Lustloses Jahresende im DAX versus volatile Wall Street

DAX-Jahr tief im Minus
DAX-Jahr tief im Minus

Die Märkte kommen entgegen der Stimmung zur Weihnachtszeit in den Wohnzimmern nicht zur Ruhe. Zumindest nicht die Wall Street, welche zum Jahresausklang noch einmal aufregende Tage voller Volatilität zeigte. Davon ließ sich der DAX eher wenig beeindrucken und beendete das Handelsjahr unspektakulär. Was sich hierbei genau ereignete und wie man diese Voraussetzungen im neuen Börsenjahr nutzen kann, erörtere ich in folgender Chartanalyse.

 

Luft raus im DAX?

 

Die US-Regierung hielt vor einer Woche eine Überraschung zu Weihnachten bereit – einen Shutdown. Reagieren konnten die Kurse darauf im ersten Affekt nicht, da dieser nach dem Freitagsschluss in den USA veröffentlicht wurde. Die drastische Stoppung aller öffentlichen Haushaltsausgaben verbunden mit Zwangsurlaub von fast einer Million Beschäftigten hatte dann seinen Schrecken nach Weihnachten entfaltet. Die DAX-Indikationen standen rund 200 Punkte tiefer und damit auf einem potenziell neuen Zweijahrestief. Auch an der Wall Street drohten neue Verkaufsorders, welche dann auch direkt am Heiligabend einsetzten und im Dow Jones ein Minus von knapp drei Prozent sowie im S&P 500 ein Minus von 2,5 Prozent hinterließen. Der Fokus nannte es „Eine schöne Bescherung“.

Sollte das Handelsjahr so tiefrot enden?

„Glücklicherweise“, aus Sicht der Anleger“ sagte US-Präsident Donald Trump am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Reportern:

 

Ich denke, es ist eine großartige Gelegenheit zu kaufen. Wirklich eine großartige Gelegenheit zu kaufen.

 

Damit drehte sich das Sentiment und der Marktverlauf erneut drastisch. Der Dow Jones konnte den stärksten Punktgewinn seiner Geschichte feiern und nahm damit nicht mehr Kurs auf die 21.000, sondern die 23.000 Punkte-Marke. Dies hatte ich in dieser Analyse vermerkt:

 

Rallye im Dow Jones von rund 1.000 Punkten
Rallye im Dow Jones von rund 1.000 Punkten

 

Erst einen Tag darauf konnten DAX-Anleger reagieren und revidierten die Schätzung nach dem Shutdown komplett. Das Gegenteil war zum Handelsauftakt zu sehen – ein GAP auf der Ober-, statt auf der Unterseite. Ein Grund für eine verspätete Weihnachtsrallye stellte dies jedoch nicht dar, denn die US-Futures tendierten bereits wieder im Minus und zogen den DAX tiefer als auf das Startniveau zurück.

Im Abwärtssog wurde dann sogar ein neues Jahrestief zum Mittag erreicht:

 

Reversal nach Trump-Aufschwung im DAX
Reversal nach Trump-Aufschwung im DAX

 

Erst am Nachmittag kam es zu einer Stabilisierung, allerdings noch einmal 150 Punkte tiefer. Mit 10.279 Punkten wurde damit ein neues Zweijahrestief markiert. Immerhin korrigierten die US-Futures um rund 500 Punkte:

 

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Doch die Wall Street schaffte im Handelsverlauf ein Reversal am Donnerstag und legte damit den Grundstein für einen abermals positiven Start in Europa am Freitag. Ohne weiteres „Störfeuer“ konnte dieser gehalten werden und so zumindest nur ein kleines Minus von 0,7 Prozent im DAX für diese kurze Handelswoche generieren. Mehr war aus charttechnischer Sicht nicht möglich, da hier weiterhin der große Abwärtstrend auf dem Kursverlauf lastete:

 

Abwärtstrend im DAX dominiert
Abwärtstrend im DAX dominiert

 

Weitaus besser lief es an der Wall Street selbst. Der Dow Jones eroberte die 23.000er-Marke zurück und konnte damit im Wochenverlauf ein Plus von 2,75 Prozent erzeugen, welches nur vom Nasdaq mit 3,95 Prozent deutlich übertrumpft wurde. An beiden Handelstagen gab es eine enorme Volatilität von teilweise 200 Punkten in wenigen Minuten, welche dem dünnen Handelsvolumen zum Jahresausklang und dem teilweise unkoordinierten Orders institutioneller Anleger geschuldet waren. Hier stehen oftmals Ultimo-Aufträge und das bekannte „Windows Dressing“ auf der Tagesordnung. Dazu folgendes Beispiel mit jeweils 400 Punkten Schwankungsbreite:

 

Volatilität im Dow Jones zum Jahresausklang
Volatilität im Dow Jones zum Jahresausklang

 

Es ist schwer, hierbei intraday ein spannendes Setup zu finden und unabdingbar, sein Risikomanagement entsprechend einzuhalten. Noch dazu, wo die Auswirkungen und die Dauer des Shutdown in den USA ungewiss sind. Was leiten wir daraus für das neue Jahr ab?

 

Implikationen zum Jahresstart

 

Ein paar Handelsstunden gibt es an der Wall Street in diesem Jahr noch. Grundlegend dürfte sich aber an diesem historisch schlechten Dezember nichts ändern. Er dominiert alle Monate des Jahres, wie man hier sehen kann:

 

DAX-Monate in der Performance 2019
DAX-Monate in der Performance 2019

 

Damit wird voraussichtlich auch das Börsenjahr im Dow Jones mit rund 6 Prozent Minus im roten Bereich enden. Viel schlechter sieht es im DAX aus. Er kommt auf rund 20 Prozent Minus im Kalenderjahr 2018 und ist damit klarer Underperformer im internationalen Vergleich. Sah es am Jahresanfang zumindest noch unentschlossen aus, so nahm der Verkaufsdruck mit Bruch des Aufwärtstrends vor allem im Sommer stetig zu:

 

Fazit zum Börsenjahr im DAX
Fazit zum Börsenjahr im DAX

 

Aktuell notieren wir auf dem Kursniveau des Sommers 2016 und damit in der großen Konsolidierungszone aus der Vorwochenanalyse (altes Chartbild):

 

Das große Bild im DAX
Das große Bild im DAX

 

Hieran hat sich an den wenigen Handelstagen nichts geändert. Von daher halte ich es beim Ausblick auf die ersten Handelstage des neuen Börsenjahres mit dem dritten Chartbild und den Widerständen:

 

  • Abwärtstrend seit Mitte Dezember
  • Horizontaler Widerstand um 10.620 Punkte

 

DAX-Widerstände im neuen Handelsjahr 2019
DAX-Widerstände im neuen Handelsjahr 2019

 

Erst über diesen beiden Schwellen wäre aus meiner Sicht ein Impuls auf der Oberseite nachhaltiger. Unter 10.480 und damit unter den Tiefs aus der „Vorweihnachtszeit“ ist ein Abrutschen zum jüngsten Tief noch einmal wahrscheinlich. Im Chartbild wäre dies folgender Trigger und damit die Gefahr zum Jahresstart:

 

DAX-Gefahr zum Jahresstart
DAX-Gefahr zum Jahresstart

 

Maßgeblich wird dafür die Entwicklung an der Wall Street bleiben. Terminlich wird der 2. Januar gleich mit den Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland und der EU starten, ergänzt durch den Market PMI aus Großbritannien und den USA am Nachmittag. Am Mittwoch steht unsere Arbeitslosenquote und in den USA der ISM um 16 Uhr an, gefolgt vom FOMC-Protokoll der amerikanischen Notenbank um 20 Uhr. Weitere Daten zum Wochenausklang, an denen vor allem um 14.30 Uhr in den USA mit dem Arbeitsmarkt eine Menge neue Wirtschaftsdaten zur Veröffentlichung stehen, entnehmen Sie gerne dem Wirtschaftskalender.

 

An dieser Stelle richte ich ein herzliches DANKE an Sie – für Ihre Aufmerksamkeit und das Interesse an meinen Gedanken. Kommen Sie gut in das neue Börsenjahr, nehmen Sie sich nur das Beste vor und setzen Sie dies entsprechend um. Wenn ich Ihnen dabei zur Seite stehen darf, lassen Sie es mich wissen.

 

In diesem Sinne auf ein erfolgreiches 2019 – Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)

 

Risikohinweis

Der Handel mit Finanzprodukten ist risikoreich. Sie können Ihr eingesetztes Kapital verlieren. Diese Analyse ist keine Handelsempfehlung und enthält lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.

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Über Andreas Bernstein 1462 Artikel
Andreas Bernstein ist als Trader, Referent und Coach über 20 Jahre unter dem Pseudonym "Bernecker1977" aktiv gewesen. Sein Trading von Indizes, Devisen und Rohstoffen an der Börse vollzieht er mit Futures, Derivaten und CFDs.. Schauen Sie ihm hier oder auf dem Twitch-Kanal "FIT4FINANZEN" täglich über die Schultern.

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