Chartanalyse von SP500 ist zu klein gefasst. Denn seit knapp drei Monaten schreiben wir über die Phase der Richtungsfindung, die die Aktienmärkte dominiert. Wie lange kann sie noch anhalten?
Diese Phase geht nun aller Wahrscheinlichkeit dem Ende entgegen und die Zeichen stehen gut, dass sie sich nach einer temporären Schwächephase nach oben auflöst. Trotzdem gibt es eine sehr reelle Crash-Gefahr, wenn das Setup fehlschlägt.
Das bullishe Szenario
Am bullishen Szenario hat sich seit dem letzten Beitrag nichts geändert. Ich erwarte einen kurzen Rücksetzer um ca. 5 %, der die Formation der letzten Monate abschließend bestätigt und danach eine Rally von 20 bis 25 % in den nächsten Sommer. Warum wird dieses Szenario bevorzugt? Das Kursverhalten der letzten Wochen war stark. Der Pessimismus an den Tiefs von September/Oktober war extrem und auch inzwischen ist die Stimmung der Privatanleger weit von Euphorie entfernt. Das stärkste Zeichen war aber der Cluster der Kaufsignale in unserem Markttiming rund um den Ausbruch und bis in die FOMC Euphorie.
Gleichzeitig zeigte der Markt in jeder Aufwärtsbewegung Stärke, während Abwärtsbewegungen überraschend schnell und früh ihr Ende fanden. Derzeit ist der Markt etwas heißgelaufen, ein Rücklauf zu den Hochs würde diese Überhitzung abbauen und eine wunderbare Kaufgelegenheit auslösen.
Chartanalyse von SP500: Das bärishe Szenario
Ein wichtiger Baustein war in den letzten Wochen der VIX-Chart, der eine sehr markante Formation zeigt. Hier noch einmal der Chart aus dem letzten Artikel.
Die Erwartung eines weiter steigenden Marktes geht einher mit einem Bruch des Aufwärtstrends im VIX, der seit Ende 2018 besteht. Im bullishen Szenario bricht der VIX abwärts nach dem erfolgreichen Retest des S&P 500. Auf der anderen Seite, sollte der VIX den ABWÄRTSTREND und die gleitenden Durchschnitte nach oben durchbrechen, wird ein gegenteiliges Szenario aktiv.
In diesem Fall würde sich eine Wiederholung der Crash-Szenarien von 2018 und 2020 anbahnen. Dabei besteht das Potential, dass es noch extremer wird als der Coronacrash. Eine solche Entwicklung würde ein Abwärtspotential von knapp 50 % einläuten. Im S&P 500 entspricht das Szenario in etwa folgendem Verlauf:
Dieses Szenario erscheint deutlich weniger wahrscheinlich als die Fortsetzung der Rally. Nicht nur aus den Gründen für das bullishe Verhalten von oben, sondern auch, weil bei ~20 Punkten im VIX fünf Widerstandszonen aus drei gleitenden Durchschnitten, einer Top-Bottom-Reihe und der Trendlinie zusammenfallen. Trotzdem gilt es ganz genau zu beobachten. Sollte der VIX nach oben ausbrechen, ist man gut beraten, Risiko zu verringern. Das kann durch Aufbau von Cash, Aufbau von Hedges oder konsequenter Absicherung durch Stop Loss Marken.
Chartanalyse zu Gold
Ein wunderbares Setup sehen wir derzeit bei Gold. Die Konsolidierung nach dem Ausbruch von Ende 2020 setzt sich oberhalb der Ausbruchszone fest und reckt sich langsam nordwärts. Versuche in die Widerstandszone von 1700 bis 1750 vorzudringen, wurden schnell und nachhaltig aufgekauft. Ein Bruch der 1900er Marke sollte hier neues Momentum in Richtung 2400 freisetzen. Mit einem gemütlich weiten Stop-Loss knapp unterhalb von 1700 hat man hier immer noch ein Chance-Risiko-Verhältnis von knapp 3:1.
Silber im Chartbild wie Gold, nur besser
Silber zeigt in vielerlei Hinsicht ein ähnliches Bild wie Gold. Nach dem großen Top 2011 folgte ein Jahrzehnt ohne Gewinn. Zum Coronacrash brach Silber dann dynamisch aus und konsolidierte zuletzt die Bewegung auf hohem Niveau. Auch hier ist der Kurs bereit für den nächsten Schub. Anders als Gold ist Silber allerdings deutlich volatiler und früher in der Bewegung, sodass sich hier Potentiale von fast 50 % und 100 % auftun mit Kurszielen bei ~32 und ~48 Punkten. Eine Absicherung unter dem Jahrestief von 20 Punkten erlaubt ein extrem vorteilhaftes Verhältnis von Chance und Risiko.
Ich wünsche viel Erfolg!
Lars Wißler
Disclaimer: Lars Wißler hält Positionen genannten Wertpapieren. PWP Leeway hält keine Positionen in genannten Wertpapieren.