Das Wochenminus von 1,5 Prozent im DAX sieht unspektakulär aus. Er schwankte im Wochenverlauf recht trendlos. Neben den normalen Emotionen spielte hier vor allem die US-Leitzinserhöhung und Italien eine wichtige Rolle. Wie sich dies im Chartbild widerspiegelt, erörtere ich in dieser Chartanalyse für die KW40.
Volatile DAX-Woche
Die DAX-Handelswoche startete mit sehr wenig Schwankungen und geringer Volatilität. An die Hochs der Vorwoche, die vor allem im Zuge des Verfallstages entstanden, konnte der Markt nicht mehr anknüpfen. Knapp über bzw. unter 12.400 Punkten wurden die Wochenhochs markiert und mehrfach getestet. Dabei nahm die Schwankungsbreite an den einzelnen Handelstagen sukzessive zu. Von Anfangs noch 60 Punkten und fast impulslosem Handel steigerte sich diese auf 203 Punkte am Freitag. In der Wochenhistorie sieht dies wie folgt aus:
Dabei stach vor allem die zweite Wochenhälfte hervor. Hierbei erwarteten die Marktteilnehmer mit Spannung das Zinsergebnis der amerikanischen Notenbanker FED. Wie erwartet wurde dabei der Leitzins erhöht. Nunmehr das achte Mal in Folge, was einem Basiszins von über 2 Prozent entspricht. Im internationalen Vergleich zieht der US-Zins damit weiter an und vergrößert den Spagat zur EZB. Folgende Grafik von finanzen.net veranschaulicht dies:
Ob sich diese Entwicklung fortsetzt, werden die nächsten Wirtschaftsdaten zeigen. Erwartet wird zumindest für Dezember eine weitere Zinsanhebung in den USA und mit der aktuellen EZB-Politik könnte Europa dann ggf. im kommenden Jahr nachziehen.
Die Börsen reagierten erst einmal gelassen auf dieses Event am Mittwochabend. Am Folgetag gab es dann heftigere Ausschläge. Die Reaktion verursachte eine kleine Stopp-Welle auf der Unterseite. Dabei verließ der Deutsche Aktienindex seine leicht fallende „Range“ und erschreckte die Anlegern etwas:
Dieser „Schüttel-Alarm“ dauerte nicht lange an. Bereits zum Mittag war der Verlust fast aufgeholt und am Nachmittag stand sogar ein neues Wochenhoch auf der DAX-Agenda. Wie sich dies vollzog, zeigt dieser recht beeindruckende Wochenchart. Man bezeichnet dies in der klassischen Markttechnik als Intraday-Reversal. Shorties mussten schnell eindecken und trieben den Markt letztlich sogar auf ein neues Wochenhoch, wie auf meiner Facebook-Präsenz gezeigt wurde:
Auch dieser Ausbruch war nicht nachhaltig. Bereits am Freitag wurde die 12.400 wieder unterschritten und im Zuge der Italien-Meldungen auch die 12.300 und kurzzeitig die 12.200. Was war geschehen?
Unsicherheiten bezüglich Italien
Eine regelrechte „Schuldenpanik“ löste den Kursrutsch aus. Seitens der EU ist das Land zum Schuldenabbau angehalten. Der aktuelle Haushalt sieht jedoch gänzlich anders aus. Damit droht ein größerer Konflikt.
Im ersten Affekt fielen die italienischen Staatsanleihen und Bankenwerte. Der Kursrutsch war so stark, dass einige Aktien sogar vom Handel ausgesetzt wurden, wie u.a. Fokus Money berichtete. Diese Auswirkungen waren ebenso im DAX zu spüren, der im Einklang mit dem EUR/USD am Freitag stark nachgab.
Charttechnisch ist der DAX somit weiterhin im Abwärtstrend. Aus dem Tageschart heraus fügt sich die Freitagskerze nahtlos in eine Reihe von fallenden Hochpunkten ein. Wie im Forum zu lesen war, könnte dies hier als Kursziel herhalten:
Ausblick auf die neue Handelswoche
Im Stundenchart ist auf den Tiefs vom Freitag ein Bereich angelaufen worden, der uns Mitte September bereits beschäftigte. Er könnte dem Markt erst einmal Halt verschaffen und somit als Konsolidierung durchgehen:
Nur etwa 50 Punkte darunter befindet sich ebenfalls eine Unterstützung. Auf diese zielte ich mit dem obigen Schaubild vom Tageschart ab und stelle diese noch einmal im 4-Stunden-Chartbild dar:
Dort ist aus meiner Sicht spätestens mit einer Gegenbewegung zu rechnen, die man dennoch im großen Chartbild (Tageschart) weiterhin nur als Gegenbewegung einordnen muss. Ein Bullenmarkt oder eine Herbstrallye ist damit noch lange nicht eingeleitet. Dafür müsste sich der DAX schnell über die Hochs aus KW39 und damit im Idealfall zur 12.500 Punkte-Marke hinbewegen.
Da der September mit rund einem Prozent eine negative Entwicklung aufzeigt und der Oktober statistisch ein positiverer Börsenmonat ist, könnte es zumindest in die bullishe Richtung tendieren. Als Range favorisiere ich ein Pendeln zwischen 12.120 im Tief und 12.450 im Hoch für die anstehende Handelswoche.
Für Termine ist in der kommenden Woche vor allem der Freitag im Handelsverlauf relevant. Mit den Stundenlöhnen und Beschäftigtenzahlen der USA stehen um 14.30 Uhr zwei wichtige Indikatoren für die Einschätzung der volkswirtschaftlichen Entwicklung auf der Agenda. Alle weiteren feststehenden Veröffentlichungen finden Sie im Wirtschaftskalender.
Damit wünsche ich einen optimalen Start in die Kalenderwoche 40 und viel Erfolg.
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)
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