Der Telekommunikationsanbieter hat seine Zahlen für die ersten neun Monate 2025 vorgelegt. Der Gewinn bricht ein, die Kundenbasis schrumpft weiter – doch an der Börse herrscht überraschend gute Stimmung. Die Aktie legte nach den Zahlen um 0,47 Prozent auf 21,50 Euro zu und notiert damit nahe ihrem 52-Wochen-Hoch von 22,50 Euro.
Der konsolidierte Nettogewinn sackte von 196,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 110,7 Millionen Euro ab – ein Minus von über 43 Prozent. Das Ergebnis je Aktie fiel von 1,11 Euro auf magere 0,63 Euro. Der operative Gewinn (EBIT) schrumpfte um 39 Prozent auf 175,4 Millionen Euro.
Wachstum? Fehlanzeige
Die Umsatzerlöse verharrten bei 3,016 Milliarden Euro – praktisch unverändert gegenüber dem Vorjahr. Während die margenstärkeren Service-Erlöse leicht zulegten, brach das Hardware-Geschäft ein. Der Kundenstamm schrumpfte in den ersten drei Quartalen um 50.000 Verträge auf 16,34 Millionen. Besonders bitter: Im Festnetzgeschäft verlor das Unternehmen 90.000 Kunden, während im Mobilfunk nur 40.000 neue Verträge hinzukamen.
CFO Sascha D’Avis räumte ein, dass man „weiterhin intensiven Wettbewerbsdruck in allen Bereichen“ spüre. Im Breitbandgeschäft bleibe die Lage „herausfordernd“. Die Konkurrenz durch rund 200 alternative Anbieter im Glasfasersegment binde Kunden in ihren Zweijahresverträgen fest.
Der Preis der Unabhängigkeit
Der Hauptgrund für den Gewinneinbruch liegt in der Migration aller Mobilfunkkunden ins eigene O-RAN-Netz. Die Umstellung der Bestandskunden verursachte Kosten von rund 100 Millionen Euro. Hinzu kommen deutlich gestiegene Abschreibungen durch den Netzausbau und höhere Vorleistungskosten.
Letztere explodierten regelrecht, weil Vodafone sein Netz langsamer ausbaut als erwartet. Das führt dazu, dass 1&1 länger und teurer auf das National Roaming angewiesen ist. Die Umstellung von Telefónica auf Vodafone als Roaming-Partner verschärfte das Problem zusätzlich: Anders als bei Telefónica werden die genutzten Kapazitäten nun vollständig EBITDA-wirksam verbucht statt teilweise aktiviert und planmäßig abgeschrieben.
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Finanzieller Spielraum schmilzt
Das bereinigte EBITDA rutschte um 11,5 Prozent auf 409,8 Millionen Euro ab. Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand einen weiteren Rückgang auf rund 545 Millionen Euro – nach 590,8 Millionen Euro 2024. Im wichtigen Access-Segment wird das EBITDA von 856,1 Millionen auf etwa 810 Millionen Euro schrumpfen.
Immerhin: Der Free Cashflow schnellte von 63 Millionen auf 204 Millionen Euro nach oben. Das liegt vor allem daran, dass im Vorjahr hohe Vorauszahlungen für den Vorleistungsvertrag mit der Deutschen Telekom geleistet wurden, die 2025 entfielen.
Investitionen werden gestreckt
Die Investitionsausgaben beliefen sich in den ersten neun Monaten auf 228,7 Millionen Euro – fast ausschließlich für den Netzausbau. Ursprünglich waren für 2025 etwa 450 Millionen Euro eingeplant, nun sollen es nur noch 400 Millionen Euro werden. D’Avis erklärte, dass Projekte im Wert von 50 Millionen Euro ins erste Quartal 2026 verschoben würden.
Ende September waren 1.500 Antennenstandorte in Betrieb, weitere 4.500 befinden sich im Aufbau. Bis Jahresende sollen rund 2.000 Antennen ausreichen, um die von der Bundesnetzagentur geforderte Netzabdeckung von 25 Prozent der Bevölkerung zu erreichen – gemessen außerhalb von Gebäuden.
Stille Post bei strategischen Themen
Zu möglichen Deals schwieg sich das Management aus. Weder zur Diskussion um Low-Band-Spektrum noch zu einem potenziellen Deal mit Vantage Towers oder anderen M&A-Aktivitäten gab es neue Informationen. Beobachter gehen davon aus, dass strategische Ankündigungen frühestens 2026 kommen dürften.
Die positive Kursreaktion deutet darauf hin, dass Anleger die abgeschlossene Migration als Meilenstein werten – trotz der belastenden Zahlen. Ob das Vertrauen gerechtfertigt ist, wird sich zeigen, wenn die Vorleistungskosten sinken und das Breitbandgeschäft 2026 tatsächlich anspringt.
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