Liebe Leserinnen und Leser,
zehn Millionen Euro Entschädigung für Strafzinsen, die längst abgeschafft sind. Ein Chipriese, dessen Zukunft plötzlich an einem Apple-Gerücht hängt. Und ein Telekom-Konzern, dessen Kursziel sinkt, obwohl das operative Geschäft läuft. Was auf den ersten Blick wie drei unabhängige Meldungen wirkt, offenbart bei genauerer Betrachtung ein gemeinsames Muster: Manchmal sind es nicht die großen Strategien, die Kurse bewegen – sondern die unerwarteten Nebenschauplätze. Altlasten aus der Vergangenheit, Spekulationen über Partnerschaften, die noch gar nicht existieren, und Analystenmeinungen, die mehr über Branchentrends verraten als über Einzelunternehmen.
Commerzbank: Negativzinsen kehren als Bumerang zurück
Rund 40.000 Kunden der Commerzbank dürfen sich über Post freuen – allerdings nicht über Werbung, sondern über Entschädigungszahlungen. Die Bank muss schätzungsweise zehn Millionen Euro zurückzahlen, weil sie zwischen 2014 und 2022 sogenannte Verwahrentgelte auf Spar- und Tagesgeldkonten erhoben hatte. Der Bundesgerichtshof hatte im Februar klar entschieden: Negativzinsen auf Spareinlagen widersprechen dem Vertragszweck und sind damit unzulässig.
Die Commerzbank reagiert nun und schreibt betroffene Kunden an – allerdings nur, wenn diese sich zurückmelden. Wer nichts tut, geht leer aus. Das Oberlandesgericht Frankfurt hatte die Banken verpflichtet, über die Unwirksamkeit der Klauseln zu informieren. Seit Mitte 2022 erhebt die Commerzbank keine Verwahrentgelte mehr, doch die juristische Aufarbeitung zieht sich hin.
Für Anleger ist die Causa ein Hinweis darauf, dass rechtliche Risiken aus vergangenen Geschäftspraktiken auch Jahre später noch Kosten verursachen können. Die Commerzbank-Aktie zeigte sich davon unbeeindruckt und legte am Freitag im XETRA-Handel zeitweise um 0,29 Prozent auf 34,07 Euro zu. Dennoch bleibt die Frage: Wie viele weitere Altlasten schlummern noch in den Bilanzen europäischer Banken?
Intel: Wenn ein Gerücht 7,9 Prozent Kursplus bringt
Während die Commerzbank mit der Vergangenheit kämpft, lebt Intel von der Hoffnung auf die Zukunft. Die Aktie des angeschlagenen Chipriesen sprang am Freitag um 7,9 Prozent nach oben – ausgelöst durch einen Bericht des Analysten Ming-Chi Kuo. Demnach könnte Intel ab 2027 die günstigsten M-Prozessoren für Apple fertigen, die vor allem in MacBook Air und iPad Pro zum Einsatz kommen. Kuo spricht von einer verbesserten Sichtbarkeit auf eine mögliche Partnerschaft, Apple habe bereits eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschrieben und ein technisches Entwicklungspaket erhalten.
Die Zahlen klingen zunächst beeindruckend: 15 bis 20 Millionen Einheiten jährlich könnten produziert werden. Doch Kuo selbst dämpft die Euphorie. Für TSMC, den bisherigen Hauptlieferanten von Apple, hätte der Deal „praktisch keine materiellen Auswirkungen“. Auch Intels technologischer Rückstand gegenüber dem taiwanesischen Branchenprimus bleibt bestehen. Was die Partnerschaft dennoch wertvoll macht: Sie würde Intels Foundry-Geschäft – die Auftragsfertigung für Dritte – endlich einen prestigeträchtigen Referenzkunden verschaffen.
Für Apple wiederum wäre es ein Schritt zur Diversifizierung der Lieferkette und ein Signal der Unterstützung für die „Made in USA“-Politik der Trump-Regierung. Doch bis zur tatsächlichen Produktion ist es noch ein weiter Weg. Intel muss zunächst die nächste Version seines Entwicklungspakets liefern, die für das erste Quartal 2026 angekündigt ist. Bis dahin bleibt die Kursrally vor allem eines: eine Wette auf Potenzial, nicht auf Fakten.
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Deutsche Telekom: Wenn Branchenschwäche zum Kursziel-Dämpfer wird
Die Deutsche Telekom hat ein solides Jahr hinter sich – und trotzdem senkt JPMorgan das Kursziel von 43,50 auf 39,00 Euro. Die Einstufung bleibt zwar bei „Overweight“, doch die Begründung liest sich ernüchternd: Nach dem Rekordjahr 2024 und dem „mäßigeren“ laufenden Jahr dürfte 2026 zwar die lang erwartete Branchenkonsolidierung bringen, doch das Umsatzwachstum bleibe bescheiden. Die Ergebnisentwicklung profitiere vor allem von Kostensenkungen und Kapitaldisziplin – nicht von organischem Wachstum.
Analyst Akhil Dattani sieht die Schwäche der Branchenriesen wie Deutsche Telekom und Telefónica als Belastung für den gesamten Sektor. Während kleinere Player von Konsolidierungsfantasie profitieren, bleiben die Großen zurück. Immerhin: Die Bewertungen seien weiterhin niedrig, und die anhaltenden Übernahmespekulationen könnten für Kursimpulse sorgen. Dattanis Favoriten für 2026 sind Orange, Bouygues, BT und Tele2 – die Telekom bleibt auf der Liste, aber ohne den Glanz vergangener Jahre.
Für deutsche Anleger ist die Botschaft klar: Die Telekom bleibt eine solide Dividendenaktie, doch spektakuläre Kursgewinne sind vorerst nicht zu erwarten. Die Branche befindet sich in einer Phase der Neuordnung, und wer zu den Gewinnern gehört, wird sich erst 2026 zeigen.
Ausblick: Wenn Nebenschauplätze zu Hauptthemen werden
Drei Unternehmen, drei unterschiedliche Herausforderungen – und doch ein gemeinsames Muster: Die großen Geschichten spielen sich oft abseits der Quartalszahlen ab. Juristische Altlasten, Partnerschaften, die noch nicht existieren, und Branchentrends, die einzelne Aktien unter Druck setzen. Für Anleger bedeutet das: Wer nur auf operative Kennzahlen schaut, verpasst die Hälfte der Geschichte.
In der kommenden Woche dürften weitere Bewegungen im Telekom-Sektor für Aufmerksamkeit sorgen, während Intel weiter darauf hoffen wird, dass aus Gerüchten Verträge werden. Die Commerzbank wiederum muss zeigen, dass sie die Vergangenheit endgültig hinter sich lassen kann. Bis dahin bleibt es spannend – auch an den Nebenschauplätzen.
Beste Grüße und ein erfolgreiches Wochenende
Andreas Sommer


