Anglosphäre – Eine oft übersehene Macht

Viel wurde in den vergangenen 40 Jahren über das chinesische Jahrhundert gesprochen. Gekommen ist es nie und wird es aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht. Viel eher wird es ein Indo-Pazifisches Jahrhundert werden, da hier die Mehrheit der Globalen Bevölkerung lebt. In dieser Region, dem Indo-Pazifik, wie auch weltweit, wird voraussichtlich die sogenannte Anglosphäre die bestimmende Macht sein. Was die Anglosphäre ist soll im folgenden erörtert werden.

Die Anglosphäre wird durch ihre gemeinsame Kultur, Sprache, Rechtsystem und Wirtschaftsordnung definiert.

Der Kern der Anglosphäre

Der Kern der Anglosphäre wird durch die sogenannten FiveEyes gebildet. Die Five Eyes entstanden aus den UKUSA Vereinbarungen, bei denen die Zusammenarbeit der Geheimdienste des Vereinigten Königreichs und der USA organisiert und beschlossen wurde. Sekundäre Partner sind Australien, Kannada und Neuseeland.

Natürlich kann man jetzt streiten wann genau die moderne Anglosphäre entstand, doch denke ich, dass dieser Punkt für uns an dieser Stelle unbedeutend ist. Der wichtige Punkt ist jedoch, dass diese „Allianz“, bestehend aus den aufgeführten Ländern, schon seit vielen Jahrzehnten existiert und dabei großen Einfluss ausübt. Eine Tatsache die nur allzu oft in den Medien und Analysen übersehen wird. Diese oft übersehene Zusammenarbeit wird sich, aufgrund der Chinesischen Aggressionen, weiter vertiefen. Ein Umstand der sich schon seit einigen Monaten in vielen Treffen der Arbeitsebene und der einzelnen Minister manifestiert. Die globalen Lieferketten werden neu aufgebaut, die Weltwirtschaft wird rekonfiguriert.

Doch was verbindet diese Staaten, außer ihre gemeinsamen Sicherheitsinteressen?

Gemeinsamkeiten der Staaten der Anglosphäre

Wie Anfangs geschrieben sind die Staaten durch ihre gemeinsame Kultur, Sprache, Rechtsystem und Wirtschaftsordnung miteinander verbunden.

  • Angloprotestantische Kultur
  • Englische Sprache
  • Common Law
  • Kapitalistisch orientiertes Wirtschaftssystem

Durch diese Gegebenheiten wird die Zusammenarbeit zwischen den Staaten, den jeweiligen Ministerien, Unternehmen, etc. sehr vereinfacht. Darüber hinaus ist das Rechtssystem der Anglosphäre weltweit anerkannt und respektiert. Eine Tatsache, die sich z.B. darin niederschlägt, dass Freihandelszonen, meist auf Angelsächsisches Recht bauen und damit versuchen Internationale Investoren anzulocken. Auch die Stellung der angelsächsischen Finanzmärkte wie London und New York kann damit zum Teil erklärt werden.

Das gemeinsame Rechtssystem ist es unteranderem auch, was weitere Staaten mit einbinden kann. Dazu zählen Japan und Indien, welche auch Mitglieder der sogenannten QUAD sind.

Doch was ist das aktuelle Ziel der Anglosphäre?

Aktuelles Ziel der Anglosphäre

Das Primäre Ziel der Anglosphäre wird wahrscheinlich darin bestehen, den destruktiven Einfluss Chinas zurückzudrängen und letztendlich auf ein Minimum zu begrenzen. Zu dieser Vermutung kann man kommen, wenn man sich den USMCA Vertrag genauer anschaut. Dort heißt es, dass kein Mitgliedsstaat Freihandel mit einem nicht marktwirtschaftlich orientierten Staat aufnehmen darf, ohne dass nicht die anderen Staaten des USMCA dem vorher zugestimmt haben. Zusätzlich dazu sind das Economic Prosperity Network und das Blue Dot Network weitere Anhaltspunkte die für diese Beobachtung sprechen.

Auch die militärische Aggression Chinas gehört zu den Punkten, welche die Anglosphäre zusammenrücken lässt und sogar erweitert. Indien wird durch Chinas Handeln quasi gezwungen sich stärker mit der Anglosphäre zu assoziieren und die seit Jahrzehnten praktizierte „Non-Alignment“ Strategie aufzugeben.

Insgesamt zwingt das Verhalten Chinas dazu, dass die Anglosphäre zukünftig wesentlich enger zusammenarbeiten wird. Nicht nur im Sicherheitspolitischen Bereich, sondern über alle Politikfelder hinweg. Die Gefahr, die von China ausgeht, ist eine Fusion aus Zivilen und Militärischen Bedrohungen, sodass die Antwort auch aus einer Fusion von Zivilen und Militärischen Maßnahmen bestehen muss.

Fazit

Am Ende wird es wahrscheinlich eine regelbasierte Partnerschaft sein, die um den Tonangebenden Hegemon herum organisiert sein wird. Hierbei gilt es starre Strukturen zu vermeiden, sodass möglichst schnell und dynamisch auf Aktionen Chinas reagiert werden kann.

Das Mindset dieser Partnerschaft wird es wahrscheinlich sein, dass sich ein jeder Staat einbringen darf, solang er sich den geltenden Regeln unterwirft. Es wird damit nicht nur eine Zone gemeinsamer Sicherheitsarchitektur und Werte, sondern am Ende ein gesamtes Ökosystem erschaffen, mit einer rekonfigurierten Weltwirtschaft im Herzen. Das Zentrum der rekonfigurierten Weltwirtschaft werden wahrscheinlich die USA sein.

Anglosphäre:

  • USA
  • UK, AUS, CA & NZ
  • Japan & Indien

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