Trumps Handelskrieg mit China eskaliert: Globale Wirtschaft unter Druck

Die drastische Erhöhung amerikanischer Importzölle auf 125% erschüttert Weltmärkte und zwingt Volkswirtschaften zu Anpassungen ihrer Finanzstrategien.

Trumps Handelskrieg mit China eskaliert: Globale Wirtschaft unter Druck
Kurz & knapp:
  • Wachstumsprognosen für China deutlich reduziert
  • Zentralbanken reagieren mit geldpolitischen Anpassungen
  • Asiatische Volkswirtschaften besonders betroffen
  • Wertsteigerung bei sicheren Anlagehäfen

Die globalen Finanzmärkte stehen im April 2025 unter massivem Druck, nachdem US-Präsident Trump die Zölle auf chinesische Importe auf beispiellose 125% erhöht hat. Diese drastische Verschärfung des Handelskriegs zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt sendet Schockwellen durch die globalen Märkte und zwingt Zentralbanken weltweit zu Reaktionen.

Goldman Sachs senkt China-Prognose drastisch

Die Auswirkungen auf China könnten verheerend sein. Goldman Sachs hat seine Wachstumsprognosen für die chinesische Wirtschaft deutlich nach unten korrigiert. Die US-Investmentbank erwartet nun für 2025 nur noch ein BIP-Wachstum von 4,0% statt der zuvor prognostizierten 4,5%. Für 2026 wurde die Prognose von 4,0% auf 3,5% gesenkt.

"Wir glauben, dass das Erreichen eines Wirtschaftswachstums von 4,5% in diesem Jahr eine sehr große Herausforderung darstellen würde", erklärten die Goldman-Strategen unter Führung von Andrew Tilton. Die Bank schätzt, dass die Gesamterhöhung der US-Zölle seit Trumps erster Amtszeit – von 11% auf nun 125% – das reale BIP Chinas um 2,6 Prozentpunkte reduzieren könnte, darunter ein Einbruch um 2,2 Prozentpunkte allein im Jahr 2025.

Die chinesische Regierung hat sich inzwischen zu den eskalierenden Handelsstreitigkeiten geäußert. Das Handelsministerium in Peking betonte, China sei offen für einen Dialog mit den USA, jedoch müsse dieser "auf gegenseitigem Respekt und Gleichheit" basieren. "Druck, Drohungen und Erpressung sind nicht der richtige Weg, mit China umzugehen", erklärte der Ministeriumssprecher He Yongqian. China werde "bis zum Ende durchhalten", wenn die USA auf ihrem Kurs beharren.

Zentralbanken reagieren auf Handelsunsicherheit

Die zunehmenden Handelsspannungen veranlassen Zentralbanken weltweit zu Anpassungen ihrer Geldpolitik. Die philippinische Zentralbank (BSP) hat ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,50% gesenkt und damit ihren geldpolitischen Lockerungszyklus wieder aufgenommen. 20 von 23 Analysten hatten diesen Schritt korrekt vorhergesagt.

Der Gouverneur der BSP betonte auf einer Pressekonferenz, dass die Risiken für das Wirtschaftswachstum aufgrund der US-Handelspolitik zugenommen hätten. Dies rechtfertige eine Verlagerung hin zu einer "akkommodierenderen" geldpolitischen Ausrichtung und signalisiere, dass weitere geldpolitische Lockerungen zu erwarten seien.

In Europa zeigt sich die schwedische Zentralbank wachsam, aber vorerst zurückhaltend. Anna Seim, stellvertretende Gouverneurin der Riksbank, erklärte: "In Schweden haben wir stabile wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und solide öffentliche Finanzen. All das versetzt uns in eine günstige Position, die viele andere Länder nicht haben." Die Riksbank hatte ihren Leitzins bei ihrer letzten Sitzung am 20. März bei 2,25% belassen und für die absehbare Zukunft unveränderte Zinssätze prognostiziert.

Allerdings haben Analysten mehrerer großer schwedischer Banken in den letzten Tagen vorhergesagt, dass die Handelsturbulenzen und der damit verbundene wirtschaftliche Abschwung in diesem Jahr zu einer oder mehreren Zinssenkungen führen könnten.

Asiatische Volkswirtschaften besonders betroffen

Die Auswirkungen der US-Zölle treffen asiatische Volkswirtschaften besonders hart. Indonesiens Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati warnte, dass die geplanten US-Zölle das Wachstumspotenzial des Landes um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte reduzieren könnten. Indonesien hat für dieses Jahr ein BIP-Wachstumsziel von 5,2% festgelegt, gegenüber den 5,03%, die im vergangenen Jahr erreicht wurden.

Die indonesischen Behörden haben erklärt, dass die US-Zölle nur begrenzte Auswirkungen auf die Wirtschaft haben würden, die stärker vom Binnenmarkt abhängt. Dennoch war die USA im vergangenen Jahr nach Regierungsdaten mit einem Exportwert von 26,3 Milliarden Dollar das drittgrößte Exportziel Indonesiens.

Der Verband südostasiatischer Nationen (ASEAN) drängt auf einen Dialog mit den USA bezüglich der Handelszölle und wird keine Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, erklärten die Wirtschaftsminister des regionalen Blocks. Vor der von US-Präsident Trump angekündigten 90-tägigen Pause bei der Umsetzung der US-Zölle wurden sechs von neun südostasiatischen Ländern mit deutlich höheren Zöllen zwischen 32% und 49% belegt als erwartet. Zum Vergleich: Der Satz für die Europäische Union lag bei 20%, für Japan bei 24% und für Indien bei 27%.

Flucht in sichere Häfen

Die zunehmenden Handelsspannungen haben zu einer Flucht in sichere Anlagehäfen geführt. Gold legte um 1,3% auf rund 3.122 Dollar pro Unze zu und näherte sich damit seinem Rekordwert von 3.167,57 Dollar, der vor einer Woche erreicht wurde.

"Wir bleiben entschieden bullish für Gold und sind strategisch in diesem Vermögenswert übergewichtet", sagte Li Zhao, Makrostratege bei China International Capital Corp (CICC). Gold werde von allen möglichen Szenarien profitieren, mit denen die US-Wirtschaft in Zukunft konfrontiert sein könnte, sei es Rezession, Hyperinflation oder außer Kontrolle geratende Schulden. "Solange Trump noch US-Präsident ist… wird Gold glänzen."

Auch andere sichere Häfen wie der japanische Yen und der Schweizer Franken verzeichneten Zuflüsse. Der US-Dollar fiel um 0,8% auf 146,54 Yen und um 0,5% auf 0,8532 Schweizer Franken.

Währenddessen geriet der chinesische Yuan unter Druck und rutschte kurzzeitig auf 7,3518 pro Dollar, den schwächsten Wert seit dem 26. Dezember 2007. Die chinesische Zentralbank senkte die Leitkurse für den offiziellen Yuan-Kurs zum sechsten Mal in Folge und signalisierte damit die Absicht, eine sehr allmähliche Abwertung zuzulassen.

"Wir glauben, dass Peking diese US-Handelsmaßnahmen als nichts anderes als eine Kriegserklärung in wirtschaftlicher Hinsicht betrachtet", schrieben BCA Research-Analysten in einer Notiz. "Die chinesischen Behörden werden eine wesentliche Abwertung des Yuan zulassen", so die Notiz weiter. "Die Konfrontation zwischen den USA und China wird von hier aus eskalieren."

Auswirkungen auf den britischen Immobilienmarkt

Während der Handelskrieg zwischen den USA und China die globalen Märkte erschüttert, zeigt sich auch der britische Immobilienmarkt zunehmend angeschlagen. Eine aktuelle Umfrage des Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) zeigt einen weiteren Rückgang der Nachfrage und gedämpfte Aussichten für Verkäufe und Preise im März.

Die Anfragen neuer Käufer fielen auf einen Nettosaldo von -32%, verglichen mit -16% im Februar und -1% im Januar. Dies ist der niedrigste Wert seit September 2023. Analysten von RBC Capital Markets kommentieren, dass die Daten "eine herausfordernde Lektüre darstellen" und darauf hindeuten, dass die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit viele potenzielle Käufer davon abhält, große finanzielle Verpflichtungen einzugehen.

Auch die Zahl der vereinbarten Verkäufe blieb mit einem Nettosaldo von -16% im März negativ. Dies ist ein leichter Rückgang gegenüber -13% im Februar und deutet auf anhaltende Schwäche im Transaktionsvolumen hin. Die Verkaufserwartungen für die nächsten drei Monate sind erheblich auf -18% gesunken, ein weiterer Rückgang vom Vormonatswert von -6%.

Obwohl Immobilienmakler eine gewisse langfristige Zuversicht bewahren, sind auch die 12-Monats-Verkaufserwartungen deutlich auf einen Nettosaldo von +11% gesunken, verglichen mit +32% im Februar.

Technologiesektor expandiert trotz Handelsturbulenz

Inmitten der globalen Handelsspannungen gibt es auch positive Entwicklungen in einzelnen Sektoren. Alphabets Selbstfahreinheit Waymo kündigte an, dass sie nächste Woche mit der Datenerfassung in Tokio beginnen wird, wobei Testfahrten von menschlichen Fahrern durchgeführt werden. Dies markiert das erste Mal, dass das Unternehmen seine Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen außerhalb der Vereinigten Staaten einsetzt.

Das in Kalifornien ansässige Unternehmen für autonomes Fahren wird 25 fahrergesteuerte elektrische Jaguar I-PACE einsetzen, um wichtige Bereiche der japanischen Hauptstadt zu kartieren und Einblicke in die lokale Infrastruktur und Fahrmuster zu gewinnen.

"Es ist wichtig für uns, die Unterschiede in der Fahrumgebung zu verstehen, was das Fahren hier einzigartig macht", sagte Nicole Gavel, Waymos Leiterin für Geschäftsentwicklung und strategische Partnerschaften, auf einer Pressekonferenz in Tokio.

Ausblick: Globale Wirtschaft unter Druck

Während die Handelsspannungen zwischen den USA und China weiter eskalieren, bereiten sich Regierungen und Zentralbanken weltweit auf eine Phase erhöhter Unsicherheit vor. Goldman Sachs erwartet, dass die chinesischen Behörden weitere politische Unterstützungsmaßnahmen einleiten werden. Die Bank prognostiziert nun Leitzinssenkungen von 60 Basispunkten in diesem Jahr, gegenüber den zuvor angenommenen 40 Basispunkten, zusammen mit einer Erhöhung ihrer Prognose für das "erweiterte Haushaltsdefizit" auf 14,5% des BIP, gegenüber 10,4% im Jahr 2024.

Doch selbst mit diesen erheblichen Lockerungsmaßnahmen, so die Strategen, sei es "unwahrscheinlich, dass sie die negativen Auswirkungen der Zölle vollständig ausgleichen können."

Die Prognoserevision berücksichtigt auch externe Gegenwind, einschließlich einer schwächeren globalen Nachfrage. Es wird erwartet, dass ein langsameres Wachstum in Volkswirtschaften außerhalb Chinas in diesem Jahr weitere 0,2 Prozentpunkte vom BIP abziehen wird.

ANZ-Analysten kommentierten: "Unabhängig davon, wie sich die nächsten 90 Tage entwickeln, wurde der internationale Ruf der USA beschädigt. Die extremen Bewertungen des US-Dollars gegenüber einigen Währungen erscheinen auf mittlere Sicht zunehmend ungerechtfertigt."

Die nächsten Wochen werden entscheidend sein für die Frage, ob es zu einer weiteren Eskalation oder zu einer Deeskalation des Handelskriegs kommen wird. Fest steht bereits jetzt: Die globalen wirtschaftlichen Verflechtungen werden auf eine harte Probe gestellt.

Über Felix Baarz 67 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.