Der Software-Spezialist für Telekommunikationsunternehmen beschleunigt seine Investitionen in künstliche Intelligenz – und das mit dramatischen Konsequenzen für die Margenstrategie. Nach den jüngsten Quartalszahlen fiel die Aktie um 1,79% auf 85,49 Dollar. Kann dieser aggressive Kurswechsel die erhoffte Wachstumsbeschleunigung bringen?
Zahlen solide, Markt dennoch skeptisch
Am 12. November 2025 präsentierte Amdocs die Ergebnisse für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2025. Der Umsatz erreichte 1,15 Milliarden Dollar – ein Plus von 2,8% im Jahresvergleich auf Pro-forma-Basis in konstanter Währung. Für das Gesamtjahr 2025 wuchs der Gewinn je Aktie um beachtliche 8,5%. Der 12-Monats-Auftragsbestand kletterte um 3,2% auf 4,19 Milliarden Dollar.
Dennoch zeigte sich der Markt unbeeindruckt. Die Aktie verlor nach den Zahlen an Boden – ein deutliches Zeichen dafür, dass Investoren mehr erwartet hatten oder die Zukunftsaussichten kritisch bewerten.
Cloud-Geschäft überholt erstmals 30%-Marke
Ein Lichtblick im Portfolio: Das Cloud-Geschäft expandierte zweistellig und steuert mittlerweile über 30% zum Gesamtumsatz bei, verglichen mit nur 25% im Vorjahr. Managed Services erreichten einen Rekordanteil von 66% am Gesamtumsatz – ein klares Zeichen für die zunehmende Stabilität des Geschäftsmodells.
Zu den Gewinnern im vierten Quartal zählen mehrere namhafte Telekommunikationsanbieter: AT&T erweiterte seinen Multi-Jahres-SaaS-Vertrag für eSIM-Plattformen. Lumen Technologies und TELUS in Kanada entschieden sich für Cloud-Modernisierungsprojekte. Besonders bemerkenswert: Die philippinische PLDT unterzeichnete im November 2025 einen strategischen Vertrag, der die kompletten IT-Services umfasst.
Generative KI: Vom Versuchslabor in die Praxis
Was die Börse jedoch wirklich bewegt, ist Amdocs‘ neue KI-Strategie. Nachdem in den vergangenen Quartalen mehrere Proof-of-Concept-Tests liefen, folgen nun echte kommerzielle Aufträge. Telefónica Deutschland setzte im vierten Quartal 2025 Amdocs‘ „Amaze“-KI-Agenten ein, um Verkaufsprozesse zu automatisieren und personalisierte Angebote zu fördern.
Der Telekommunikationsanbieter E& aus den Vereinigten Arabischen Emiraten verzeichnet bereits zweistellige Verbesserungen bei seinen Net Promoter Scores nach dem Einsatz der KI-Agenten. Smart Communications auf den Philippinen startete im November 2025 die connectX-Plattform, die Generation Z vollständig anpassbare Mobilfunktarife über die KiQ-App ermöglicht.
Der große Schwenk: Investieren statt Effizienz
Hier kommt die Kehrtwende: CEO Shuky Sheffer kündigte eine Beschleunigung der Investitionen in einen sogenannten „Cognitive Core“ an – eine KI-Plattform der nächsten Generation, die Mitte 2026 auf den Markt kommen soll. Diese Technologie soll Agent-zu-Agent-Kommunikation ermöglichen und das Betriebssystem der Telekommunikationsbranche grundlegend verändern.
Die Konsequenz? Die operative Marge soll 2026 nur noch um magere 20 Basispunkte steigen – ein drastischer Rückgang gegenüber den 60 Basispunkten Effizienzgewinn, die das Unternehmen bisher Jahr für Jahr lieferte. CFO Tamar Rapaport-Dagim bestätigte, dass der Großteil dieser Margeneinbuße direkt in Forschung, Entwicklung und Marketing für die neuen KI-Fähigkeiten fließt.
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T-Mobile-Belastung trübt Ausblick
Für das Geschäftsjahr 2026 prognostiziert Amdocs ein Umsatzwachstum zwischen 1,0% und 5,0% in konstanter Währung. Der Gewinn je Aktie soll um 4% bis 8% zulegen. Doch die Prognose enthält eine bittere Pille: T-Mobile, einer der größten Kunden, wird seine diskretionären Ausgaben zurückfahren.
Das Management betonte zwar die langjährige Partnerschaft mit T-Mobile, die Abrechnungssysteme für alle Hauptmarken umfasst – von Magenta über Metro by T-Mobile bis zum neu übernommenen UScellular. Dennoch bleiben Fragezeichen, wie stark dieser Umsatzrückgang die Gesamtentwicklung bremsen wird.
Finnland und internationale Expansion
Abseits des US-Marktes verzeichnet Amdocs Erfolge: Telia Finland unterzeichnete im November 2025 einen mehrjährigen Vertrag zum Aufbau eines digitalen BSS-Systems der nächsten Generation. Das Projekt ersetzt mehrere Legacy-Systeme durch eine einheitliche Plattform für Millionen Kunden in den Bereichen Mobilfunk, Breitband, Entertainment und Unternehmenslösungen.
Weitere Vertragsabschlüsse gab es im vierten Quartal mit BT Group in Großbritannien, Altice SFR in Frankreich, KT Corporation in Südkorea und Claro in Brasilien. Die internationale Diversifikation zahlt sich aus: Die Hälfte der zwölf größten Kunden stammt mittlerweile aus dem Nicht-US-Geschäft.
Kapitalallokation: Aktionäre bleiben Priorität
Trotz der Investitionsoffensive hält Amdocs an seiner aktionärsfreundlichen Politik fest. Im vierten Quartal flossen 136 Millionen Dollar in Aktienrückkäufe. Die Dividende soll um 8% auf 0,569 Dollar je Aktie steigen – vorbehaltlich der Zustimmung auf der Hauptversammlung im Januar 2026.
Für 2026 erwartet das Management einen freien Cashflow zwischen 710 und 730 Millionen Dollar, was einer Konversionsrate von rund 90% des Nettogewinns entspricht. Der Großteil soll an die Aktionäre zurückfließen. Die effektive Steuerquote wird aufgrund internationaler Regulierungsänderungen, einschließlich der Pillar-II-Mindeststeuer, auf 16% bis 19% steigen.
Kann ein zweites Standbein die Wachstumswende bringen?
CEO Sheffer gab im Earnings Call eine bemerkenswerte Einschätzung ab: Um nachhaltig über das bisherige Wachstumstempo von 3% bis 4% hinauszukommen, brauche Amdocs mehrere Wachstumsmotoren. Das Cloud-Geschäft allein reiche nicht aus, auch wenn es bereits 30% des Umsatzes ausmache. Die massive KI-Investition soll diesen zweiten Motor liefern.
Die Frage bleibt: Rechtfertigt das Potenzial der Cognitive-Core-Plattform den Verzicht auf Margenverbesserung? Analysten haben in den letzten 90 Tagen ihre Gewinnerwartungen dreimal nach unten korrigiert – ein Signal für vorsichtigen Optimismus im Markt. Mit einem Kurs von 85,49 Dollar bewegt sich die Aktie in der Mitte ihrer 52-Wochen-Spanne zwischen 78,61 und 95,41 Dollar.
Die nächsten Quartale werden zeigen, ob Amdocs mit seiner KI-Offensive die erhoffte Wachstumsbeschleunigung erreicht – oder ob die Investoren weiter auf konkrete Beweise warten.
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