In letzter Zeit las ich hier und da Hinweise zum Casino, genauer gesagt: An der Börse auf schwarz oder rot setzen. Dies ist sicher keine „Anlage“ im klassischen Sinne. Dies beschäftigt mich und an meinen Gedanken zu diesem Thema möchte ich Sie an dieser Stelle gerne wieder teilhaben lassen. Geht es bei der Börse als Casino nur noch um Geld und Spiele?
Das System der Spielbanken
Sie haben es sicher vor allem in den großen Städten wie Berlin, Frankfurt oder München schon erlebt. Geschäfte mit der Überschrift „Casino“ sind mittlerweile kaum aus einem Stadtbild wegzudenken. Im Internet sind ganze Online-Spielbanken zu finden und selbst die Werbung im TV stellt dieses Thema immer mehr in den Mittelpunkt. Sind das ernsthafte Konkurrenten für ortsansässige deutsche Spielbanken, welche die Bereiche Automatenspiel und großes Spiel umfassen?
Die Motivation dahinter ist klar: kurz und knackig Geld gewinnen wollen. Also ein Spielchen wagen im Spielcasino oder lieber heimische Bildschirmarbeit leisten und mitmischen an der Wertpapier-Börse?
Spielbanken in Deutschland unterliegen staatlicher Aufsicht und werden von Unternehmen geführt, die eine Konzession erhalten haben. Die Konzessionsgeber dürften mit-profitieren. Finanzbeamte sind vor Ort im Saal anwesend und es finden Überwachungen statt beispielsweise bei den Abrechnungen. Davon gibt es in Deutschland 53 Stück auf alle Bundesländer verteilt. (Siehe Spielbanken Guide)
Der Besuch im großen Spiel eines Spielcasinos ist für mich immer mit Vorbereitungen verknüpft ist. In der Regel mache ich mich für den Abend im Casino fein, hole Bargeld vom Konto und lege einen Anfahrtsweg zurück. Ich zeige an der Kasse meinen Ausweis, bezahle Eintritt, kaufe Jetons, begebe mich an einen Roulett-Tisch und schon kann es losgehen. Ich befinde mich im Spielsaal mit ansprechender Atmosphäre unter Menschen, die sich an die Spieltische pressen und gebannt auf die Anzeigetafeln schauen. Der Croupier wirft die Kugel in den Kessel, rien ne va plus und das Ergebnis, ob ich mein Geld vermehrt habe oder es abschreiben kann, steht schnell fest. Auch bei Kartenspielen wie Black Jack geht ein Spiel recht flugs über die Bühne. Habe ich einen guten Lauf, kommt eine Serie, so kann ich gutes Geld gewinnen und dies sogar steuerfrei. Verliere ich das Spiel, dann benötige ich für das nächste Spiel weiteres Geld als Einsatz. Es wird wohl so sein, dass Spieler im Laufe der Zeit kommen und gehen. Ein Gewinner auf lange Sicht? Ich tippe mal auf die Bank.
Anders sieht es beim Trading an der Börse aus. Während für mich der Besuch im großen Spiel eines Spielcasinos mit Vorbereitungen und einem entsprechenden (zeitlichen) Aufwand verknüpft ist, kann ich Wertpapiere gemütlich zu Hause im „Wohlfühl-Dresscode“ handeln.
(Quelle: https://pixabay.com/de/menschen-frau-m%C3%A4dchen-weiblich-2557463/)
Börse als Casino ist nicht nachhaltig
Traden an der Börse: Glück oder Können? Ich unterscheide zwischen professionellen (Day)tradern, die damit einen full-time Job ausüben und vermutlich mit höheren Geldbeträgen agieren (Eigenmitteln oder ggf. Kundengelder) und Tradern, die das etwas nebenher betreiben.
Nehme ich ein geläufiges Hebelprodukt wie einen Optionsschein, den es mit allen möglichen Kriterien zu kaufen gibt, habe ich einen Spielraum bis zum Knock-Out und die Möglichkeit während der Handelszeit zum aktuellen Preis wieder verkaufen zu können. Zwischen Kaufkurs und Knock-Out-Schwelle existiert eine Spanne. Läuft das ganze in die andere Richtung als von mir angedacht, dann weist der Schein ein Minus aus in meinem Bestand. Das Blatt kann sich allerdings noch wenden, nämlich dreht die Richtung wieder, dann habe ich noch Chancen ans Ziel zu kommen. Jeder Auftrag zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers kostet mich Geld. Es fallen Gebühren an, die ich tragen zu tragen habe unabhängig davon ob ich mit dem Schein Geld gewinne oder verliere. Einen Gewinner gibt es wohl auch hier: die Bank.
Wie ist das eigentlich, gebe ich Noten und Münzen, die ich cash in der Hand halte, genauso locker aus wie ich mit Spielchips aus Plastik oder virtuellem Geld umgehe? Traden, Spielen, Lotterie, Sportwetten: was bringt kurz- oder langfristig einen Mehrwert oder auch nicht? Bei Glücksspielen hab ich übrigens immer irgendwo in Kleinschrift einen Zusatz gelesen, der in etwa lautet: Spielen kann süchtig machen.
In dieser Branche gibt es auch Aktiengesellschaften. bet-at-home.com AG ist mir ein Begriff und bei dieser Firma scheint das Geschäft zu brummen, so mein Einruck nachdem ich einen Blick auf Chart und Performance im Profil von finanztreff.de geworfen hatte. Sogar die Ausschüttung einer Dividende ist ein Thema.
Abgesehen vom Spaßfaktor: für was man sich auch entscheidet um spielerisch oder traderisch die Kasse aufzubessern oder gar reich zu werden: ohne Einsatz geht nichts. Man muss etwas investieren um etwas zu gewinnen und Freude sollte das ganze obendrein auch noch machen. Ich jedenfalls kenne niemanden der im Spielcasino oder an der Börse zum Millionär geworden ist. Aber was nicht ist, kann vielleicht noch werden. Sowohl an der Börse als auch beim Glücksspiel kann mir leider mein gewonnenes Geld auch wieder abgenommen werden und dies theoretisch gleich bei meiner nächsten Aktion. Die gemachten Erfahrungen darf ich aber immerhin kostenfrei behalten. Denken Sie darüber selbst nach, ob Börse als Casino zu verstehen ist, oder ob Sie es nachhaltig betreiben wollen.
Herbstliche Grüsse,
Ihre „Finanzeule“ Anita Görner
Hinweis: Dieser Beitrag beinhaltet meine persönliche Meinung als privater Anleger, Hobby-Börsianer, Börseninteressierter und wurde von mir auf Freizeitbasis erstellt ohne Gewähr auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit. Keine Handelsempfehlung.
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