Spire Aktie: Enttäuschende Zahlen belasten

Spire verfehlt Quartalserwartungen deutlich, erhöht jedoch die Dividende und zeigt optimistische Prognosen für 2026 mit über 20% Gewinnwachstum auf.

Spire Aktie
Kurz & knapp:
  • Quartalsverlust je Aktie übertrifft Analystenschätzungen
  • Umsatz fällt 21% unter Konsensprognose
  • Dividende wird um 5,1% angehoben
  • Optimistische Gewinnprognose für 2026 vorgelegt

Die Aktie von Spire Inc. geriet am 14. November 2025 unter Druck, nachdem das Unternehmen seine Zahlen für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2025 vorgelegt hatte. Der Titel verlor im vorbörslichen Handel 2,33% auf 87,08 Dollar. Die Enttäuschung der Anleger ist nachvollziehbar: Sowohl beim Gewinn je Aktie als auch beim Umsatz verfehlte der US-Gasversorger die Erwartungen deutlich.

Der Verlust je Aktie belief sich auf 0,47 Dollar – Analysten hatten lediglich mit 0,43 Dollar gerechnet. Noch drastischer fiel die Abweichung beim Umsatz aus: Mit 334,1 Millionen Dollar lag dieser satte 21% unter der Konsensschätzung von 422,84 Millionen Dollar. Ein herber Rückschlag, der die jüngste Aufwärtsbewegung der Aktie vorerst stoppt.

Gesamtjahr mit Lichtblicken

Zumindest auf Jahressicht konnte Spire ein solides Ergebnis präsentieren. Der bereinigte Gewinn je Aktie stieg im Geschäftsjahr 2025 (endete am 30. September) um 7,5% auf 4,44 Dollar, verglichen mit 4,13 Dollar im Vorjahr. Das Geschäftssegment Gas Utilities trug 231 Millionen Dollar zum Ergebnis bei – ein Plus von 5% gegenüber dem Vorjahr. Das Midstream-Segment legte noch stärker zu und verbesserte sich um 23 Millionen auf 56 Millionen Dollar.

Diese Entwicklung wurde durch zusätzliche Speicherkapazitäten und günstige Vertragserneuerungen gestützt. Auch das Gas-Marketing-Segment konnte ein Plus von 2,5 Millionen auf 26 Millionen Dollar verbuchen. Das Unternehmen investierte im abgelaufenen Geschäftsjahr 922 Millionen Dollar, wovon fast 90% in die Versorgungsinfrastruktur flossen.

Dividende erhöht – Anleger beruhigt?

Als Zeichen des Vertrauens in die künftige Entwicklung erhöhte der Vorstand die Quartalsdividende um 5,1% auf 0,825 Dollar je Aktie. Damit steigt die jährliche Ausschüttung auf 3,30 Dollar. Die Zahlung erfolgt am 5. Januar 2026 an Aktionäre, die am 11. Dezember 2025 im Register eingetragen sind. Spire kann damit auf 23 Jahre kontinuierlicher Dividendenerhöhungen verweisen – ein Argument für einkommenorientierte Anleger.

Ehrgeizige Prognose für 2026 und 2027

Für das laufende Geschäftsjahr 2026 stellt das Management einen bereinigten Gewinn je Aktie zwischen 5,25 und 5,45 Dollar in Aussicht. Am Mittelwert gemessen entspricht das einem Wachstum von über 20% gegenüber dem Vorjahr. Diese Prognose basiert allerdings auf den erwarteten Effekten aus dem im Oktober wirksam gewordenen Tarifverfahren in Missouri. Noch sind die Ergebnisse der geplanten Übernahme des Piedmont-Geschäfts in Tennessee nicht eingerechnet.

Für das Geschäftsjahr 2027 rechnet Spire mit einem Gewinn je Aktie von 5,65 bis 5,85 Dollar. Dieser Ausblick beinhaltet einen vollen Jahresbeitrag aus dem Tennessee-Geschäft, setzt aber voraus, dass die eigenen Gasspeicheranlagen verkauft werden. Die Transaktion steht unter regulatorischen Vorbehalten und bedarf noch der Zustimmung des Aufsichtsrats.

Tennessee-Deal nimmt Formen an

Die Übernahme des Piedmont-Tennessee-Geschäfts von Duke Energy soll im ersten Quartal 2026 abgeschlossen werden. Im September 2025 wurde bereits die kartellrechtliche Prüfung abgeschlossen, die Genehmigung der Federal Energy Regulatory Commission (FERC) für die Übertragung der Gaslieferverträge liegt vor. Die Freigabe durch die Tennessee Public Utility Commission steht noch aus.

Spire plant eine ausgewogene Finanzierungsstruktur aus Fremd- und Eigenkapital sowie hybriden Wertpapieren, um die bestehenden Kreditratings zu erhalten. Der Anteil der neu auszugebenden Stammaktien soll minimal bleiben. Zur Finanzierung prüft das Unternehmen den Verkauf seiner Gasspeicheranlagen – ein Prozess, der bis Ende 2025 abgeschlossen sein soll. Nach eigenen Angaben verzeichnet Spire dabei erhebliches Kaufinteresse.

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Kapitalbedarf steigt auf 11,2 Milliarden Dollar

Das Investitionsprogramm über zehn Jahre summiert sich nun auf 11,2 Milliarden Dollar. Der Löwenanteil von 70% fließt in Sicherheits- und Zuverlässigkeitsprojekte, weitere 19% in den Ausbau des Kundennetzwerks. Für die kommenden fünf Jahre (Geschäftsjahre 2026 bis 2030) sind Ausgaben von 4,8 Milliarden Dollar eingeplant.

Die Rate Base soll von geschätzten 8,2 Milliarden Dollar Ende Geschäftsjahr 2026 auf 10,7 Milliarden Dollar bis 2030 wachsen. Spire erwartet ein durchschnittliches jährliches Rate-Base-Wachstum von etwa 7% in Missouri und 7,5% in Tennessee. In Alabama rechnet das Unternehmen mit einem Anstieg des regulierten Eigenkapitals um 6%.

Regulierung bleibt Schlüsselfaktor

In Missouri trat kürzlich eine neue Gesetzgebung in Kraft, die ein zukunftsorientiertes Testjahr als Grundlage für die Tarifgestaltung etabliert. Statt auf historischen Kosten basieren die Tarife künftig auf prognostizierten Ausgaben. Spire plant im Herbst 2026 eine neue Tarifanpassung nach diesem Modell zu beantragen. Die Auswirkungen dieser Änderung werden sich allerdings erst im Geschäftsjahr 2028 zeigen.

In Alabama läuft derzeit das jährliche Rate Stabilization and Equalization (RSE)-Verfahren zur Tarifanpassung. Neue Tarife sollen ab Dezember 2025 gelten. Das Unternehmen betont, dass die Tariferhöhungen der vergangenen Jahre sowohl in Missouri als auch in Alabama im Rahmen der Inflationsrate lagen.

Operative Herausforderungen im vierten Quartal

Das schwache vierte Quartal spiegelt die typische Saisonalität des Geschäfts wider – die Nachfrage nach Erdgas ist in den Sommermonaten naturgemäß gering. Dennoch fielen die Betriebs- und Wartungskosten höher aus als erwartet, was das Quartalsergebnis zusätzlich belastete. Die Abschreibungen stiegen aufgrund der hohen Investitionen um 14 Millionen Dollar gegenüber dem Vorjahr auf 298,2 Millionen Dollar.

Die Finanzierungskosten entwickelten sich dagegen günstiger: Die Zinsaufwendungen sanken im Gesamtjahr um 10,2 Millionen Dollar, da sowohl lang- als auch kurzfristige Zinssätze niedriger ausfielen. Allerdings verringerten sich die Gutschriften für Gasträgerkosten um 9,4 Millionen Dollar.

Wie geht es weiter?

Spire steht vor einem entscheidenden Jahr. Die Übernahme in Tennessee könnte die Ertragsbasis deutlich verbreitern und die regionale Diversifikation verbessern. Gleichzeitig hängt die Finanzierungsstrategie maßgeblich vom erfolgreichen Verkauf der Speicheranlagen ab. Das Management zeigt sich optimistisch und bekräftigt sein langfristiges Wachstumsziel von 5-7% jährlich beim bereinigten Gewinn je Aktie – ausgehend vom Mittelpunkt der 2027er-Prognose von 5,75 Dollar.

Die verfehlten Quartalserwartungen und der Kursrückschlag zeigen jedoch, dass der Markt wenig Spielraum für Enttäuschungen lässt. Ob die ehrgeizigen Ziele tatsächlich erreicht werden, hängt von regulatorischen Entscheidungen, der erfolgreichen Integration des Tennessee-Geschäfts und einer stringenten Kostenkontrolle ab.

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Über Felix Baarz 1083 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.