Der US-Dollar erlebt einen beispiellosen Einbruch und steuert auf den stärksten halbjährlichen Verlust seit den 1970er Jahren zu. Mit einem Minus von über zehn Prozent seit Jahresbeginn fällt die Weltleitwährung auf den tiefsten Stand seit drei Jahren – und die Gründe dafür reichen weit über die USA hinaus.
Fed-Unabhängigkeit unter Druck
Die Schwäche des Dollars spiegelt wachsende Sorgen über die Unabhängigkeit der Federal Reserve wider. Berichte über Präsident Trumps Pläne, bereits vor Ablauf von Jerome Powells Amtszeit im Mai einen Nachfolger zu benennen, erschüttern das Vertrauen der Märkte. "Der Markt erkennt, dass früher oder später Powell von der Bühne verschwinden wird und die nächste Ernennung wahrscheinlich jemand sein wird, der etwas weicher oder taubenhafter ist", erklärt Wasif Latif von Sarmaya Partners.
Während Powell vor dem Kongress warnte, dass Trumps Zölle die Inflation im Sommer anheizen würden, preisen Trader bereits eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Juli ein – doppelt so hoch wie noch vor einer Woche. Der Euro erreichte unterdessen den stärksten Stand seit September 2021 und notiert bei 1,1697 Dollar.
Handelspolitik spaltet Republikaner
Die aggressive Handelspolitik Trumps zeigt erste Risse in den eigenen Reihen. Finanzminister Scott Bessent kündigte überraschend an, die umstrittene Vergeltungssteuer aus dem republikanischen Haushaltspaket streichen zu wollen – nach monatelangen Verhandlungen mit den G7-Partnern. Die ursprünglich geplante Maßnahme sollte es Trump ermöglichen, gegen Länder zu retalieren, die US-Unternehmen unter dem globalen Steuerabkommen von 2021 besteuern.
"Nach Monaten produktiver Gespräche mit anderen Ländern werden wir eine gemeinsame Verständigung mit den G7-Staaten verkünden, die amerikanische Interessen verteidigt", erklärte Bessent. Demnach soll die 15-prozentige globale Mindeststeuer nicht für US-Unternehmen gelten.
Handelsströme unter Druck
Die Auswirkungen der Zollpolitik werden an den Containerfrachtraten sichtbar. Nach Trumps kurzzeitigem 145-prozentigen Zollschock auf chinesische Waren, der später auf 30 Prozent reduziert wurde, sind die Transportkosten von Shanghai zur US-Westküste von 6.000 auf 2.500 Dollar pro Container gefallen. Analysten warnen vor einem nachhaltigen Rückgang der Importvolumen.
"Je mehr das Volumen sinkt, desto weniger steigt die Wirtschaftsaktivität. Je weniger das Volumen sinkt, desto mehr steigt die Inflation", beschreibt John McCown vom Center for Maritime Strategy das Dilemma. Walmart, der weltgrößte Importeur, kündigte bereits Preiserhöhungen für Ende Mai und Juni an.
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Globale Zentralbanken reagieren unterschiedlich
Während die Fed unter Druck steht, verfolgen andere Notenbanken eigenständige Strategien. Mexikos Zentralbank senkte den Leitzins um 50 Basispunkte auf acht Prozent – trotz einer Inflation von 4,51 Prozent oberhalb des Zielbereichs. Die Entscheidung war nicht einstimmig, da sich ein Ratsmitglied für Zurückhaltung aussprach.
Brasiliens Notenbank hingegen hält an ihrer restriktiven Haltung fest. Trotz eines Leitzinses von 15 Prozent – dem höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten – prognostiziert sie, das Inflationsziel von drei Prozent erst Ende 2027 zu erreichen. "Wir sind absolut dem Ziel verpflichtet", betonte Gouverneur Gabriel Galipolo.
Sanktionen erschüttern Bankensystem
Die verschärfte US-Sanktionspolitik zeigt konkrete Auswirkungen im Finanzsektor. Mexikos Bankenaufsicht übernahm die Kontrolle über zwei Institute, die wegen angeblicher Geldwäsche im Zusammenhang mit Fentanyl-Handel sanktioniert wurden. CIBanco mit sieben Milliarden und Intercam Banco mit vier Milliarden Dollar Vermögen wurden faktisch vom US-Finanzsystem abgeschnitten.
Präsidentin Claudia Sheinbaum wies die Vorwürfe zurück: "Es gibt keine Beweise. Wir werden kooperieren, aber wir werden uns nicht beugen." Die Sanktionen verdeutlichen, wie Washingtons Handelspolitik auch das globale Bankwesen erfasst.
Märkte trotzen politischer Unsicherheit
Paradoxerweise erreichten die Aktienmärkte trotz der Dollar-Schwäche neue Rekordstände. Der S&P 500 stieg um 0,8 Prozent auf 6.141 Punkte, während Gold von der Dollar-Schwäche profitierte und bei 3.330 Dollar je Unze notiert. Die Ölpreise erholten sich nach dem Trump-vermittelten Waffenstillstand zwischen Israel und Iran.
Die außergewöhnliche Kombination aus schwächelndem Dollar, steigenden Aktienkursen und politischen Spannungen zeigt: Die Märkte navigieren durch ungewöhnliche Zeiten, in denen traditionelle Zusammenhänge nicht mehr greifen. Während Trumps Handelskrieg theoretisch den Dollar stärken sollte, bewirkt er das Gegenteil – ein Zeichen dafür, dass die globale Finanzarchitektur vor grundlegenden Veränderungen steht.
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