Der Schweizer Augenheilkunde-Spezialist Alcon steht im Zentrum einer hitzigen Übernahmeschlacht. Das Unternehmen will STAAR Surgical für 28 Dollar je Aktie übernehmen – doch der Großaktionär Broadwood Partners wehrt sich mit allen Mitteln. Am 11. November 2025 legte Alcon zudem Quartalszahlen vor, die die Aktie nachbörslich um 6,79% nach oben katapultierten.
Zahlen überzeugen, Marge schwächelt
Im dritten Quartal 2025 erzielte Alcon einen Umsatz von 2,6 Milliarden Dollar – ein Plus von 6% gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn je Aktie lag mit 0,79 Dollar deutlich über den Erwartungen von 0,76 Dollar. CEO David Endicott zeigte sich zufrieden: „Wir wussten, dass 2025 ein Aufbaujahr werden würde.“
Doch die Kernbetriebsmarge sank um 40 Basispunkte auf 20,2%. Grund sind steigende Zölle, höhere Marketing-Ausgaben für Produkteinführungen und mehr F&E-Investitionen. CFO Tim Stonesifer rechnet für 2025 mit Zollbelastungen von rund 100 Millionen Dollar – und für 2026 mit weiteren 50 bis 100 Millionen Dollar zusätzlich.
Unity VCS: Der stille Hoffnungsträger
Das neue Chirurgiesystem Unity VCS entwickelt sich zum Verkaufsschlager. Mit seiner 4D-Phako-Technologie ermöglicht es effizientere Augenoperationen bei gleichzeitig geringerer Energieabgabe. Alcon verkauft das Gerät für 185.000 Dollar – ein Aufschlag von 10 bis 20% gegenüber Vorgängersystemen.
Studien belegen: Unity VCS steigert den Patientendurchsatz deutlich. In Zeiten steigender Katarakt-Fälle bei gleichzeitigem Ärztemangel eine entscheidende Verbesserung. Die Verkaufszahlen liegen im Plan, die Auftragsbücher sind voll. Für 2026 plant Alcon rund 1.200 zusätzliche Installationen der VCS- und CS-Varianten.
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Trip Tear startet durch
Der im August 2025 eingeführte verschreibungspflichtige Augentropfen Trip Tear übertrifft die Erwartungen. Anders als herkömmliche Präparate stimuliert Trip Tear die körpereigene Tränenproduktion bereits ab Tag eins. Die Verschreibungszahlen steigen rasant – allerdings erfasst die Marktforschung nur einen Teil davon, da viele Rezepte über eine digitale Apotheken-Plattform abgewickelt werden.
Das Systane-Portfolio, Alcons Flaggschiff bei künstlichen Tränen, wuchs im dritten Quartal im hohen einstelligen Prozentbereich. Die neuen konservierungsmittelfreien Varianten kommen gut an.
PanOptix Pro stabilisiert Implantat-Geschäft
Der Wettbewerb bei Intraokularlinsen verschärft sich. Mit PanOptix Pro kontert Alcon: Die Linse nutzt 94% des einfallenden Lichts und streut nur halb so viel wie der Vorgänger. Das Ergebnis: schärfere Kontraste, bessere Sicht. In den USA stabilisiert sich der Marktanteil bei trifokalen Linsen wieder.
Die weltweite Durchdringung von Premium-Intraokularlinsen stieg im dritten Quartal um 130 Basispunkte. Davon profitiert Alcon überproportional – das Unternehmen hält weiterhin die Mehrheit im US-Markt für Premium-Linsen.
STAAR-Deal: Widerstand wächst
Broadwood Partners, mit 30,2% größter STAAR-Aktionär, attackiert die geplante Übernahme scharf. Der Finanzinvestor wirft dem STAAR-Vorstand vor, die Go-Shop-Phase manipuliert zu haben – potenzielle Bieter mussten mehrjährige Stillhaltevereinbarungen unterschreiben, während Alcon weitreichende Informationsrechte und ein Matching-Right erhielt.
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Am 9. Dezember 2025 veröffentlichte Broadwood einen offenen Brief: Das Angebot von 28 Dollar je Aktie sei zu niedrig, der Prozess fehlerhaft. STAAR habe zuletzt zwei starke Quartale abgeliefert und stehe vor der Markteinführung neuer Produkte. Broadwood kündigte eine Sonderversammlung an, um drei Direktoren abzuberufen.
Die Aktionärsabstimmung über den Deal ist für den 19. Dezember 2025 angesetzt – bereits die vierte Terminverschiebung. Bei der ursprünglich für den 23. Oktober geplanten Abstimmung hatten sich Anteilseigner mit fast 35% der Stimmen gegen die Transaktion positioniert. Drei Stimmrechtsberater empfahlen die Ablehnung.
Wie geht es weiter?
Alcon hält an der Jahresprognose fest: 10,3 bis 10,4 Milliarden Dollar Umsatz, eine Betriebsmarge von 19,5 bis 20,5% und ein Gewinn je Aktie zwischen 3,05 und 3,15 Dollar. Für das vierte Quartal erwartet das Management eine deutliche Beschleunigung durch Produktneuheiten.
Die STAAR-Übernahme bezeichnet CEO Endicott als attraktiv, aber nicht existenziell: „Wir glauben, dass wir am besten geeignet sind, den Wert der implantierbaren Collamer-Linse zu maximieren. Aber dieser Deal ist nicht entscheidend für unseren langfristigen Wachstumsplan.“
Am 9. Dezember 2025 notierte die Alcon-Aktie im vorbörslichen Handel bei 79,33 Dollar – ein Plus von 0,58%.
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