Trumps Wirtschaftsturbulenz: Dollar unter Druck

Wie die unberechenbare Handelspolitik der USA globale Finanzmärkte destabilisiert und den Dollar schwächt.

Trumps Wirtschaftsturbulenz: Dollar unter Druck
Kurz & knapp:
  • Technologie-Zölle sorgen für volatile Börsenreaktionen
  • US-Dollar und Staatsanleihen erleben historische Verluste
  • Ausländische Investoren reduzieren US-Anleihen massiv
  • Argentiniens Reformen als Gegenpol zur US-Krise

Der wirtschaftspolitische Kurs der Trump-Administration sorgt weltweit für Unsicherheit an den Märkten. Die jüngsten Ausnahmen bei Technologie-Zöllen brachten zwar vorübergehende Erleichterung, doch die fundamentalen Spannungen im Handelsgefüge bleiben bestehen. Besonders alarmierend: Der gleichzeitige Einbruch des US-Dollars und der amerikanischen Staatsanleihen signalisiert einen möglichen Wendepunkt im globalen Finanzsystem.

Tarif-Achterbahn verunsichert Märkte

Nach intensivem Druck aus der Technologiebranche ruderte die Trump-Administration bei ihren Zollplänen teilweise zurück. Smartphones, Computer und andere vor allem aus China importierte Elektronikprodukte werden von den höchsten US-Zöllen ausgenommen. Diese Entscheidung ließ die Märkte weltweit zunächst aufatmen, wobei asiatische und europäische Börsen deutlicher zulegten als die Wall Street, deren anfängliche Euphorie schnell wieder nachließ.

Die Unsicherheit bleibt jedoch bestehen: Trump kündigte am Sonntag an, bereits in der kommenden Woche neue Zollsätze für importierte Halbleiter bekanntzugeben, wenn auch mit "Flexibilität für einige Unternehmen der Branche". Diese Unberechenbarkeit der US-Handelspolitik hat weitreichende Konsequenzen. Fed-Gouverneur Christopher Waller warnte bereits, dass der wirtschaftliche Schock durch Trumps Zollpolitik stärkere Zinssenkungen als erwartet notwendig machen könnte – selbst wenn die Inflation hoch bleibt.

Parallel dazu hat die US-Regierung offiziell Untersuchungen zu Pharma- und Halbleiterimporte eingeleitet, wie aus Mitteilungen im Federal Register vom Montag hervorgeht. Die Untersuchungen, die innerhalb von 270 Tagen abgeschlossen sein müssen, könnten die Grundlage für weitere Zölle aus Gründen der nationalen Sicherheit bilden. Pharmaunternehmen warnen bereits vor möglichen Lieferengpässen und eingeschränktem Patientenzugang.

Globale Reaktionen auf Trumps Wirtschaftskurs

Die Auswirkungen der US-Handelspolitik sind weltweit spürbar. China evaluiert laut eigenen Angaben die Folgen der amerikanischen Zollausnahmen und signalisierte vorsichtige Zustimmung. Diese Entwicklung könnte die Handelsspannungen vorübergehend abmildern.

Auch andere Staaten reagieren auf die neue wirtschaftspolitische Realität unter Trump. Kanadas Provinz Manitoba kündigte an, einen Teil ihrer Hydroelektrizitätsexporte in die USA umzuleiten, um lokale Projekte zu versorgen. Laut Manitobas Premier Wab Kinew laufen Ende April Exportverträge über 500 Megawatt aus, darunter eine Vereinbarung mit einem Energieunternehmen aus Minnesota. Die Entscheidung ist Teil einer Strategie, Strom zu "repatriieren" und stärker in kanadische Projekte zu investieren, während die Handelsspannungen mit den USA anhalten.

Besonders alarmierend für internationale Investoren sind die drastischen Haushaltskürzungen, die das Weiße Haus für das Außenministerium plant. Nach Informationen von Reuters könnten diese Kürzungen für das Finanzjahr 2026 mehr als 30 Milliarden Dollar betragen, was zur Schließung von fast 30 US-Auslandsvertretungen und einer Reduzierung der Auslandshilfe um fast 75 Prozent führen würde. Der noch nicht finalisierte Plan sieht die Schließung von mindestens 27 Vertretungen vor, hauptsächlich in Afrika und Europa.

Dollar und US-Anleihen geraten unter Druck

Die vielleicht beunruhigendste Entwicklung ist der simultane Einbruch des US-Dollars und der US-Staatsanleihen. In der vergangenen Woche stieg die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen um 48,5 Basispunkte – der stärkste wöchentliche Anstieg seit Juni 1982. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen verzeichnete mit einem Anstieg um 50 Basispunkte den steilsten wöchentlichen Zuwachs seit November 2001.

Gleichzeitig fiel der Dollar um fast 3% gegenüber einem Korb wichtiger Währungen. Eine solche Konstellation – außerhalb von Finanzkrise und COVID-19-Pandemie – wurde in den letzten 30 Jahren nur fünfmal beobachtet, zuletzt im März 2025. Analysten der Goldman Sachs haben ihre Dollar-Prognose auf eine bärische Sichtweise umgestellt und argumentieren, dass der jüngste Zusammenbruch "üblicher" Korrelationen ein klares Zeichen dafür sei, dass "die Märkte besorgt sind über die Auswirkungen jüngster politischer Maßnahmen auf die US-Regierungsführung und institutionelle Glaubwürdigkeit."

Die Strategieabteilung von HSBC schloss sich am Montag dieser Einschätzung an und stellte fest: "Solange die wirtschaftspolitische Unsicherheit in den USA erhöht bleibt, wird es für den Dollar schwierig sein, sich gegenüber anderen Kernwährungen zu erholen." Auch Barclays veröffentlichte eine Analyse mit dem Titel "Das Ende des Dollars, wie wir ihn kennen?"

Ausländische Investoren halten den Schlüssel

Bemerkenswert ist die veränderte Struktur ausländischer Investitionen in US-Staatsanleihen. Während die Bestände ausländischer Zentralbanken in den letzten zehn Jahren kaum gestiegen sind, haben private Investoren ihre Positionen erheblich ausgebaut. Von insgesamt 8,5 Billionen Dollar an US-Staatsanleihen in ausländischem Besitz (Stand Januar 2025) entfallen 3,8 Billionen Dollar auf Zentralbanken und 4,7 Billionen Dollar auf den Privatsektor.

Vor einem Jahrzehnt war das Verhältnis noch umgekehrt, mit deutlich höheren Beständen im offiziellen Sektor. Besonders japanische institutionelle Investoren und Haushalte gehören zu den größten Haltern von US-Staatsanleihen. Laut Bank of America verkauften japanische Privatanleger in der Woche bis zum 4. April US-Staatsanleihen im Wert von 17,5 Milliarden Dollar – der größte Verkauf ausländischer Anleihen seit vor der US-Wahl im November.

Diese Entwicklung ist besonders kritisch, da private Investoren in Krisenzeiten tendenziell schneller reagieren als Zentralbanken. Wenn sich das globale Vertrauen in die USA weiter verschlechtert, könnten sie ihre Positionen rascher reduzieren.

Argentiniens Währungsreform als Kontrastpunkt

Während die USA mit Vertrauensverlust kämpfen, erhält Argentinien trotz aktueller Währungsturbulenzen Unterstützung von internationalen Investoren und dem IWF. Der argentinische Peso fiel am Montag um 10% auf fast 1.200 pro Dollar, nachdem das Land einen Großteil seiner seit 2019 bestehenden Währungs- und Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben hatte. Dieser Schritt war Teil eines 20-Milliarden-Dollar-Kreditprogramms mit dem Internationalen Währungsfonds.

Trotz der Volatilität wurde die Aufhebung der Kontrollen von Investoren und Ökonomen begrüßt. Sie sehen darin einen wichtigen Schritt zur Normalisierung der argentinischen Wirtschaft nach Jahren der Krisen. Die Ankündigung führte zu einer deutlichen Rally bei argentinischen Staatsanleihen.

Der libertäre Präsident Javier Milei verfolgt ehrgeizige und riskante Reformen in dem rohstoffreichen Land, das mit dreistelliger Inflation, schwindenden Währungsreserven und schwachem Wachstum kämpft. Mehr als die Hälfte des IWF-Geldes wird noch diese Woche erwartet, und zusammen mit Zusagen anderer multilateraler Kreditgeber wird es als grundlegend für den Aufbau von Reserven bei der Zentralbank angesehen.

Weitere Turbulenzen voraus

Die kommenden Monate dürften weitere wirtschaftspolitische Überraschungen aus Washington bringen. Besonders brisant: US-Finanzminister Scott Bessent kündigte an, dass das Weiße Haus im Herbst mit der Befragung von Kandidaten für die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell beginnen wird, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Diese frühzeitige Suche, etwa sechs Monate vor Powells Ausscheiden, unterstreicht die Bedeutung, die die Trump-Administration der künftigen Ausrichtung der Geldpolitik beimisst.

Trump hatte die Fed wiederholt aufgefordert, die Zinsen zu senken, und am 4. April auf Truth Social gepostet: "SENKE DIE ZINSEN, JEROME, UND HÖRE AUF, POLITIK ZU SPIELEN!" Bessent betonte jedoch, er sei nicht besorgt, dass Trump Powell entlassen oder die Unabhängigkeit der Fed in Frage stellen könnte. Allerdings sehe er Raum für mehr Diskussion über die Rolle der Fed als Bankenregulierer.

Während die US-Wirtschaftspolitik für Unruhe sorgt, hat OpenAI am Montag seine neuen KI-Modelle GPT-4.1, GPT-4.1 mini und GPT-4.1 nano vorgestellt. Diese übertreffen laut Unternehmensangaben das fortschrittlichste GPT-4o-Modell in allen Bereichen und weisen signifikante Verbesserungen beim Programmieren, bei der Befolgung von Anweisungen und beim Verständnis langer Kontexte auf. Eine technologische Entwicklung, die inmitten der wirtschaftlichen Turbulenzen einen positiven Kontrapunkt setzt.

Über Felix Baarz 56 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.