Finanzmärkte zum Jahreswechsel: Inspirationen und ein Fazit

Krise, Krise, Krise…. hinderten den deutschen Leitindex nicht daran, auf Jahressicht fast 20 Prozent Plus zu machen. Der DAX pendelt derzeit um die 16.700 Punkte-Marke. Was darf man hier und bei anderen Assets erwarten?

Ich verschaffe mir immer zum Jahresende einen Überblick. Anschließend mache ich mir Gedanken für das neue Jahr, die ich  gerne mit Ihnen teile.

So lief das Börsenjahr 2023

Zunächst ein kurzer Blick auf einige Märkte – Performance 1 Jahr,  ca. Prozentwerte, Stand 26.12.2023 und Quelle: https://www.boerse.de/entwicklung/Aktien-Indizes

  • Dax:  19 % Plus
  • TecDax:  14 % Plus
  • MDax:  6 % Plus
  • Euro Stoxx 50: 18 % Plus
  • ATX:  8 % Plus
  • SMI:  3 % Plus
  • Dow Jones:  12 % Plus
  • S&P 500:  23 % Plus
  • Nasdaq:  42 % Plus
  • Nikkei225:  26 % Plus
  • MSCI Emerging Markets:  14 % Minus (Quelle: wallstreet-online)

   Eur/USD:  3,5 % Plus (Quelle: wallstreet-online)

Top und Flop im DAX  (Zeitraum 1 Jahr, Quelle: onvista):

  • Spitzenreiter:   Heidelberg Materials, Rheinmetall, Adidas
  • Schlusslichter:  Siemens Energie, Zalando, Bayer

Rohstoffe mit Quelle: https://www.boerse.de/entwicklung/Rohstoffpreise/

Edelmetalle (USD)

Gold: 14% Plus / Silber: 2 % Plus / Platin: 5% Minus / Palladium: 30% Minus

Gold-Silber-Ratio:  knapp  85

Industriemetalle (USD)

Kupfer: 2 % Plus / Aluminium: 3 % Minus / Zink: ca. 14 % Minus / Zinn: ca. 6 % Minus /

Nickel: ca. 44 % Minus / Uran: 80 % Plus  

Öl, Gas, Benzin (USD)

Öl Brent: ca. 6 % Minus / Erdgas: 50 % Minus / Heizöl: 18 % Minus / Benzin: 10 % Minus

Nahrungsmittel (USD)

Kaffee: 15 % Plus / Kakao: 82 % Plus / Zucker: 5 % Plus / Weizen: 27 % Minus / Mais: 30 % Minus

Kryptowährungen mit Quelle: https://www.onvista.de/kryptowaehrungen/die-groessten-kryptowaehrungen

Bitcoin: 155% Plus / Ethereum: 85% Plus / Ripple: 80 % Plus / Solana: 900 % Plus / Cardano: 137 % Plus / Avalange: 300 % Plus / Dogecoin: 8 % Minus / Polkadot: 100 % Plus / Bitcoin Cash: 100 % Plus

Daten aus der Volkswirtschaft

Die Inflationsrate im Jahr 2023 in Deutschland (Quelle: Statistisches Bundesamt) stieg im November um  3,2 Prozent.

Das BIP 2023 (Quelle: Statistisches Bundesamt) verzeichnete einen Rückgang um ca. 0,5 % gegenüber dem Vorjahr.

Der Leitzins (Quelle: finanzen.net) steht aktuell bei 4,5 % im Euroland. Die USA wollen im kommenden Jahr die Zinssenkung einleiten. Hier ist der internationale Vergleich:

Leitzinsen zum Start in 2024

So liefen die Aktien in 2023

Während der deutsche Wirtschaftsmotor sich etwas abgekühlt hat, ist beim deutschen Leitindex DAX der Motor die letzte Zeit heiß gelaufen. Das Allzeithoch ist neu definiert und steht seit 14. Dezember bei 17.003 Punkten verankert:

DAX-Tafel am 2023-12-14 um 09.16.55

Für mich sieht es grundlegend so aus:

Zum Jahresende hin steigen oft die Kurse, wobei es eher wenige Titel sein dürften, die Stärke zeigen und somit den gesamten Warenkorb hochziehen. Bilanzkosmetik dürfte bei Unternehmen eine Rolle spielen für die Erstellung der Jahresschlussbilanz und allgemein ist der Zeitpunkt günstig für Depotüberprüfungen und etwaige Änderungen.

Im neuen Jahr kann frühzeitig die Ernüchterung einsetzen, denn auf starke Anstiege folgen in der Regel teilweise kräftige Korrekturen bevor die nächste Welle nach oben ihren Anlauf nimmt. Nach starken Anstiegen nehmen Marktteilnehmer gerne Gewinne mit, frisches Geld fließt nicht mehr in Mengen  in den Markt womit sich die Nachfrage abschwächt und Leerverkäufer wittern Chancen.

Sollte kein schwarzer Schwan seine Flügel erheben, also ein plötzliches unerwartetes negatives Ereignis eintreten, dürfte der Trend nach Norden sich fortsetzen im nächsten Kalenderjahr, stets verbunden mit Preisschwankungen, wie es an Marktplätzen üblich ist. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

War es früher nicht so, dass wenn die Zinsen steigen, die Aktienkurse fallen? Die Zinsen sind wieder gestiegen, die Aktienkurse allerdings auch. Beflügeln jetzt schon eventuelle Zinssenkungen im  nächsten Jahr die Kurse – oder ist es einfach nur die Gier nach Gewinnen? In Ländern mit höherer Aktienquote der Bürger, dürften Vermögensverwalter sicherlich darauf bedacht sein, dass Gewinne für die Kunden eingefahren werden und diese künftig weitere Gelder investieren. 

Aufgrund derzeitiger Stagnation der deutschen Wirtschaft, anstehenden Präsidentschaftswahlen in Amerika sowie Kriegen und Krisen, dürfte es schwierig sein mit Prognosen. Mit gelebter Diversifikation ist man wahrscheinlich auf der sicheren Seite. Sofern jemand Vermögen hat bzw. Geld sparen kann.

Auferstehung der Kryptowährungen

Der Krypto-Zug, allen voran mit dem Bitcoin als Lok, ist wieder angerollt. Allerdings sind die Preise noch weit entfernt von den Höchstständen. Mögliche Gründe aus meiner Sicht: das bevorstehende BTC Halfing im kommenden Frühjahr, mögliche Zulassungen auf Antragsstellungen von Vermögensverwaltern in den USA für einen BTC ETF und eventuell  im Anschluss für weitere coins, Aussichten auf Zinssenkungen im nächsten Jahr und vielleicht auch einfach nur weil es Zeit ist diesen Markt aus dem Winterschlaf zu erwecken um Geld zu verdienen? Die hohe Volatilität ist mittlerweile bekannt. Es dürfte auch keine Überraschung sein, dass nicht alle coins und Institute in dieser relativ neuen Branche es schaffen sich nachhaltig zu etablieren, überleben, preislich steigen, zumal immer wieder neue coins dazukommen und Marktbereinigungen erfolgen. 

Wer zu Tiefstpreisen eingestiegen ist, der kann sich über Gewinne freuen. Andere, die zu höheren Preisen gekauft haben und noch nicht ihre Einstandspreise wieder erreicht haben, die müssten sich gedulden und hoffen, dass der Markt weiter nach oben zieht und die Gewinnzone bald erreicht wird. Bei einem angenommenen Preisverfall von 50 Prozent bedarf es ein Plus von 100 Prozent bis zum Einstiegspreis. Das Gute: Gewinne  hierzulande sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Für die korrekte Meldung ans Finanzamt bezüglich Gewinne aus Kryptowährungen ist der Anleger selbst verantwortlich.

Rückkehr der Goldgräberstimmung?

Der Goldpreis hat die 2.000 USD-Marke überschritten. Gold hat sich verteuert. Kostete eine Unze Gold im Jahr 1970 noch ungefähr 37 USD, notiert der Goldpreis aktuell um die 2.065 USD. Ob es weiter nach oben gehen wird, dies bleibt abzuwarten, je nach Nachfrage und ob Verkaufsdruck reinkommt. Gold und Silber zum Beispiel werden in harten Zeiten doch gerne zu Höchstpreisen verkauft, also quasi das Tafelsilber verkaufen zur Liquiditätsbeschaffung. 

Der Silberpreis dümpelt weiterhin vor sich hin. Der Widerstand bei ca. 26 USD konnte bisher nicht nachhaltig überwunden werden. Zu wenig Interesse von Investoren für Silber zu Anlagezwecken und zu wenig Interesse an steigenden Preisen seitens der Minengesellschaften? Dass die verarbeitende Industrie an höheren Einkaufspreisen interessiert ist, das wage ich zu bezweifeln.

Profitieren wollen als Kleinanleger von steigenden Preisen mit Rohstoffaktien?  Es empfiehlt sich, sich gut zu informieren und Wissen anzueignen statt blindem Kauf sowie etwaige Gewinne abzurechnen bevor sie wieder weg sind. 

Geld investieren in bereits produzierende, etablierte Minengesellschaften oder in Explorer: 

Bei den Explorern lief Jahre nichts. Wenig Nachfrage nach den Papieren und an deutschen Börsen kaum Umsätze. Ob Anleger und größere Investoren wieder einsteigen werden bei weiter steigendem Goldpreis, dies bleibt abzuwarten. 

Warten, Hoffen, Überraschungen, lange Flauten und auch Firmenpleiten sind in diesem Sektor nicht unüblich. Wer sich nicht auskennt und einfach nur an steigenden Edelmetallpreisen partizipieren möchte, der könnte zum Beispiel einen ETF kaufen oder physische Barren oder Münzen zu Anlagezwecke oder als Vermögensschutz. 

Bemerkenswert gestiegen ist der Uranpreis. Auf der Welt werden neue Atomkraftwerke gebaut.

Spannung bei Immobilien

Zu lesen ist von einem Handelsstillstand bei Bestandsimmobilien. Die Preise der letzten Jahre am Immobilienmarkt sind erstmal Geschichte. Ich kann mir vorstellen: Nicht wenige Immobilienbesitzer fürchten sich vor hohen Kosten, die Ersparnisse auffressen oder zu einer Verschuldung führen könnten. Besonders bei Immobilien, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben mit schlechter Energieeffizienz und Modernisierungsbedarf. 

Preissteigerungen, höhere Zinsen sowie neue Gesetzgebungen schmälern den Geldbeutel. Stichwort: laufende Unterhaltskosten, Kosten für Sanierung/Modernisierung, eventuell ist das Mehrfache an Grundsteuer zu bezahlen ab 2025, höhere Kosten für Versicherungen und Energie, Erbschaftssteuer, Gebäudeenergiegesetz, Heizungsgesetz, höhere Zinskosten bei anstehender Anschlussfinanzierung. 

Aus finanzieller Sicht könnte man sagen: Chancen zum Kauf bei deutlichen Preisabschlägen. Wer reichlich Geld auf der Seite hat, könnte sich auf Schnäppchenjagd begeben um sich am Markt oder über Zwangsverkaufsmaßnahme ein Eigenheim anzuschaffen  oder eine Wohnung zur Vermietung. Handwerkliches Geschick ist von Vorteil, um kostengünstiger alles herzurichten. Jene, die ihr Heim nicht mehr unterhalten können, sind die Verlierer. Aus menschlicher Sicht eine Tragödie. 

Während Trader starke Kursschwankungen an den Finanzmärkten lieben, hat der einfache Anleger doch meist eher Furcht vor Preisverfällen. Abstürze an den Börsen können mitunter sogar zu unruhigen Nächte führen beim einen oder anderen. Durch das derzeitige Zinsniveau kann die Gunst der Stunde genutzt werden für relativ sicheres Geld anlegen. Auf Spar- und Termineinlagen werden wieder Zinsen gezahlt und attraktiv verzinste längerfristige Anleihen mit sehr gutem Rating können ins Depot gekauft werden. 

Kommen Sie gut durch das Neue Jahr und bleiben Sie gesund,

Ihre Anita Görner

Hinweis: Dieser Beitrag beinhaltet meine persönliche Meinung als privater Anleger, Hobby-Börsianer, Börseninteressierter und wurde von mir auf Freizeitbasis erstellt ohne Gewähr auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit. Keine Anlageberatung, keine Handelsempfehlung.

Über Anita Görner 21 Artikel
Als "Eulenblick" enthält diese Kolumne einen unverfälschten und wachen Blick auf die internationalen Finanzmärkte. Dabei kommt weder der DAX, noch der Euro zu kurz. Das große Rundum-Bild, welches nur eine "Finanzeule" wahrnehmen kann, wird somit in regelmäßigen Abständen hier exklusiv skizziert.

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