvorhersehbaren Konsequenzen für die globalen Märkte.