Leichte Abgaben auf Wochensicht und damit weitere Unsicherheit prägten das Börsengeschehen. Dabei blieben die Verluste zwar im kleinen Rahmen, die Dauer der Konsolidierung und einzelne Unternehmensmeldungen machen jedoch Sorgen. Wie ordnet man dies im Gesamtbild ein und was lässt sich aus dem Chart für die neue Handelswoche ableiten?
Emotionale DAX-Woche ohne große Vola
In dieser Woche kamen zur Schwächephase an der Wall Street weitere hausgemachte Themen zum Tragen. Dabei mussten wir noch die Meldungen von Daimler oder BASF verdauen, schon folgte ein weiteres Blue Chip Unternehmen: SAP. Die Walldorfer Softwareschmiede enttäuschte Anleger und Analysten gleichermaßen und sorgte für einen Kursrutsch von mehr als 100 DAX-Punkten. Ohne diesen Abschlag wäre die Woche vermutlich anders verlaufen. Doch damit kam zumindest etwas Volatilität in den Markt, der ansonsten unter geringem Volumen und wenig Schwankungsbreite litt. Einzig Kommentare und Spekulationen zur Zinspolitik in den USA verliehen dem Markt zwischenzeitlich starke Impulse. Hier wird aktuell sogar über einen Richtungswechsel in der Zinspolitik diskutiert, wie man u.a. im Handelsblatt nachlesen konnte.
Letztlich betrug die die tägliche Schwankungsbreite im Deutschen Aktienindex lediglich 130 Punkte – kein außergewöhnliches Level. Hier musste man als Trader schnell sein und sich vielfach an den Kursmarken der Vergangenheit orientieren.
Dabei startete die Woche sehr rasant und erfüllte bereits am Montag das Kursziel aus der Vorwochenanalyse – schauen Sie hierzu noch einmal auf das Chartbild:
Mit dem ehemaligen Jahreshoch, was hier auch schon mehrfach thematisiert wurde, hatten die Bären wieder einen neuen Ausgangspunkt und schlugen recht schnell zurück. Die Folge war ein ebenso dynamischer Abverkauf, der das frisch entstandene GAP (zu sehen im zweiten Chart) noch am gleichen Tag schloss. Die dort sichtbare Marke von 12.300 Punkten beschäftigte den DAX an allen weiteren Handelstagen und wurde erst am Freitag maßgeblich unterschritten. Bis dahin konnten kleine Schwankungen intraday mit den Orientierungsmarken des Vortages recht präzise gehandelt werden, wie folgendes Trading-Setup aufzeigt:
Auch an den weiteren Handelstagen gab es dynamische Bewegungen der Bullen auf der Oberseite, die ebenso wie am Montag recht schnell wieder abverkauft wurden. Ein weiteres Beispiel anbei, bevor wir auf den Gesamtverlauf der Woche im DAX aus charttechnischer Sicht blicken.
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Mehr InformationenKleine Randbemerkung: Es gibt auch positive Slippages, wie man hier am Screen von JFD Brokers sehen kann.
Der Wochenverlauf war recht lustlos, wie eingangs vermerkt, mit einer Abwärtsdynamik zum Ausklang der Handelswoche. Diese wurde von der Wall Street initiiert, die ebenfalls lange Zeit in einer engen Range und mit leicht fallenden Hochpunkten den Handel prägte. Erst am Freitagabend löste sich der Dow Jones aus seiner Seitwärtsrange und geriet unter Druck. Die Schlussglocke sorgte dafür, dass wir nicht weiter abrutschten – es blieb ein Wochenschluss mit einem Wochenminus übrig, welches im Chartbild erst einmal die runde Marke von 27.000 Punkten in den Fokus rücken könnte:
Nicht viel besser stand es um die Technologiewerte, auch wenn Microsoft hier sehr starke Ergebnisse ablieferte. Denn auf der anderen Seite der Waage stand beispielsweise Netflix, die vor allem beim Nutzerwachstum enttäuschten.
Ein weiterer Verkaufsschub könnte sich damit direkt auf den DAX auswirken. An welchen Schwellen kann man dies festmachen?
Chartausblick auf die KW30 im DAX
Für den Chartausblick im DAX nutze ich zuerst den Tageschart. Dieser gibt mir eine grobe Orientierung, in welchem Stadium wir beim Trend stehen. Mit Blick auf die bisherige Jahresperformance von 15 Prozent ist der DAX sicherlich ein guter Performer, garantiert jedoch keineswegs eine Fortschreibung dieser Entwicklung. Bisher ist der Juli leicht negativ verlaufen und einige DAX-Unternehmen enttäuschten die Anleger. Solche Fakten muss man meines Erachtens im Hinterkopf behalten und dann konkrete Punkte im Chartbild für das eigene Agieren ableiten.
Der Tageschart hat mit dieser Entwicklung ein markantes Level unterschritten. Es ist nicht verwunderlich, wie er mehrere Tage zwischen 12.300 und 12.435 immer wieder seine Bewegungen vollzog, da dieser Bereich bereits im April von Relevanz geprägt war und letztlich im Juni/Juli dann auch auf der Oberseite einen möglichen Fehlausbruch initiierte. Fehlausbruch in dem Sinne, wenn der im folgenden Schaubild zusehende Bereich nicht schnell zurückerobert wird:
Die nächsten großen Haltelinien sind aus dem Tageschart heraus die 12.190 und 12.070. Darunter droht ein Rutsch unter 12.000 Punkte:
Deutlicher ist dies im Stundenchart zu sehen und man sich damit in den Verlauf des XETRA-Chartbildes hineinzoomt:
Eine Entspannung stellt sich hier aus meiner Sicht erst wieder über 12.310 bzw. weiter über 12.435 ein:
Es ist durchaus möglich, dass wir hier auch wieder in die alte Range der letzten Tage zwischen diesen Bereichen fallen und einen reinen kurzfristigen Trader-Markt ausbilden. Viel hängt vom weiteren Verlauf der Wall Street, den noch immer spannenden Quartalszahlen diverser Unternehmen und den Äußerungen der Notenbanken ab.
Wirtschaftstermine der kommenden Woche
Was beeinflusst die Kurse in der neuen Woche neben den Chartsignalen?Immer wieder sorgen Spekulationen und Äußerungen bezüglich der Zinspolitik in den USA für Unruhe am Markt. Es bleibt die Frage, ob die FED hier bei ihrem Kurs nach 4 Zinsanhebungen standhaft bleibt oder ihn sogar komplett umkehrt und die Zinsen senkt. Beide Seiten haben entsprechenden Pro und Kontra Argumente. Letzten Endes werden wir es erst zur nächsten Sitzung wissen, die an folgenden Terminen stattfindet.
Aus dem Wirtschaftskalender ist zu entnehmen, dass am Dienstag unsere Notenbank EZB einige neue Daten für ihre Entscheidung erhalten wird. Denn um 10 Uhr wird die EZB Bankkredit Umfrage veröffentlicht, welche Einblicke in die Finanzierungen innerhalb der Eurozone ermöglicht.
Mittwoch 9.45 Uhr erhalten wie die Einzelhandelsdaten aus dem verarbeitenden Gewerbe von Deutschland und 10 Uhr den Market PMI aus der Eurozone.
Auf Basis dieser Daten wird dann am Donnerstag die Europäische Zentralbank um 13.45 Uhr den Einlagenzins für Banken und somit ihre Zinssatzentscheidung bekanntgeben. Erwartet wird hier keine Änderung, wohl aber ein Ausblick, wie lange die lockere Geldpolitik anhalten kann und welche Maßnahmen hier dem EZB-Präsidenten Draghi noch zur Verfügung stehen. Er wird dies ab 14.30 Uhr in seiner Pressekonferenz entsprechend erläutern.
Freitag ist das Highlight an der Börse das annualisierte BIP aus den USA um 14.30 Uhr. 1,9 Prozent Wachstum werden erwartet. Diese Daten sind dann wohl die letzten Fakten, auf denen die US-Notenbank Ende Juli ihre Zinssatzentscheidung verkündet.
Es bleibt somit spannend. Lassen Sie sich weder von der Sonne, noch von kurzen Bewegungen an der Börse blenden und kommen Sie gut durch die neue Handelswoche.
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)
Der Handel mit Finanzprodukten ist risikoreich. Sie können Ihr eingesetztes Kapital verlieren. Diese Analyse ist keine Handelsempfehlung und enthält lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
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