Rekonfiguration der Weltwirtschaft – Update

Die US Wahl ist noch nicht zu ende. Doch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Biden der 46. Präsident wird. Dieser Umstand wird weitreichende Folgen haben, da man erwarten kann, dass die Außenpolitik Bidens der von Präsident Obama gleichen wird. Damit wird auch die Rekonfiguration der Weltwirtschaft wahrscheinlich einen anderen Weg nehmen.

Die Lage Veränderung

Die Republikaner konnten Sitze im Kongress hinzu gewinnen und den Senat verteidigen. Das bedeutet, dass es für Präsident Biden nur schwer möglich sein wird eigene starke Akzente fernab von Reden zu setzen. Die Außenpolitik wird traditionell vom Kongress bestimmt, nicht vom Präsidenten.

Andererseits, ist der Präsident schwach und reagiert nicht auf der Geopolitischen Bühne, entstehen Leere Räume, welche gefüllt werden wollen. Dieses passive Außenpolitik hat unter Präsident Obama China und Russland Tür und Tor geöffnet. Und sie nahmen ihre Optionen wahr.

An dieser Stelle möchte ich auf der militärischen Seite die Militarisierung des Südchinesischen Meeres, die Besetzung von Teilen der Ukraine und Libyen aufzählen. Auf der wirtschaftlichen Seite wären Nordafrika plus Osteuropa und der Balkan zu nennen.

Durch diese Lageveränderung wird natürlich auch die Aussicht für einige Länder getrübt, die ansonsten auf der Gewinnerseite gestanden hätten. Die Regierung Biden wird wahrscheinlich einen anderen Ansatz verfolgen, als den von Präsident Trump.

Aussichten einzelner Länder

Die Reindustrialisierung der USA wird durch kommende Regulierungen zum Schutz der Umwelt erschwert, vielleicht sogar verhindert werden. Diese Regulierungen werden wahrscheinlich Industriewerte und Energie belasten. Um diesen Nachteil wiederum ausgleichen zu können ist mit stärkeren protektionistischen Zügen zu rechnen, da ansonsten der Demokratischen Partei Wählergruppen, wie Industrie Arbeiter, noch schneller weglaufen werden. Es muss immer bedacht werden, dass die Politiker wiedergewählt werden wollen. Deshalb wird die Außenpolitik von der Innenpolitik dominiert, ja oft sogar diktiert. Neben Regulierung und Protektionismus werden wahrscheinlich auch die Steuern erhöht, was vor allem Kleinbetriebe belasten wird. Zusätzlich soll ein Steuerschlupfloch geschlossen werden, welches Großkonzerne und besonders die BigTech treffen wird.

Der durch innenpolitische Zwänge diktierte Protektionismus wird die wirtschaftlichen Aussichten von Mexico und Kannada schmälern. Auch die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten werden das zu spüren bekommen. Zusätzlich kann die Union unter Druck geraten, sollte sie nicht mit Argus Augen darauf achten was in Marokko / Nordafrika geschieht und dementsprechend handeln und nicht nur reden. Hier besteht die Gefahr, dass Russland und China ihre Chancen ergreifen und so die Union von Osten und Süden her in die Zange nehmen können. Es geht um die Kontrolle von Handelswegen / -knoten und Produktionsmitteln. Zu diesem Thema hat Prof. Michael Tanchum eine hervorragenden Analyse geschrieben.

Osteuropa wird wahrscheinlich weniger Kapital bekommen, welches entweder über einen Chinesischen Kanal oder einen Deutschen fließen wird, wie es Albert Marko vermutet. Sollte das geschehen und weniger USD aus den USA fließen wird es die Entwicklung in diesen Regionen hemmen. Auch die Militärische Absicherung wird wahrscheinlich geschwächt, sodass russische Destabilisierungsversuche zunehmen werden und damit die Wirtschaft der Osteuropäischen Länder belastet wird. Hier ist es wichtig, wie die neue Regierung reagieren wird, denn Russland hat aktuell ihr modernstes Elektronisches Kampfsystem an die Finnische Grenze verlegt.

Im indopazifischen Raum wird wahrscheinlich die Quad geschwächt und es bleibt abzuwarten wie Japan, Indien und Australien reagieren werden. Gibt es einen Full Stop des Umbaus und ein zurück zum Status Quo, wie es ein Artikel der SCMP vermuten lässt, werden die direkten Anrainer unter extremen Druck geraten. China hat erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass ihre Küstenwache zukünftig mit Waffengewalt gegen Schiffe anderer Nationalitäten vorgehen wird, sollten diese die Unilateralen Ansprüche Chinas auf das Südchinesische Meer nicht beachten. Das ist ein Test der neuen US Regierung.

Fazit

Insgesamt lässt diese Lage keinen anderen Schluss zu, als dass die bisherige Einschätzung zu den Aussichten einzelner Länder und Sektoren geändert werden muss.

Wahrscheinliche Verlierer der aktuellen Entwicklung:

  • Mexico
  • Kannada
  • Europa (Update)
  • (Vietnam, Philippinen, Indonesien, Südamerika & Afrika?)

Dem amerikanischen Markt hingegen (Update: Aufgrund von Regulierungen und Steuern sollten die USA in den kommenden 4 – 5 Jahre untergewichtet werden), wie auch der Anglosphäre kann man denke ich treu bleiben, da Strategie über der Politik steht, so wie es Edward Luttwak immer wieder erwähnt. Nur die Sektoren haben sich hier geändert, da die Regierung Biden wahrscheinlich einen anderen Schwerpunkt setzen wird.

Hierbei denke ich, dass folgende Bereiche langfristig gute Chancen haben werden egal wer Präsident ist. Dazu zählen:

  • Agrarindustrie – Gegessen wird immer
  • Active Pharmaceutical Ingredients – auch Biden wird versuchen die Industrie zurückzuholen / zu fördern.
  • Seltene Erden – hier gilt das gleiche wie bei den API´s, es sind Wünsche die wahrscheinlich beim Pentagon ganz weit oben stehen
  • Energie – Energie Sicherheit jenseits des Frackings. Batterien (Lithium), Atomenergie werden die Gewinner sein, doch auch die Öl- und Gasindustrie wird wahrscheinlich mit einem blauen Auge davon kommen.
  • E-Commerce im Einzelhandel, siehe Entwicklungen z.B. bei Walmart
  • Rüstungsgüter (Drohnen (Luft, Land & See) & Sensorik (Echtzeit Satteliten Überwachung)) – Syrien, Libyen, Aserbaidschan vs. Armenien haben hier eine neue Doktrin des Krieges offenbart.
  • Überwachungssoftware – durch COVID19 wird ein wachsender Wille zur Überwachung der Bevölkerung gefördert

Schlussendlich hat die Wahl keine Gewinner hervorgebracht, eher kommende harte Zeiten. Deshalb ist ein hoher Cash Anteil unabdingbar, da nur so die eigene Handlungsfähigkeit sichergestellt werden kann. Hierbei bevorzuge ich weiterhin USD, da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass Europa mit großen Problemen im Bankensektor konfrontiert wird.

Der Winter ist wohl gekommen, wie lange er dauern wird ist erst einmal ungewiss, doch danach kommt für die Weltwirtschaft auch wieder ein Frühling.

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