Der EZB-Zinsentscheid ist im Oktober 2021 ein wichtiges Ereignis am Kapitalmarkt. Wir übertragen die Live-Pressekonferenz mit Christine Lagarde.
Was wird bei der EZB-Sitzung im Oktober 2021 erwartet?
Das heutige Treffen der EZB steht so ein wenig zwischen Lieferung und neuer Erwartungshaltung am Markt. Die Themen steigende Inflation, Anleihekäufe, Renditen und der Weidmann-Rücktritt sind sicherlich auf der Agenda.
Der Leitzins selbst soll unverändert bleiben, doch steht das Thema „Tapering“ und damit der Rückbau der Anleihenkäufe ganz oben auf der Liste der Marktbeobachter.
Es sind in der Tat außergewöhnliche Krisenprogramme, die noch vor Monaten aufgelegt wurden. Doch sobald die Wirtschaft stark genug ist, können diese zumindest heruntergefahren werden. Bisher argumentierte die EZB, es sei nicht so weit. Im selben Wortlaut wurde aber die Öffentlichkeit und der Finanzmärkte auf den „Exit“ vorbereitet und auf Dezember verwiesen. Nun haben wir jedoch erst Oktober und heute erst positive Daten vom Jobmarkt aus Deutschland erhalten.
Ein Zitat blieb beim Rückblick auf die jüngsten EZB-Sitzungen bei uns in Erinnerung: „Außergewöhnliche Zeiten haben außergewöhnliche Maßnahmen erforderlich gemacht.“ Selbstverständlich würden sie rückabgewickelt, sobald die „Bedingungen sich normalisiert haben“. Doch sind sie dies schon?
Das historisch niedrige Zinsniveau bleibt nach aktuellen Angaben aus dem EZB-Raum bestehen, ein Einlagensatz der Banken von minus 0,5 Prozent. Gut für die Wirtschaft, aber schlecht für Sparer, denn die Inflation ist seitdem angestiegen.
Ökonomen und Währungshüter hatten für die aktuelle Entscheidung eine Menge volkswirtschaftlicher Daten zur Auswertung. Inflation, Handelsbilanz oder auch den ZEW Index aus dieser Woche, der den vierten Monat in Folge schwächer notierte. Darauf basierend stimmen die Notenbankmitglieder ihr weiteres Vorgehen ab. Konkret nennt man dies „Projektionen der EZB“.
Diese wurde nur ein halbes Jahr nach Trichets Rede in der Euro-Krise eingeleitet, denn einzelne Mitgliedsstaaten gerieten an den Rand der Pleite, ganze Bankensysteme standen vor dem Zusammenbruch, die Realwirtschaft schrumpfte, die Schuldenlasten stiegen und eine große Anzahl an Menschen in der Eurozone wurden arbeitslos. AB da gab sich die EZB dem Krisenmodus (mit kurzen Unterbrechungen) hin.
Gemeldet wurde heute bereits, dass es beim Gesamtvolumen im PEPP von 1,85 Billionen Euro bleibt und die APP-Käufe monatlich verankert bleiben. Insgesamt streckt sich die PEPP-Reinvestition bis mindestens zum Ende 2023, was ein höheres Tempo von PEPP-Käufen im Vergleich zum ersten Quartal bedeutete.
Die Renditen den Anleihen stiegen in den letzten Wochen sogar an und die Inflation ist eben kein temporären Problem, wie zunächst unterstellt wurde. Doch letztlich hat die EZB das Monopol bei ihrer Einschätzung.
Das Geldmonopol der EZB
Das Geldmengenwachstum bleibt erschreckend hoch. Erst am Mittwoch dem 27.10. wurde ein Geldmengenwachstum M§ auf Quartalsbasis von 7,6 Prozent vermelet. Allein 1,85 Billionen Euro standen zur Pandemie-Bekämpfung bereit. Sie ist noch nicht beendet.
Darin enthalten sind weitreichenden Finanzierungen für die Euro-Länder und ihre Haushalte, Kommunen und Gemeinden aber auch Unternehmen selbst.
Manche dieser Anleihen haben beste Kreditwürdigkeit, doch einige auch nicht. Und genau hier könnte das Problem liegen, was langfristig auch den Euro selbst schwächt.
Der Leitzins selbst verharrt bereits seit dem Jahr 2016 auf diesem historischen Niveau:
Das Augenmerk liegt daher auf der Ausrichtung der EZB im Rahmen der nun schon lange vorherrschenden lockeren Geldpolitik. Christine Lagarde setzte bisher diesen Kurs von ihrem Vorgänger Mario Draghi fort.
Ein diskutiertes Thema ist zudem der Aktienkauf durch eine Notenbank, zu dem es auf dem Portal hier eine Einschätzung gibt.
Ist der Aktienkauf der EZB eine gute Idee?
Internationales Zinsumfeld
Die EZB muss sich beim Leitzins immer wieder mit anderen Industrienationen messen lassen. Folgende Abbildung von finanzen.net zeigt die internationalen Unterschiede auf:
Zinsschritte der EZB im Überblick
Historisch betrachtet liegt der letzte Zinsschritt viele Jahre zurück. Davor gab es mehrere Zinssenkungen, ausgehend vom Niveau um 5 Prozent vor nunmehr 11 Jahren. Erst davor konnte man sich über steigende Zinsen noch erfreuen – eine historische Zeit, die viele von uns nicht mehr kennen.
Folgende Übersicht zeigt Ihnen die letzte Zinsschritte der EZB (Quelle: leitzinsen.info):
Mit Trading-Treff können Sie im Chat an der Zinssenkung und Diskussion unter Tradern teilnehmen. Und danach hier quasi LIVE dabei sein und alle Reaktionen in der Pressekonferenz direkt mitverfolgen. Wie geht dies?
Live-Pressekonferenz der EZB-Sitzung
Die EZB hat zu diesem Termin einen Livestream zur Verfügung gestellt. Dieser ist unter diesem Link bzw. hier live auf Trading-Treff einsehbar und zeigt bis zum Event um 14.30 Uhr einen Countdown:
Über weitere Events halten wir Sie natürlich auf auf dem Laufenden. Einschätzung zu den Märkten, ausgewählten Aktien und Forex finden Sie auf Trading-Treff in den entsprechenden Rubriken.
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