Einen Anlauf brauchte der DAX wohl noch, bevor er in dieser Woche über seinen Widerstand Richtung 13000 Punkte springen konnte. Dies geschah erneut in der zweiten Wochenhälfte und hatte nicht nur charttechnische Gründe. Darauf gehe ich in dieser Analyse ebenso ein, wie auf die weiterhin positive Stimmung bei der Kryptowährung Bitcoin.
DAX brauchte Anlauf: Widerstand getoppt
Der Wochenstart verlief noch sehr ruhig im Deutschen Aktienindex. Nur 75 Punkte Bewegungsspanne sorgten für eine Art Sommerträgheit an den Märkten, ähnlich der allgemeinen Sommerstimmung in Deutschlands Büroetagen. Doch schon am Dienstag gaben die Marktteilnehmer Gas und nutzten den Schwung aus, um in Richtung des bekannten Widerstandes zu laufen. Darüber war zuerst mit Erstaunen, aber später mit klarem Ziel vor Augen im Forum zu lesen:
Damit galten die Verluste aus der Vorwoche als ausgeglichen und der Widerstand um 12.780 war das charttechnische Ziel. Nicht umgehend, dafür war der Markt dann doch zu schwerfällig. Aber am Donnerstag geschah es dann. Ein erster Test gleich zur Handelseröffnung XETRA wurde noch abgewehrt und von einer Konsolidierung bis recht genau an die 12.700 zurück vollzogen.
Nach einigen Tests dieser Marke erhöhte sich jedoch die Wahrscheinlichkeit, diese Linie nachhaltiger zu brechen. So schrieb ich im Forum zu diesem Chartbild:
Denke diese Marke dürfte uns heute aber noch einmal beschäftigen dann am Nachmittag.
Die Anspielung galt der EZB-Sitzung, welche einmal im Monat mit Spannung erwartet wird. Nicht nur die aktuelle Zinspolitik wird hier besprochen und veröffentlicht, sondern auch der Ausblick der Europäischen Zentralbank auf deren Geldpolitik vor dem Hintergrund ökonomischer Rahmendaten. So gelang der Sprung über diese Marke am Nachmittag dann. Es war zugleich der Handelstag mit dem höchsten Volumen am Markt.
DAX duckt sich aus Angst vor einer Türkei-Krise | Chartanalyse KW33
Was geschah bei der EZB?
Die EZB änderte den Hauptrefinanzierungssatz erneut nicht. Er bleibt unverändert bei 0,00 Prozent bestehen, ebenso wie der Negativzins für Guthaben der Geschäftsbanken bei der EZB unverändert bleibt. Dieser liegt somit weiterhin bei -0,4 Prozent. Mit Blick auf das billionenschwere Anleihenkaufprogramm ist ebenso keine Änderung vermeldet worden. Dieses läuft zum Jahresende aus und umfasst aktuell monatlich den Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen mit einem Volumen von 30 Milliarden Euro, welche ab September auf 15 Milliarden Euro monatlich reduziert werden.
Im ersten Effekt startete daher nicht nur der DAX durch, sondern gab auch der Euro nach. Das Währungspaar EUR/USD nähert sich damit erneut der 1,16er-Marke im Chartbild, wie hier kurz dargestellt:
Die Korrelation aus schwachem Euro und starkem DAX griff hierbei.
Vergleich der DAX-Handelstage
Charttechnisch setzte sich der DAX über dem Widerstand fest und etablierte ihn somit. Am Freitag gab es keine Störfeuer und einen eher noch langweiligeren Handelstag, als es schon am Montag der Fall war. Rund 70 Punkte Schwankungsbreite sprechen ihre eigene Sprache. Zu sehen ist dies in der Historie auf wallstreet-online sehr gut:
Mehr Bewegung gab es jedoch bei Bitcoin, auf den ich hier auch wieder eingehe.
Bitcoin steigt weiter an
Der Anstieg der Kryptowährung Bitcoin hatte bereits in der Vorwoche für Verwunderung am Kapitalmarkt gesorgt. Hier wurde eine wichtige Marke angelaufen, an der eine weitere Entscheidung notwendig wurde. Mein Hinweis darauf aus der Vorwochenanalyse ist hierzu noch einmal grundlegend eingebunden:
Von diesem Dreh- und Angelpunkt aus erfolgte nur eine Woche nach dem Short-Squeeze ein weiterer Anstieg. Dieser führte direkt zur 8000 und damit auf das Niveau zurück, welches wir im Mai 2018 nach unten verlassen hatten. Auf Facebook kommentierte ich dies wie folgt:
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Der Hintergrund ist schnell erörtert. Bei der Zulassung eines Bitcoin-ETFs kam wieder Bewegung in den Markt bzw. die Marktakteure. In rund zwei Wochen soll hier eine Entscheidung fallen und neben den schon länger vorliegenden Argumenten sind hier natürlich auch immer wieder aufkeimende Gerüchte ein Treiber für Kursbewegungen. Diverse Fristen und Produkte rund um die Terminkontrakte des Bitcoin müssen hierzu gesichtet werden. Einige aktuelle Gerüchte lesen Sie auf coincierge oder zusammenfassend in meinem jüngsten Artikel:
Charttechnisch bewegt sich der Bitcoin zwischen dem großen und auch psychologisch wichtigen Bereich unterhalb der 10.000 und der Bodenbildung in diesem Jahr von 5.700 Zählern. Dies sieht im Tageschart zur Orientierung wie folgt aus:
Über die weitere Entwicklung im Vorfeld der SEC-Entscheidung werde ich hier gerne wieder berichten. Schwenken wir nun wieder auf den DAX und den Wochenausblick zurück.
Wochenausblick im DAX bullish
Mit der Überwindung der 12.780 wurde nicht nur das GAP aus Mitte Juni noch einmal direkt durchlaufen, sondern damit könnte sich der Bereich nun zur Unterstützung wandeln. Im Stundenchart ist der „Durchmarsch“ sehr gut zu erkennen und birgt vor allem für mittelfristige Trader Orientierung, entsprechend neue Trades in Trendrichtung zu platzieren.
Dabei sollten Long-Trades im Sinne der Charttechnik unter diesem Bereich abgesichert werden. Denn bricht diese Unterstützung erneut, wendet sich das Bild ins Negative. Mit 12.700 und dem darunter liegenden GAP sind gleich zwei Punkte im Chartbild ersichtlich, auf die sich Bären fokussieren dürften. Doch wie beschrieben, tritt dies erst in den Fokus, sobald die Unterstützung als ehemaliger Widerstand erneut unterschritten werden würde.
Soweit ist es jedoch nicht, vielmehr ist die Aufwärtstendenz im Tageschart, der größeren Zeiteinheit, weiter intakt und gut sichtbar. Daraus ergibt sich das Potenzial, auch die runde Marke von 13.000 Punkten wieder anzulaufen. Diese ist, ähnlich wie beim Bitcoin die 10.000, jedoch nicht auf den Punkt wörtlich zu nehmen. Vielmehr ist dies ein psychologisches Ziel, aber als klassisch charttechnischer Bereich umfassender. Daher markiere ich dies hier gelb. Er resultiert aus den Bewegungen von April und Juni. Das „Einlaufen“ in die hier gelb verzeichnete Fläche ist somit sogar eine Art „Zieleinlauf“ bis 13.020 Punkte:
Terminlich sollten Anleger und Trader auf die Zinsentscheidung der Bank of Japan am Dienstag schauen, ebenso wie auf die Verbraucherpreise und das BIP Europas am selbigen Tag. Am Mittwoch folgt denn wieder die US-Notenbank FED mit Ihrem Zinsentscheid und dem Ausblick auf das Gesamtjahr. Der Donnerstag ruft die Bank of England auf den Plan und rundet damit die Zinsgespräche der großen internationalen Notenbanken ab. Weiteres finden Sie im Wirtschaftskalender.
Viele Daten also, ein Monatswechsel in der Woche und vermutlich heiße Temperaturen in Deutschland werden uns beschäftigten. Ich wünsche Ihnen dafür die notwendige Ruhe, Energie und Gelassenheit.
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)