Kunststoffabfälle in hochwertige Chemie-Rohstoffe verwandeln – ohne teure Nachbehandlung? Was nach Wunschdenken klingt, könnte Aduro Clean Technologies gelungen sein. Im Oktober 2025 hat das kanadische Cleantech-Unternehmen sein Hydrochemolytic-Öl erstmals in einer europäischen Pilotanlage erfolgreich einem Steamcracking-Verfahren unterzogen. Die Ergebnisse lassen aufhorchen.
Durchbruch ohne Umwege
Das Besondere: Das aus gemischten Kunststoffabfällen gewonnene Öl durchlief den Prozess ohne Verdünnung oder Vorbehandlung. Normalerweise müssen chemisch recycelte Öle aufwendig nachbehandelt werden – durch sogenanntes Hydrotreating. Dieser Schritt verschlingt Kapital und verteuert den gesamten Prozess erheblich. Aduro übersprang diese Hürde komplett.
Die Tests fanden in Zusammenarbeit mit einem globalen Spezialisten für petrochemische Steamcracking-Verfahren statt. Unter verschiedenen Betriebsbedingungen zeigte das Hydrochemolytic-Öl stabile Leistung. Die Ausbeuten an Ethylen und Propylen – den Grundbausteinen für Polyethylen und Polypropylen – erreichten vergleichbare Werte wie fossile Rohstoffe.
Einsatzstoff stammte aus Abfall-Mix
Für die Versuche nutzte Aduro ein Produkt aus gemischten Kunststoffabfällen: Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, PET und Polyamid. Diese Mischung ist typisch für den Abfallstrom – keine sortenreinen Premium-Fraktionen. Genau das macht das Ergebnis so relevant: Die Technologie funktioniert mit realistischem Input.
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CEO Ofer Vicus betonte die Bedeutung der Drittvalidierung. Das Öl entspreche den anspruchsvollen Rohstoff-Spezifikationen für Steamcracker, ohne dass kostspielige Aufbereitungsschritte nötig seien. Dies ermögliche erhebliche Einsparungen bei Prozesskomplexität, Investitionskosten und laufenden Betriebsausgaben.
Was unterscheidet Aduros Verfahren?
Alternative chemische Recyclingmethoden erzeugen oft Produkte mit hohem Olefin-Gehalt und zahlreichen Verunreinigungen. Um diese für Cracker tauglich zu machen, sind intensive Sortier- und Reinigungsschritte erforderlich – die Rohstoffkosten steigen, die Ausschussraten ebenfalls.
Aduros Hydrochemolytic-Technologie wandelt Kunststoffe hingegen in flüssige Kohlenwasserstoffe mit höherer Sättigung und niedrigerem Verunreinigungsgrad um. Der Siedebereich liegt deutlich unter dem herkömmlicher Recyclingöle. Diese Eigenschaften erleichtern die Nutzung als Cracker-Rohstoff erheblich.
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Weg zur Kommerzialisierung
Für Olefinhersteller und Steamcracker-Betreiber sind die Ergebnisse hochrelevant. Die Daten signalisieren: Aduros Verfahren könnte einen stabilen, schadstoffarmen Einsatzstoff liefern, der sich mit minimalen Anpassungen in bestehende Anlagen integrieren lässt. Das würde die Lücke zwischen Kunststoffabfall und neuwertigem Plastik schließen – wirtschaftlich wie ökologisch.
Das Unternehmen plant nun, mit weiteren globalen Partnern zusammenzuarbeiten. Ziel ist die Evaluation von Rohstoffqualität, Skalierbarkeit und Integrationsmöglichkeiten. Der Übergang vom Pilot- zum Demonstrationsmaßstab steht bevor – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur großtechnischen Anwendung.
Ob sich die Pilotdaten im kommerziellen Maßstab reproduzieren lassen, wird sich zeigen. Die Hürden sind bekannt: Skalierung, Partnerverfügbarkeit, regulatorische Rahmenbedingungen. Doch der Test vom Oktober 2025 hat eines bewiesen: Die Technologie funktioniert unter realistischen Bedingungen.
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